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0981 - Der Fluch des alten Kriegers

0981 - Der Fluch des alten Kriegers

Titel: 0981 - Der Fluch des alten Kriegers
Autoren: Jason Dark
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anfreunden könntest, meine ich.«
    Der Inspektor überlegte nicht lange. »Das wäre wirklich ein Kompromiß, dem ich zustimmen könnte.« Er lächelte Shao zu. »Du könntest dann ruhiger leben.«
    »Eben. Wo ihr beide so oft unterwegs seid.«
    Ich aß zum Rührei noch eine Scheibe Brot. Dabei schaute ich auf die Uhr.
    Der Beginn der Beerdigung war um elf Uhr festgelegt worden. Die Zeremonie würde mit einer Trauerfeier anfangen, bei der ich eine kurze Rede halten sollte. Es gefiel mir nicht, aber ich war es meinem Freund Yakup einfach schuldig.
    Da Yakup keiner der bekannten Religionen angehört hatte, er war auch kein Moslem gewesen, hatten wir auf einen geistlichen Beistand verzichtet. Wir würden am Grab schon die richtigen Worte finden, bevor die beiden Särge in die Erde gelassen wurden.
    Viele Personen würden nicht hinter dem Sarg hergehen, das wußten wir auch.
    »Noch Tee?« fragte Shao und unterbrach damit meine Gedanken.
    »Nein, ich habe genug.«
    »Wann fahren wir?«
    »In einer knappen Stunde.«
    »Gut, John, ich richte mich darauf ein.« Shao erhob sich und ließ uns allein.
    Suko kam noch einmal auf den Apachen zu sprechen. »Du weißt aber nicht, wo sich Camacho aufhält -oder?«
    »Nein. In irgendeiner kleinen Pension, denke ich. Er hat es uns nicht mitgeteilt.«
    »Aus guten Gründen«, sagte mein Freund lächelnd. »Wer will sich schon gern zurück in die Staaten schaffen lassen?«
    »Auch das wird ein Problem sein«, gab ich zu. »Im Prinzip hat Abe Douglas ja recht. Aber zwischen dem Gesetz und der Menschlichkeit klaffen oft Lücken. Ich weiß auch nicht, wie ich mich verhalten werde, wenn Abe den Apachen zu überreden versucht, daß er mit ihm in das Flugzeug steigt. So wie ich Camacho nach dieser kurzen Begegnung einschätze, wird er sich eher zurückziehen.«
    »Du meinst flüchten?«
    »So kann man es auch sagen.«
    Suko breitete die Arme aus und rückte mit dem Stuhl zurück. »Ich für meinen Teil würde ihn nicht aufhalten.«
    »Eben.«
    »Außerdem war er gut informiert, John. Wer kann ihm gesagt haben, wo er Yakup finden kann?«
    »Keine Ahnung. Ich habe es nicht getan. Da kann ich dir mein Ehrenwort geben.«
    »Und ich kenne ihn nicht.«
    Unser Gespräch versickerte. Wir hingen beide unseren Gedanken nach, die sich mit der nahen Zukunft beschäftigten. Die Gefahr eines heimtückischen Angriffs war nicht auszuschließen.
    Es war vertrackt, und ich wünschte mir, die Beerdigung schon hinter mir zu haben…
    ***
    Gegen Mittag war der Wind aufgefrischt. Er schüttelte die Kronen der Bäume durch, und jeder von uns rechnete schon mit heftigen Regenschauern, aber von ihnen blieben wir glücklicherweise verschont.
    Dennoch hatte sich der Himmel noch mehr zugezogen, und diese Düsternis paßte auch zu unserer Stimmung.
    Die Angestellten des Friedhofs hatten die beiden Särge in die Trauerhalle gestellt. Dort waren sie von zahlreichen Kränzen umgeben.
    Die Namen auf den Schleifen waren uns allen bekannt.
    In der Halle war es düster. Draußen tobte noch immer der Wind. Dünne Zweige eines in der Nähe stehenden Baumes wurden so gebogen, daß sie über das Außenglas der Fenster hinwegschleiften. Im Innern hörte es sich an, als wären die Hände irgendwelcher Zombies dabei, über das Glas zu kratzen.
    Musik wurde auch gespielt. Alles lief über eine Fernsteuerung ab, die ein Mann bediente.
    Auf manchen Trauerfeiern sind die Särge nicht geschlossen, hier waren sie zu. Wir hatten schon alle Abschied genommen. Auf meinem Rücken und sicherlich nicht nur auf meinem - hatte sich ein Schauer gebildet, der einfach nicht weichen wollte.
    Die drei Conollys waren gekommen. Natürlich auch Shao und Suko.
    Jane Collins und Lady Sarah saßen ebenfalls in der ersten Reihe. Auch Sir James hatte seinen Platz gefunden. Er saß am Ende der zweiten Reihe und sah im Gegensatz zu uns würdevoll aus.
    Eine beklemmende Stille breitete sich in der Trauerhalle aus, als die Musik verstummt war. Das war gleichzeitig das Zeichen für mich, um einige Worte zu sprechen.
    Ich stand auf und steuerte das schmale Pult an. Eine Unterlage für irgendwelche Notizen brauchte ich nicht, denn ich hatte mir keine gemacht. Ich wollte frei reden und hoffte, daß mir die entsprechenden Worte auch einfielen.
    Ich stellte mich an das Pult. Draußen bewegten sich noch immer die Baumkronen und schufen unheilvolle Schatten, die wie die Flügel riesiger Fledermäuse über die Fenster tanzten.
    Ich schaute nach vorn.
    Blasse Gesichter.
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