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1037 - Zurück aus dem Jenseits

1037 - Zurück aus dem Jenseits

Titel: 1037 - Zurück aus dem Jenseits
Autoren: Jason Dark
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drückte gegen ihren Nacken. Bestimmt hielt er den Finger am Abzug und mußte ihn nur um eine Idee krümmen, damit sich der tödliche Schuß löste.
    Der Mann tat es nicht!
    Jamina merkte, daß er erregt war. Sein Atem strich wie ein feuchtwarmer Hauch an ihrem Hinterkopf vorbei. Sie glaubte auch, von kleinen Speicheltropfen berührt zu werden.
    Sie sah ihn nicht. Sie nahm ihn wahr, wie er sich bewegte und sich noch weiter vorbeugte. Dabei rutschte seine Waffenmündung an ihrem Hals entlang und erreichte den Bereich des rechten Ohrs, an dem sie sich festsetzte.
    Erst lachte, dann fluchte er. Das Auge konnte er nicht sehen, aber er entdeckte den Widerschein, der sich in der Umgebung der Stirn auf dem Boden abzeichnete.
    Rötlich und gelb. Es war zu verräterisch, und für den Killer war es der Augenblick, an dem er seine Hemmung verlor. »Nein!« keuchte er, »so nicht. Du schaffst es nicht. Ich… ahhh …«
    Ein brüllender Aufschrei. Doch kein Schuß.
    Jamina hatte sich zusammengekrümmt. Sie spürte die Kälte der Gänsehaut auf ihrem Rücken und zugleich die Hitze in ihrem Gesicht. Das Auge drückte so stark in die Stirnhaut hinein, daß sie seine Größe nachvollziehen konnte.
    Warum hatte er nicht geschossen?
    Sekunden nur waren vergangen. Jamina erlebte die Zeit doppelt so lang und so intensiv.
    Es ging nicht mehr anders. Sie konnte nicht so liegenbleiben und drückte den Kopf hoch.
    Es war Zufall, daß ihr Blick genau zur Tür fiel. Ob Marianne auch dort erschienen war oder nicht, das konnte sie nicht sagen. Aber sie war da, auch wenn die Kugel nicht mehr existierte. Sie hatte einen anderen Weg gefunden und durch ihr Erscheinen dem Killer das lähmende Entsetzen gebracht.
    Jamina konnte ihn nicht sehen, da er hinter ihr stand. Sie glaubte aber, seine Haltung zu kennen. Er stand dort sicherlich wie eingefroren, die Waffe noch umklammert, deren Mündung jetzt auf ein neues Ziel deutete.
    Marianne bewegte sich nicht. Sie war als eine Mischung aus Geist und Monster erschienen.
    Der Kopf war da. Voll da, stofflich. Das häßliche Gesicht mit der dunklen, violett schimmernden Haut, den bösen Augen, aber auch dem dritten Auge auf der Stirn, dessen Leuchtkraft die Düsternis einer unheimlichen Welt näherbrachte.
    Und der Körper?
    Ihn gab es auch. Nur anders. Jamina sah ihn wie einen Schatten, der vom Kopf her nach unten fiel und den Boden berührte. Er hatte die feste Existenz verloren und war feinstofflich geworden. Über dem Boden schwebte er wie ein zur Ruhe gekommener Geist.
    Eine Erklärung fand Jamina nicht. Nur spürte sie keine Angst vor der alten Hexe. Sie war für sie wie eine Freundin, die ihr zu Hilfe eilen wollte.
    Jamina drehte den Kopf. Sie ging ein Risiko ein, doch sie setzte darauf, daß auch der Killer vom Erscheinen der Psychonauten-Hexe abgelenkt worden war. Wäre es anders gewesen, hätte er schon längst geschossen. Sowohl auf die Hexe als auch auf Jamina.
    Er stand da wie festgefroren. Obwohl er den rechten Schußarm erhoben hatte, dachte er nicht im Traum daran, seine Waffe auch einzusetzen. Das Erscheinen der Psychonauten-Hexe hatte ihn zu Eis werden lassen.
    Ein Mann, wie er war bereit, vieles hinzunehmen. Er hatte sich zudem seinem Boß angeschlossen, um die Psychonauten aufzustöbern, und er wollte sich nach dem dem Tod dieser Person hier um eine andere Psychonautin kümmern, doch diese Erscheinung hatte all seine Pläne über den Haufen geworfen. Damit kam er nicht zurecht.
    Im Gegensatz zu Marianne.
    Sie bewegte sich, und sie schwebte vor.
    Es sah unheimlich aus, denn es war nichts zu hören. Sie glitt vor, und es bewegten sich auch keine Beine. Nur für sie fühlbarer Wind schien sie zu treiben, und ihr Ziel war der Killer.
    Er konnte sich nicht bewegen. Die Hexe schwebte weiter auf ihn zu. Ihr Auge in dem verbrannten Gesicht glühte, als hätte es das Feuer der Hölle zu sich geholt. Das dritte Auge richtete seinen Strahl direkt auf den Killer und lähmte ihn weiter. Er bekam nicht die geringste Chance, sich zu bewegen.
    Der Tod näherte sich ihm Stück für Stück. Marianne brachte ihn mit, und Jamina schaute als ihre gehorsame Dienerin zu. Noch immer wehte der Geruch durch ihre Nase. Der alte Rauch aus der Vergangenheit hatte sich darin festgesetzt. Marianne brachte ihn mit, und auch eine ungewöhnliche Hitze, als stünde sie selbst in Flammen. Ihr schleierhafter grauer Unterkörper wehte über den Boden hinweg, als wollte er ihn sauberfegen. Das Auge auf der Stirn glühte von
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