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1037 - Zurück aus dem Jenseits

1037 - Zurück aus dem Jenseits

Titel: 1037 - Zurück aus dem Jenseits
Autoren: Jason Dark
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die Tür zum Arbeitszimmer der Wahrsagerin wuchtig nach innen…
    ***
    Dagmar Hansen hatte keinen Schrei gehört. Aber der Lichtstrahl aus dem dritten Auge des verbrannten Hexengesichts war Botschaft genug gewesen. Auf ihrer Stirn spürte sie plötzlich ein Brennen, als sollte dort die Haut weggeätzt werden. Sie war nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen. Wie gefesselt war sie auf ihrem Stuhl und hörte hinter sich den dumpfen Aufprall.
    Sie wußte, daß etwas mit ihrem Freund Harry geschehen sein mußte. Sie wäre normalerweise in die Höhe geschnellt, um sich um ihn zu kümmern. Heute war es ihr nicht möglich. Die Kraft des Hexenauges war einfach zu stark. Sie hielt Dagmar auch weiterhin wie gefesselt, denn dieser böse, magische Strahl hielt die Verbindung zwischen ihnen aufrecht wie eine starke Brücke.
    Das Brennen auf der Stirn blieb. Dagmar wußte, daß sich dort auch ihr drittes Auge gezeigt hatte. Sie war nicht schlechter oder nicht besser als das Gesicht in der Kugel die von den Händen der Jamina gehalten wurde.
    Die Wahrsagerin atmete heftig. In ihren Augen stand der Glanz der Siegerin. Sie freute sich. Sie erlebte einen Triumph, denn sie war die Mittlerin zwischen den Zeiten.
    »Du wirst dem Bann der Marianne ebensowenig entkommen wie deine Vorgängerin. Das Schicksal hat es so beschlossen, Dagmar, und Marianne ist das Schicksal. Du wirst in ihrem Sinne weitermachen. Was ihr damals nicht gelungen ist, kannst du fortführen, und sie wird sich darüber freuen.«
    Dagmar Hansen wußte nicht, wie sie auf diese Anklage reagieren sollte. Die Worte waren für sie nichts anderes als eine Anklage gewesen. Wenn sie genauer darüber nachdachte, konnte sie sich vorstellen, daß sie tatsächlich die Nachfolge der Hexe übernehmen würde, mit all ihren schrecklichen Nachteilen. Zu einem willenlosen Geschöpf werden, hineingleiten in ein anderes Leben, vergehen, verglühen…
    Und Jamina war die Mittlerin zwischen ihnen, wie sie mit deutlichen Worten klarmachte. »Die Welt braucht Mariannes Botschaft«, flüsterte sie. »Sie muß damit gespickt werden, und du wirst dafür Sorge tragen, daß dies geschieht. Du bist wie sie. Du hast das dritte Auge. Du bist etwas Besonderes. Du bist das, was ich gern wäre, verstehst du es, meine Liebe?«
    »Ja, ich habe es verstanden«, flüsterte Dagmar. »Aber es ist trotzdem anders als du denkst. Ich gehöre zu den Psychonauten wie auch Marianne. Sie aber ist den verkehrten Weg gegangen. Sie hat sich dem Bösen hingegeben. Sie hat den rechten Weg verlassen, denn sie hat sich nicht mit dem zufriedengegeben, was ihr als Erbe überlassen worden ist. Sie wollte mehr, viel mehr, und darüber ist sie gestolpert. Das weiß ich. Ich bin nie dafür gewesen, daß Menschen verbrannt wurden. Vielleicht hat man bei ihr das Richtige getan, aber man hätte alles an ihr zerstören sollen, einfach alles.«
    Jamina lachte. »Man konnte sie nicht töten. Es war unmöglich, verstehst du? Sie war nicht zu verbrennen. Das Auge hatte zuviel Kraft. Es überlebte, wie auch der Kopf. Ein anderer hat ihn geholt und verwahrt.«
    »Wer war es?«
    »Ich kann es dir nicht sagen. Ein Mensch, der sich etwas davon versprochen hat. Einer, der genau Bescheid wußte. Er nahm den Schädel und hat ihn versteckt.«
    »Und du hast ihn gefunden?«
    »Ja, ich fand ihn.«
    »Mit der Kugel?«
    »Nein, die besaß ich schon. Ich habe den Kopf auch nicht ausgegraben, denn er war nicht in einer Höhle verborgen. Ich habe ihn gespürt, denn diese Kugel allein hat mir den Weg gezeigt. Sie war mit einer starken Magie gefüllt, und sie hat es geschafft, die Kräfte, zu konzentrieren. Sie hat sie aus einem Zwischenreich hervorgeholt und für uns Menschen sichtbar gemacht. Ist das nicht wunderbar gewesen? War das nicht ausgezeichnet? Können wir nicht darüber jubeln, daß so etwas noch möglich ist?«
    »Nein, denn ich verstehe es nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Gibt es den Kopf tatsächlich? Kann ich die häßliche Fratze der Hexe anfassen?«
    »Soll ich dir die Kugel geben?«
    »Ja.«
    Jamina zögerte, Dagmar diesen Wunsch zu erfüllen. Noch stand die Brücke zwischen den beiden Augen, aber die Wahrsagerin merkte auch, daß sich ihr Gegenüber anfing zu sträuben und somit ihren eigenen Willen aufbaute. »Was hast du vor, Dagmar?«
    »Ich möchte die Kugel haben.«
    »Und dann?«
    »Werde ich mich intensiver um gewisse Dinge kümmern. Du hast davon berichtet, in die Zukunft sehen zu können. Ich habe es akzeptiert. Jetzt will ich von
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