Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0984 - Griff aus dem Dunkel

0984 - Griff aus dem Dunkel

Titel: 0984 - Griff aus dem Dunkel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
weiter. Seine Glieder waren malträtiert worden, aber Johnny gab nicht so leicht auf. Er quälte sich wieder auf die Füße, stand noch nicht ganz, als plötzlich die Tür nach innen gedrückt wurde und jemand mit langen Schritten die Toilettenräume betrat.
    Ein Mann. Ein junger Mann.
    Nur sah er nicht eben so aus, als gehörte er zu Johnny Conollys Freunden…
    ***
    Auch der Neuankömmling war überrascht. Er hatte damit gerechnet, allein auf der Toilette zu sein. Der Raum wurde von seinen hechelnden Atemgeräuschen erfüllt. In seinen Augen stand die Gier. Sie waren rot unterlaufen, und Johnny wußte, daß dieser Typ unbedingt einen Schuß brauchte und deshalb sicherlich die Toilette betreten hatte.
    Er trug eine enge Röhrenhose, die dringend hätte gewaschen werden müssen. Die Lederjacke endete über der Taille und saß sehr eng.
    Gekauft hatte er die sicherlich nicht. Das Gesicht war bleich. Das Haar lang und an der linken Scheitelseite grün gefärbt. Tätowierungen zeichneten sich auf den Handrücken ab. Die Finger zitterten. Die Wangen wirkten eingefallen, und mit einem flackernden Blick stierte er auf den am Boden hockenden Johnny.
    »He!« sagte dieser.
    Der Typ kam näher, trat aber nicht an Johnny heran. Er blieb in einem gewissen Sicherheitsabstand stehen. Es paßte ihm auch nicht, Johnny hier zu finden. Ungeduldig schleifte er mit den Sohlen der Turnschuhe über den Boden.
    »He, hau ab!«
    »Wenn ich kann.«
    »Verpiß dich!«
    »Holst du dir jetzt einen Schuß?«
    »Das soll dir scheißegal sein.« Er sprach heiser, als hätte er Ärger mit der Stimme.
    »Okay«, sagte Johnny. »Ich will dich nicht ärgern. Ich will dir auch nichts vorschreiben, aber ich meine, daß es besser für dich wäre, wenn du verschwindest.«
    »Ach! Willst du mich verpfeifen?«
    »Nein - aber hau ab. Das ist in deinem Interesse, glaub mir. Hier ist es nicht gut für dich.«
    »Ich kenne den Platz besser.« Er kam hervor und trat gegen Johnnys Bein. »Verschwinde!«
    Johnny stand auf. Er wunderte sich, daß er es schaffte. Niemand war da, der ihn daran hinderte, und das wunderte Johnny. Er war trotzdem nicht glücklich. Die andere Macht hatte sich bestimmt nicht zurückgezogen.
    Sie lauerte auf ihre Chance.
    Der Junkie schaute ihm zu. Er fummelte in der Innentasche seiner Lederjacke herum. Als Hemd trug er einen schmutzigen Lappen, der oberhalb des Hosengürtels zusammengeknotet war.
    Als Johnny stand, hatte der andere seine Spritze endlich gefunden. Sie zitterte in seiner Hand, und sie bestimmt ebenso schmutzig wie ihr Besitzer.
    Dieser Typ war süchtig, krank, verdammt krank, dachte Johnny. Ohne fremde Hilfe war er hoffnungslos verloren.
    Der Anblick der Spritze hielt den Typen im Bann. Nur sie allein zählte jetzt. Er schaute auch nicht auf Johnny, der in Richtung Tür schritt. Er hechelte vor sich hin und bewegte sich auf eine der Toilettenkabinen zu.
    Bevor er die erreichte, passierte es.
    Plötzlich brüllte er auf. Was dann so lustig wirkte, war in Wirklichkeit eine verdammt ernste Sache. Dem Junkie wurden die Beine weggezogen. Er hing auf einmal in der Luft, nur für einen Moment, aber Johnny, der zuschaute, kam es sehr lang vor. Und der Kerl hielt noch seine Spritze fest wie einen Rettungsanker.
    Dann landete er auf dem Rücken. Und während die Spritze zerbrach, schrie er auf, denn beim Aufprall mußte er sich verdammt weh getan haben. Johnny sah die Tränen in seinen Augen. Er hatte auch den dumpfen Schlag vernommen, als der Hinterkopf auf dem Boden aufschlug. Der Junkie war nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen. Der Schock hatte ihn starr werden lassen.
    Dann bewegte er sich doch.
    Irgendeine Kraft machte sich an seinen Füßen zu schaffen. Die Hände des Unsichtbaren umklammerte sie, dann wurde die Beute angehoben und der Junkie auf ein Waschbecken zugeschleift.
    Er tat nichts. Er wehrte sich nicht mal und jammerte auch nicht. Er ließ alles mit sich machen, aber vor dem Waschbecken ließ in die unheimliche Kraft los.
    Johnny schaute von der Tür aus zu. Vorbei war es noch nicht, das stand für ihn fest.
    Er hatte sich nicht geirrt, denn aus dem Unsichtbaren hervor wurde ihm demonstriert, wie brutal diese andere Seite vorgehen konnte. Den Körper des Junkies riß es hoch. Er wurde auf die Füße gezerrt und stand so vor dem Waschbecken, daß er sich selbst in dem darüber hängenden Spiegel sehen konnte.
    Er sah schlimm aus. Das Zerrbild eines Menschen. Und der Fixer begriff auch nicht, was hier abgelaufen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher