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1026 - Blutige Vergangenheit

1026 - Blutige Vergangenheit

Titel: 1026 - Blutige Vergangenheit
Autoren: Jason Dark
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Möchtest du sie auch kennenlernen?«
    »Nein, Karen, mir geht es um etwas anderes.«
    »Ha, ich weiß. Du willst hoch zur Ruine.«
    »So ist es.«
    Die Ruinen von Sinclair Castle schwebten über allem. Man mußte einen Hang hochgehen, um zu ihnen zu gelangen. Die alten Mauern standen dicht bei den Klippen. Von dort aus fiel der Blick weit bis über den rauhen Atlantik hinweg.
    »Ja, ich kann dich nicht davon abhalten.«
    »Ich werde mitgehen«, sagte Suko.
    Auch damit war Karen einverstanden. »Bleibt es dann bei unserer Abmachung, daß ich mich umhöre?«
    »Tu das.«
    »Gut, wir sehen uns dann später. Und gebt auf euch acht.«
    »Machen wir.«
    Karen verschwand. Wir blieben noch stehen. Suko schüttelte den Kopf, bevor er fragte: »Sind das alles Sinclairs?«
    »Davon kann man ausgehen.«
    »Hier muß ein Nest sein.«
    »Stimmt. Aber du hast doch ebenso viele Cousins auf der ganzen Welt verteilt – oder?«
    Er griente. »Manchmal braucht man eben eine Verwandtschaft, denke ich.«
    »Ich kann auf einen bestimmt verzichten.«
    Dieser letzte Satz war der Startschuß. Wir wollten hoch zu den Ruinen, bevor die Massen hochströmten. Von Karen wußten wir, daß dort zwischen den alten Gemäuern bei Anbruch der Dunkelheit gefeiert wurde. Da verlagerte sich dann das Fest. Da wurde getrunken, gesungen, und das alles im Schein von Fackeln, damit es so stilecht wie möglich wirkte und die Vergangenheit lebendig wurde.
    Wir nahmen nicht den direkten Weg, weil wir den Kontakt mit den Besuchern vermeiden wollten. So schlugen wir einen Bogen und näherten uns der Ruine von der Seite her.
    Der Weg war hier steiler und auch etwas felsiger. Immer wieder schauten graue Steine aus dem Boden, die wir als Trittflächen benutzen konnten. Gestrüpp wucherte, und tiefer ins Land hinein breitete sich eine Heidelandschaft aus, die erst in wenigen Wochen blühen würde.
    Von der Ferne her hatten die Reste des Castles klein, fast spielzeughaft ausgesehen. Das änderte sich beim Näherkommen. Obwohl der größte Teil der Anlage nicht mehr vorhanden war, sahen die hohen Mauern imposant aus. Mächtige Blöcke und Klötze. Unterschiedlich hoch und breit. Zwei Reste ragten wie Türme in den schottischen Himmel hinein. Es mußten auch die Ruinen eines Turms sein, von dem zwei Seiten fehlten.
    Der Lärm blieb hinter uns zurück. Selbst die Musik der Dudelsäcke verstummte. Uns umgaben andere Geräusche. Der Wind war zu hören. Er wehte brausend in die Ohren, und auch das Meer machte sich bemerkbar. Es donnerte mit harten Schlägen tief unten gegen die Klippen. Ein immer wütendes Raubtier, das es aber nicht schaffte, Löcher in das harte Gestein zu schlagen.
    Meine Kopfschmerzen waren verschwunden. Ich hatte bei einer Pause noch zwei Tabletten geschluckt und fühlte mich wieder fit, um den Kampf aufzunehmen.
    Beeindruckt blieb ich auf der Höhe stehen und mußte einfach auf das Meer hinausschauen.
    Es war der weite, graue, wilde Atlantik. Ein wildes Meer, gepeitscht von rauhen Winden, aber an diesem Sommertag recht friedlich. Um die Gischt sehen zu können, mußten wir schon ziemlich nahe an den Klippenrand herantreten.
    Sie war wie ein breiter und auch hoher Bart, der in die Höhe geschleudert wurde. Auch das Donnern der Brandung klang an unsere Ohren. Es war das wilde Echo der mächtigen See. Immer wieder faszinierend und wunderbar.
    Seevögel schwebten durch die Lüfte. Mal stießen sie dem Wasser entgegen, um mit ihren Schnäbeln nach Beute zu picken, mal kreisten sie einfach nur in der Luft, besonders allerdings über dem Festplatz, denn sie wußten, wo sie Abfälle finden konnten.
    »Beeindruckend, nicht wahr?«
    Ich nickte zu Sukos Worten. »Ja, einfach toll. Da, im Süden liegt Wick. Du kannst sogar den Hafen sehen. Herrlich.«
    »Aber wir haben unseren Job, John.«
    »Leider.« Ich riß mich von dem schönen Anblick los und drehte mich den Ruinen zu.
    Sie lagen vor uns, als wollten sie uns einladen. Wie für einen Besuch geschaffen. Niemand bewegte sich zwischen den alten Mauerresten. Erst bei Dunkelheit würde es hier rundgehen.
    Auch Sinclair ließ sich nicht blicken. Er lauerte auf seine Chance.
    »Du suchst ihn, nicht?« fragte Suko, der meine Gedanken gut erraten hatte.
    »In der Tat.«
    »Warte ab. Der taucht noch früh genug auf.«
    Die Mauern wuchsen immer höher. Sie waren groß, gewaltig und trotzten den Stürmen die hier des öfteren tobten. An manchen Stellen waren sie wie blank geputzt. An anderen wiederum hatten sich Moose
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