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1045 - Zombie-Eulen

1045 - Zombie-Eulen

Titel: 1045 - Zombie-Eulen
Autoren: Jason Dark
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noch da. Er hat mich erwischt. Ich konnte nichts dagegen tun, obwohl ich mich gegen ihn gestellt habe. Vielleicht ist das ein Fehler gewesen.« Er sprach hektisch.
    Immer nur in kurzen Sätzen.
    »Sie sind verfolgt worden?«
    »Ja, das bin ich.« Ein heftiger, aber kurzer Atemzug. »Man hat mich verfolgt. Ich dachte, der Fluch wäre beendet. Aber das stimmte nicht. Er ging weiter, immer weiter. Ich habe es versucht, aber ich habe ihn nicht beenden können. Dann bin ich geflohen. In dieses Land. Hier wartete meine Familie. Aber er kam mir nach. Er hat sich ausgebreitet. Er ist ein Schrecken meiner Heimat. Fast so schlimm wie die Vampire und die grausamen Wölfe.«
    »Es war also ein Vogel?« fragte Bill.
    »Ja, eine Eule.«
    »Und Sie will die Augen eines Menschen?«
    »Sie hat mir meine genommen.«
    »Warum?«
    Ion Kasanu quälte sich. Er drehte den Kopf zur Seite. Der Mund zog sich in die Breite. »Die Eulen verfolgen alle, die ihnen Böses wollen. Sie hausen in ihrer Welt. Nur manchmal kommen sie hervor und stürzen sich auf die Menschen. Sie wollen die Augen. Sie wollen ihnen das Licht nehmen, denn sie selbst sind Kreaturen der Nacht. Erst bei Dunkelheit können sie richtig sehen.«
    Ich hatte mich bisher zurückgehalten. Diesmal mußte ich einfach etwas sagen. »Kennen Sie den Begriff Strigen, Mr. Kasanu?« fragte ich leise.
    Er blieb still.
    Ich wiederholte meine Frage. »Was sind Strigen?«
    »Satans-Eulen.«
    »Nein, nein, nie gehört. Die sind mir unbekannt, wirklich. Damit kann ich nichts anfangen. Warum fragst du?«
    »Vergessen Sie es, bitte.« Ich nickte Bill zu, damit er weitersprechen konnte.
    »Die Eulen haben Sie verfolgt, Mr. Kasanu?«
    »Ja, über Länder und Wasser hinweg. Bis sie mich hier in London gefunden haben.«
    »Sie wurden von ihnen gehackt, wie?«
    »Und ob. Sie mochten mich nicht. Sie waren voll des Hasses. Sie begreifen nicht, daß es ein Mensch gewagt hat, sich gegen sie zu stellen. Ich habe gespürt, daß sie sich nicht mehr zurückhalten werden. Sie sind wie aus einem langen Schlaf erwacht, in dem sie Jahrhunderte gelegen haben. Wie die Vampire. Sie rauben den Menschen das Licht, um sie zu Geschöpfen der Nacht zu machen.«
    »Und wo leben sie in Ihrem Land?«
    »Versteckt in den Wäldern. In alten Gemäuern, in einem alten Turm, wie die Legende berichtet. Dort haben sie sich eingenistet. Da leben sie. Von dort führen sie ihre Raubzüge durch.«
    »Raubzüge?« fragte ich.
    »Ja, ja!« stieß Ion hervor. »Sie rauben…«
    »Augenlicht?«
    »Nicht nur.«
    Ich spürte, daß wir uns einem Höhepunkt näherten. »Was holen sie sich noch?«
    Der Mann fing an zu schluchzen. Er warf sich auf seinem Lager hin und her. »Sie rauben auch Kinder. Kleine Kinder. Babys. Ja, die holen sie sich.«
    »Haben Sie das schon erlebt?«
    »Ja und nein. Nur gehört. Aber es stimmt. Ich glaube daran. Sie sind schrecklich.« Er holte Luft und richtete sich plötzlich auf. Seine Stimme wurde lauter. Aus seinen dunklen Blutaugen starrte er nach vorn, als würde er alles erkennen können. »Ich habe sie nicht gesehen, wie sie raubten, aber ich bin am Turm gewesen. Tief im Wald versteckt, und da hörte ich die Schreie«, flüsterte er.
    »Die der Vögel oder die der…«
    »Der Kinder!« keuchte er. »Ich habe kleine Kinder schreien und schrecklich weinen hören. Die Eulen haben sie aus den Betten geraubt und sie mit in den Turm genommen. Nachts, wenn die Eltern schliefen, sind sie gekommen.« Er hob die Hände und preßte sie gegen sein Gesicht, als wollte er normale Augen verdecken. »Es war grauenhaft. Ich werde die Schreie nie vergessen…«
    Bill und ich schauten uns an. Mir war heiß und kalt zugleich geworden, und meinem Freund erging es nicht anders.
    Mrs. Kasanu trat an das Bett heran. Sie umfaßte die Schultern ihres Mannes, redete sacht auf ihn ein und drückte ihn ebenso sacht wieder zurück.
    Wir ließen die Frau in Ruhe, denn sie kam am besten mit ihrem Mann zurecht. Da wir weit genau vom Bett entfernt standen, konnten wir uns unterhalten, ohne gehört zu werden. Bill stellte die erste Frage. Er hatte sich zuvor geräuspert. »Sag mir deine Meinung, John, und dann will ich von dir wissen, ob wir falsch liegen.«
    »Bestimmt nicht. Wenn alles stimmt, sieht es böse aus. Ich wüßte auch nicht, warum sich jemand so etwas aus den Fingern saugen sollte. Da steckt schon mehr dahinter.«
    Bill gab mir durch sein Nicken recht. Er schaute noch mal zum Bett hin, wo der Mann mit den blutigen Augenhöhlen
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