Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1045 - Zombie-Eulen

1045 - Zombie-Eulen

Titel: 1045 - Zombie-Eulen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
war es die Sorge um ihr Kind, die sie nicht zusammenbrechen ließ.
    Er stand auf, streichelte dabei seine Besucherin, die ihn nicht zur Kenntnis nahm, da sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt war. Auch als er zur Tür ging, sprach sie ihn nicht an, so daß Marek die Tür aufdrücken und nach draußen gehen konnte. Er wußte selbst nicht, warum er diesen Weg nahm. Es war einfach ein Gefühl gewesen, so zu handeln. Es war mittlerweile beinahe drei Uhr morgens, und die Stille draußen schien noch dichter zu sein.
    Er hatte das Licht nicht ausgeschaltet. Wie eine lebende Zielscheibe stand Marek vor der Tür, aber das störte ihn nicht. Man würde wohl kaum auf ihn schießen. Seine Feinde arbeiteten mit anderen Methoden. Er hatte nicht nur die Scherben zusammengefegt, sondern auch die Reste der Eulen außer Haus geschafft. Das Zeug lag draußen, wo es keinen störte. Irgendwann würde es vergammeln.
    Auch in Petrila brannten kaum Lichter. Der Ort lag in tiefem Schlaf. Nach Öffnung des Eisernen Vorhangs hatte es so ausgesehen, als würde sich in der kleinen Stadt viel verändern. Das war nicht eingetroffen. Im Gegenteil, einiges war sogar noch schlechter geworden. Die Menschen hatten früher mehr zusammengehalten. Heute dachte jeder nur an sich. Viele hatten den Ort und das Land auch verlassen. Diejenigen, die geblieben waren, schlugen sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Trotzdem wollte Frantisek hier nicht weg. Er war ein heimatverbundener Mensch. Hier war seine Frau begraben, und in diesem Land mußte er auch bleiben, um seine Aufgabe zu erfüllen. Es gab genug zu tun. Hier existierte das Grauen. Er wußte, daß die Blutsauger nicht alle ausgerottet waren. Es gab sie. Sie versuchten immer wieder, in den Kreislauf der Menschen einzudringen. Doch an Vampire dachte er nicht. Ihm ging es um die Eulen, die Kinder raubten. Und er dachte an diese geheimnisvolle Frau, die er in den Augen der Eulen gesehen hatte.
    Wer war sie?
    Kein Spuk. Zumindest keine Einbildung. Sie war von zwei Augenpaaren gesehen worden.
    Immer wieder fragte sich der Pfähler, ob es diese Person auch in der Realität gab oder gegeben hatte. Er schüttelte den Kopf, weil ihm das Denken zu dieser Stunde einfach schwerfiel. Außerdem spürte er die Müdigkeit, die durch seinen Körper kroch und ihn matt machte. Auch wollte er seinen Schützling nicht zu lange allein lassen. Noch eine Runde um das Haus, das war es dann gewesen.
    Dabei wußte Marek genau, daß er diesmal nicht angegriffen wurde. Die Zombie-Eulen hatten ihr Ziel erreicht. Sie waren wieder mit ihrer Beute verschwunden.
    Er ging langsam. Die Bewegung tat ihm weh. Beim Sturz war er auf seinen rechten Hüftknochen und auf das entsprechende Bein gefallen, und das merkte er schon.
    Zu seinem Grundstück gehörte auch ein kleiner Garten. Im Sommer pflanzte Marek dort Gemüse an, auch Blumen, aber den Mittelpunkt des Garten bildete etwas anderes.
    Es war ein Grab!
    Unter der kalten Erde lag seine Frau Marie begraben, und sehr oft ging Marek hin, um am Grab stumme Zwiesprache mit der Verstorbenen zu halten.
    Er hatte in dieser frühen Morgenstunde nicht vor, das Grab zu besuchen, doch er wurde dazu gezwungen. Genau dort, wo sich das Grab befand, sah er eine Bewegung.
    Marek blieb stehen. Er schüttelte den Kopf, denn er kam damit nicht zurecht.
    Stand dort jemand und wartete auf ihn?
    Marek ging weiter. Er ließ den Blick nicht vom Ziel. Trotz der Dunkelheit wußte er, daß er diese Bewegung genau dort gesehen hatte, wo sich das Grab seiner Frau befand. Als wäre jemand aus der Tiefe wieder an die Oberfläche gestiegen.
    Daran konnte und wollte Marek nicht glauben. Nein, das war nicht seine Marie, es war auch nicht ihr Geist, es war eine andere Gestalt, die dort stand oder schwebte, denn so genau war es für den Mann nicht zu erkennen.
    Er ging noch näher heran. Sein Blick klärte sich - und er blieb plötzlich stehen, als wäre er gegen ein Hindernis gelaufen.
    Er kannte die Person.
    Nicht persönlich. Er hatte auch nie mit ihr gesprochen, aber er hatte sie schon gesehen.
    Sie hatte sich in den Augen der Eulen abgezeichnet!
    ***
    In diesen langen Sekunden des Erkennens dachte Marek an nichts mehr. Der Anblick war zu überraschend. Er wollte nicht sagen, daß ihn ein Schock erwischt hatte, aber viel fehlte nicht, und er fragte sich, ob sie tatsächlich dort stand oder ihm eine Halluzination vorgespielt wurde.
    Reg dich nicht auf! befahl er sich. Sei ruhig. Nur ruhig sein. Mach nichts verkehrt.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher