Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1019 - Das Vampirfenster

1019 - Das Vampirfenster

Titel: 1019 - Das Vampirfenster
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Moment mal, du hast mein Blut genommen, um den alten Vampir wiederzuerwecken?«
    »Das habe ich.«
    »Und weiter?«
    »Er ist wach. Es war ein Plan gewesen…«
    »Den du dir ausgedacht hast?«
    »Nein, nicht ich!« knurrte sie mehr, als daß sie sprach. »Er ist es gewesen. Er wollte dein Blut. Er hat es mir mitgeteilt. Er konnte mit mir Kontakt aufnehmen. Seine Stimme und seine Befehle hörte ich in meinem Kopf.«
    Ich schwieg. Es war unwahrscheinlich, was sie mir da erklärt hatte. Aber es gab auch keinen Grund für mich, ihr nicht zu glauben. In meiner Laufbahn hatte ich gelernt, daß gerade die unwahrscheinlichsten Dinge letztendlich am wahrscheinlichsten waren.
    Ich war also mit in das Spiel hineingezogen worden, das sein Ende noch nicht erreicht hatte.
    »Wer ist er, Gilian? Wer ist der Vampir aus dem Kirchenfenster? Wie hat er dort überleben können? Es ist unwahrscheinlich, wenn nicht unmöglich. Stammt das Fenster wirklich aus einem anderen Land? Ist es hier nach England geschafft worden?«
    »Ja, du hast recht.«
    »Woher kam es?«
    »Aus Rumänien.«
    »Dem Land der Blutsauger.«
    »Ja.«
    »Wer brachte es her?«
    »Reisende auf dem Schiff. Ich weiß es nicht. Aber sie wollten es in eine Kirche einbauen, um seinen Inhalt nie mehr freizulassen.« Gilian kicherte plötzlich. »Da haben sie sich geirrt. Sie konnten den Schatten nicht länger fesseln. Er war stärker. Er hat auch die Messen in der Kirche überlebt, denn er war ein Schatten, etwas Besonderes, ein Tier und ein Mensch zugleich.«
    »Eine Fledermaus?«
    »Er kann fliegen«, flüsterte sie.
    Das nahm ich Gilian ab. Also mußte ich damit rechnen, es mit einem der alten Flugvampire zu tun zu haben. Die Mischung aus menschlicher Gestalt und einer Fledermaus, die leider schwer zu stellen und zu vernichten war.
    »Kam er durch das Fenster?«
    »Da lauerte er. Er wollte mich als seine Dienerin. Und er hat mich bekommen.«
    »Das weiß ich, Gilian, und es tut mir leid um dich. Ihr beide habt mir eine Falle gestellt. Wirklich gut ausgedacht, aber warum wurde gerade ich genommen und kein anderer Mann, in dessen Adern ebenfalls das normale Blut fließt?«
    »Er hat dich gehaßt.«
    »Warum? Ich kenne ihn nicht.«
    »Ich hasse dich auch!«
    »Das ist mir egal. Ich will nur wissen, warum er gerade mich ausgesucht hat.«
    »Du hast besonderes Blut.«
    »Nein.«
    »Aber du bist unser Feind!«
    »Das stimmt. Gleichzeitig bin ich auch ein Freund, der euch aus eurem Zustand erlöst. Ich gebe euch den Frieden wieder. Als Monster zu existieren, kann grauenvoll sein. Deshalb ist es besser, wenn ihr nicht mehr auf der Welt seid.«
    Meine letzten Worte hatten ihr nicht gepaßt. Plötzlich schnellte sie hoch.
    Dabei streckte sie mir die Arme entgegen, ihr Gesicht verzerrte sich, sie hielt den Mund weit, sehr weit geöffnet, und sie war bereit, ihre Zähne in meinen Hals zu schlagen.
    Hätte ich näher am Bett gestanden, wäre es ihr sogar gelungen. Ein rascher Schritt zurück aber brachte mich noch weiter in Sicherheit, und als sie wieder zupacken wollte, da umklammerte ich ihr linkes Handgelenk, zerrte daran, riß sie über die Bettkante hinweg und schleuderte sie zu Boden.
    Gilian Kyle blieb nicht starr liegen. Sofort wuchtete sie ihren Körper herum. Sie wollte mich, und sie sprang mir abermals entgegen.
    Dabei direkt in meinen Tritt hinein, der ihr Gesicht traf, dort keine Schmerzen hinterließ, es aber schaffte, sie wieder zurückzuschleudern. Vor dem Bett prallte Gilian auf den Rücken.
    Ich stand vor und über ihr. Und ich hatte endlich die Zeit bekommen, mein Kreuz hervorzuziehen. Es funkelte aus meiner Faust hervor, ein silberner Streifen, gefüllt mit der Kraft des Lichts, dessen Erbe ich war.
    Gilian wehrte sich. Nicht körperlich, mehr durch einen röhrenden Schrei. Dabei kroch sie über den Boden hinweg, um aus dem Einflußbereich des Kreuzes zu gelangen. Sie suchte nach einem Versteck. Es gab keines in diesem Zimmer.
    Dann sah sie das Fenster.
    Mit einer wilden Bewegung raffte sie sich auf. Sie stieß sich ab und flog dem Fenster entgegen, um sich kopfüber durch die Öffnung nach draußen zu werfen.
    Wieder war ich schneller. Im Sprung rammte ich sie mit meinem ganzen Gewicht.
    Die Vampirin landete wieder auf dem Boden, wo sie mit den Beinen strampelte. Das war nicht mehr die Gilian Kyle, die ich kennengelernt hatte. Vor mir wälzte sich ein blutleeres, zugleich aber blutgieriges Monstrum, für das ich die Beute war.
    Halbhoch ließ ich sie kommen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher