Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0988 - Das Labyrinth von Eden

0988 - Das Labyrinth von Eden

Titel: 0988 - Das Labyrinth von Eden
Autoren: Adrian Doyle
Vom Netzwerk:
wunderschön. Wie kann so etwas nur geboren werden? Was waren die Bedingungen, unter denen…«
    Jetzt unterbrach Nicole ihn. »Bitte, wir wollen Ihre Zeit nicht unnötig beanspruchen. Es geht um Carries Befindlichkeit. Sie leidet neuerdings unter Schwindelanfällen. Bis gestern war alles okay. Nun hatte sie schon zweimal Attacken. Wir wollen einfach nur ausschließen, dass etwas Ernsteres dahintersteckt als das, was für ein Mädchen ihres Alters normal ist und schon mal vorkommt.«
    Dr. Merciers Blick sprach Bände: Was sollte für ein solches Mädchen normal sein?
    Wo fangen wir da an?
    Dennoch widmete er sich fortan dem Gefallen, den er Zamorra noch schuldete - aus einer Zeit, als dem Mediziner übel von einem Spukphänomen mitgespielt worden war.
    Die Untersuchung verlief nicht ganz komplikationsfrei. Offenbar empfand Carrie das Stethoskop, mit dem der Arzt ihre Lunge abhörte, als zu kalt - und schwupps, war es verschwunden.
    »Was…«
    Dr. Mercier blickte fassungslos auf seine Hand, die plötzlich leer war. Er zuckte zurück. Das Stethoskop tauchte wieder auf.
    Nicole warf Carrie einen tadelnden Blick zu, und die seufzte schuldbewusst.
    »Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum, Docteur«, wandte sich Nicole an Mercier. »Carrie Bird ist ein besonderes Mädchen - nicht nur, was ihre Hautfärbung angeht. Aber sie brauchen sich nicht vor ihr zu fürchten. Sie tut niemandem etwas zuleide. Wenn jemand leidet, dann sie. Momentan sogar verstärkt. Tun Sie alles, was nötig ist. Wir brauchen den ganz großen Check - um auch echte Gewissheit zu bekommen, wie es um sie steht. Sie litt zeitweise an Leukämie. Laut ärztlichem Dossier, das Ihnen via Email schon zugeschickt wurde, gilt sie seit Kurzem als geheilt. Und genau das ist der Punkt. Wir wollen eine zweite Meinung. Bei der Blutauswertung dürfen Sie gerne Ihre fähigsten Mitarbeiter einbeziehen. Wir sollten es nur vermeiden, dass weitere Personen Carrie so…« Sie zeigte auf das Mädchen mit der Regenbogenhaut. »… zu Gesicht bekommen. Ich fürchte, nicht alle wären so diskret wie Sie.«
    ***
    Schon am Abend desselben Tages lagen die Klinik-Ergebnisse vor. Zamorra holte sie vom Server und studierte sie in Nicoles Gegenwart.
    »Keine Auffälligkeiten«, sagte er. »Nicht im EEG und nicht im Blutbild. Dr. Mercier tippt auf das, was wir auch schon in Betracht zogen: Begleiterscheinungen ihres Wachstums.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Nicht der kleinste Hinweis auf eine Erkrankung -das sollten wir feiern. Holst du Carrie? Sie sitzt doch bestimmt auch schon auf heißen Kohlen.«
    »Da bin ich mir gar nicht so sicher«, erwiderte Nicole.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Dass ich auf der Heimfahrt aus Nantes das Gefühl hatte, dass sie sich immer mehr in sich zurückzieht.«
    »Ich seh sie mir an.«
    »Ja, tu das, bitte. Ich glaube fest, sie braucht Hilfe, selbst wenn wir Dr. Mercier vertrauen können. Irgendetwas setzt ihr psychisch zu. Wahrscheinlich die Spätfolgen dessen, was in London alles auf sie eingestürzt ist.«
    »Ich hätte sie gleich in die Obhut eines Psychologen geben sollen. Mein Fehler«, sagte Zamorra. »Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ich spreche mit ihr und rate ihr dringend, sich in psychologische Behandlung zu begeben. Okay?«
    »Okay. Aber achte auf deine Worte.«
    »Soll heißen?«
    »Soll heißen, dass sie nur einwilligen wird, wenn sie restlos überzeugt ist, dass wir sie nicht in die Klapse abschieben wollen.«
    »Das käme mir nie in den Sinn!«
    »Mich musst du nicht überzeugen. Ich weiß das.«
    ***
    Auf ihrem Zimmer war Carrie nicht zu finden. Nicole erinnerte sich, dass das Mädchen gleich nach ihrer Rückkehr in den Garten wollte.
    Nachdem Carrie auf Rufe keine Antwort gab, wandte sich Nicole dem Gewächshaus zu. Schon von Weitem sah sie die Farben des Regenbogens durch die Glaswände schimmern.
    Als sie eintrat, war Carrie mit den Töpfen beschäftigt, die sie am Vortag befüllt hatte. Sie kehrte Nicole den Rücken zu und bemerkte sie erst, als sie sich räusperte.
    »Oh!«, entfuhr es ihr.
    Für einen Moment hatte Nicole das Gefühl, sie bei etwas Verbotenem ertappt zu haben - oder dass sie etwas vor ihr verbergen wollte.
    »Ich habe nach dir gesucht«, sagte sie so fröhlich wie möglich. »Wir haben die Ergebnisse. Wir wollten sie mit dir besprechen - aber schon mal vorab: Du kannst dich entspannen. Es sieht alles gut aus. Blendend, wenn man so will!« Sie trat näher und sah Carrie über die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher