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0991 - Der Kopf des Vaters

0991 - Der Kopf des Vaters

Titel: 0991 - Der Kopf des Vaters
Autoren: Jason Dark
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hinter dem Lenkrad schüttelte sich Jane Collins noch. Sie war kaum weniger blaß als beim Eintreffen dieser Nachricht. Damit mußte ein Mensch erst fertig werden.
    Lady Sarah wußte Bescheid. Jane hatte sie nicht anlügen können. Ihre Freundin und Hausbesitzerin kannte sie eben gut genug. Zudem war Lady Sarah, die Horror-Oma, immer wieder neugierig, und sie war auch in den ersten Fall durch Jane eingeweiht worden. Man konnte ihr nichts vormachen.
    Für Jane stand fest, daß sie den Fall nicht allein durchziehen wollte und auch konnte. Da mußten John und Suko eingreifen. Zunächst aber wollte sie erfahren, was Julia Sargasso durchlitten hatte. Alles andere stellte sie zurück.
    Es war einer dieser Abende, wie sie von den Menschen nicht eben geliebt wurden. Schlechtes Wetter. Mal Regen, mal Wind. Und der blies ziemlich stark. Außerdem hatte das Tiefdruckgebiet schwülwarme Luft über die Insel geschickt, die Temperaturen waren gestiegen und lagen für Ende Oktober relativ hoch. Um fünfzehn Grad hatten sie sich eingependelt. Kein Wetter für kreislaufschwache Menschen.
    Jane fuhr durch die dunkle Nacht. Der Wind trieb die etwas helleren Wolken vor sich her. Der volle Mond fand gelegentlich eine Lücke, und es wurde stets hell.
    Auch Jane fühlte sich nicht eben in Hochform. Immer wieder mußte sie an Julia denken und stellte sich zugleich vor, was sie getan hätte, wenn man ihr den Kopf eines Freundes geschickt hätte. Auch sie wäre durchgedreht, so ehrlich war sie. Sie hätte ebenfalls die Nerven verloren, denn das war einfach mehr, als ein Mensch verkraften konnte.
    Sie fuhr weiter. Schaute dem Licht nach. Rollte über Land, sah, wie der Wind an den Bäumen rüttelte. Es war schon viel Laub abgefallen, und auch jetzt wischten Blätter durch die Luft. Klebten sie auf der Fahrbahn, konnten sie beim Bremsen für ein böses Erwachen sorgen. Jane wußte das, deshalb fuhr sie vorsichtig und nicht zu schnell. Auf freien Strecken spürte sie den Wind besonders stark. Wenn er in Böen her an wehte und gegen ihren Golf wuchtete, als wollte er ihn von der Straße heben.
    Natürlich beschäftigten sich die Gedanken mit dem Motiv der Tat.
    Warum hatte Julia Sargasso dieses makabre Präsent bekommen? Wer hatte es ihr geschickt? Warum gerade der Kopf ihres Vaters?
    Die letzte Frage war für Jane am einfachsten zu beantworten. Da ging es sicherlich um den Killer-Clown, diesen unehelichen Sohn des Vaters. Er und seine Frau hatten sich in Spanien zu Ruhe gesetzt. Ihre Vorfahren waren aus Spanien gekommen, und dieses Land hatte sie irgendwie nie losgelassen.
    Das alles wußte Jane von Julia. Sie hatte es am Rande mitbekommen und hätte nie daran gedacht, daß es einmal so akut werden würde wie an diesem Abend.
    Zum Glück habe ich Zeit gehabt, mich auf den Anblick vorzubereiten, dachte sie. Trotzdem werde ich geschockt sein, das steht fest.
    Sie fuhr weiter.
    Schneller jetzt, denn die Straße war laubfrei. Das letzte Stück, bevor sie den Standplatz des Zirkusses erreichte, und diesmal würde sie nicht von hypnotisierten Raubtieren erwartet werden, wie es bei ihrem ersten Besuch geschehen war.
    Der schmale Weg, den sie nehmen mußte, um das Ziel zu erreichen, führte nach links. Jane hatte das Fernlicht eingeschaltet, um ihn besser sehen zu können.
    Laub wirbelte über die Fahrbahn. Es drehte sich, als wäre ein unsichtbarer Besen dabei, mit ihm zu spielen.
    Jane bog nach links ab. Sie rollte über den sich drehenden Laubteppich hinweg und fuhr in den schmalen Weg, der dort endete, wo der Zirkus sein Zelt aufgeschlagen hatte.
    Lichter durchbrachen die Dunkelheit. Auch über dem Zelt hingen Lampen. Mit ihnen spielte der Wind ebenfalls. Er schaukelte sie hin und her, und sie sahen so aus, als wäre damit ein Schiff illuminiert worden, das sich durch eine schwere See kämpfte.
    Es hatte geregnet. Der Weg war aufgeweicht. Pfützen schimmerten wie Ölaugen.
    Die Detektivin wußte genau, wo Julias Wohnmobil stand. Sie fuhr bis in die Nähe und parkte die schmale Gasse zwischen den Wagen praktisch zu. Das interessierte sie nicht.
    Als sie ausstieg, warf sie einen Blick zum Himmel. Dort lief ein gewaltiges Schauspiel ab. Prachtig anzuschauen, denn der Wind schlug immer wieder in die Wolken hinein, riß sie auseinander, schuf somit Lücken, durch die der Erdtrabant schaute.
    Der Wind zerrte an ihren Haaren, als sie die wenigen Schritte zum Ziel ging. Zu öffnen brauchte Jane keine Tür, denn sie war bereits gesehen worden.
    Julia
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