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098 - Der Kerkermeister

098 - Der Kerkermeister

Titel: 098 - Der Kerkermeister
Autoren: Dämonenkiller
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„Franca Marzi!"
    Entsetzt starrte ich ihn an.
    „Ich bin es, Herr. Euer Diener und Freund."
    Tränen stiegen in meine Augen.
    „Weshalb hast du es getan, Franca?" fragte ich mit versagender Stimme.
    „Der Kokuo hat es verfügt, Herr. Ich bin sein Diener, sein Sklave. Ich muß ihm gehorchen." „Erzähle, Franca", bat ich.
    „Gleich nach meiner Ankunft in Japan wurde ich gefangengenommen und zum Kokuo gebracht. Ich sollte Euch nach Japan locken, Herr. Deshalb die Geschichte, die ich dem Pater erzählte. Ich war der Lockvogel, und Ihr seid in die Falle gegangen."
    „Aber wozu das alles, Franca?"
    „Das weiß ich nicht, Herr."
    Ich glaubte ihm. Er war ein Werkzeug des Herrschers von Niemandsland. Müde senkte ich den Kopf.
    Was beabsichtigte Kokuo? Für mich stand fest, daß er ein Dämon war. Weshalb hatte er mich nach Japan gelockt? Was hatte er mit mir vor? An meinem Tod* schien ihm nichts gelegen zu sein.
    Ich schwieg, als ich zurück in meine Zelle gebracht wurde. Langsam kam ich etwas zu Kräften. Jetzt wartete ich gierig darauf, daß die Klappe geöffnet wurde.
    Mit Franca hatte ich ein paarmal eine Unterhaltung beginnen wollen, doch er hatte auf meine Fragen keine Antwort gegeben.
    Ich war allein mit meinen düsteren Gedanken. Oft dachte ich an meine vergangenen Leben zurück und versuchte, mich zu erinnern, wie oft ich in einer verzweifelten Lage gewesen war.
    Dann kam die Zeit, in der ich nur mehr sterben wollte. Die Enge der Zelle trieb mich zur Raserei, doch auch dieser Zustand ging vorüber.
    Mit einem erschreckenden Aussehen hatte ich mich abgefunden. Wenn mir die Flucht gelang, konnte ich mich irgendwohin zurückziehen. Unter Menschen durfte ich mich mit meinem Gesicht nicht sehen lassen.
    Die Tage schlichen entsetzlich langsam dahin.
    Plötzlich schreckte ich hoch. Schritte und erregtes Gebrüll waren zu hören.
    Die Zellentür wurde geöffnet. Zwei Krieger rissen mich heraus, warfen mich in das Bad, steckten mich in einen Kimono und zerrten mich die Treppe hoch.
    Überall waren Schreie zu hören, doch ich verstand kein Wort. Der Palast war in Aufruhr. Ich wurde in einen Garten getragen. Schwarz gekleidete Krieger umringten mich. Es war Nacht. Der Vollmond überschüttete die Szenerie mit einem seltsam bleichen Licht.
    Die Krieger traten einen Schritt zurück. Mühsam hielt ich mich auf den Beinen und trat zwei Schritte zurück. Langsam gewann ich meine Kräfte wieder.
    Schrille Musik war zu hören, in die sich leises Stöhnen mischte.
    Mein Blick fiel auf eine Frau, die auf einer Matte lag. Das Gesicht hatte sie abgewandt. Sie war es, die gestöhnt hatte. Jetzt schluchzte sie. Dieses Schluchzen hatte ich schon einmal gehört. Es war O- Yuki, die vor mir lag. Ihr Bauch war geschwollen. Die Wehen hatten eingesetzt. Wieder wimmerte sie.
    Neben O-Yuki stand der Kokuo. Er trug einen scharlachroten Kimono und hatte die Hände in den weiten Ärmeln versteckt. Er blickte mich lächelnd an.
    „Herzlich willkommen, Michele da Mosto", sagte er und deutete eine Verbeugung an. „Ich habe dir versprochen, daß du ein anderer sein wirst, wenn wir uns sehen. Und du bist ein anderer geworden. Knie vor O-Yuki nieder."
    Ich gehorchte. Das junge Mädchen legte sich eine Hand auf den Bauch. Ihr Körper krampfte sich zusammen.
    Zwei junge Männer kamen langsam näher, verbeugten sich vor dem Herrscher und knieten mir gegenüber nieder. Ihre Oberkörper waren nackt.
    Ein Krieger reichte ihnen Samurai-Schwerter. Sie küßten die Klingen und richteten sich auf. Die Schwerter umklammerten sie mit beiden Händen.
    Die Musik wurde lauter. Ich fragte mich verwundert, was das zu bedeuten habe.
    Die Schwangere schrie vor Schmerzen auf. Ich wandte den Kopf und sah Franca Marzi, der gemächlich näher kam. In der rechten Hand hielt er ein Samurai-Schwert.
    „Nimm das Schwert, Michele da Mosto", befahl der Kokuo.
    Ich packte das Schwert mit beiden Händen.
    „Stoße es vor dir in den Boden!"
    Wieder gehorchte ich.
    „Zieh den Kimono aus."
    Einen Augenblick zögerte ich. Ich blickte mich rasch um. Vielleicht hatte ich jetzt die Chance, auf die ich gewartet hatte. Die Krieger hatten sich in den Hintergrund begeben. Langsam öffnete ich die Schnur und schob das Kleidungsstück über die Schultern.
    „Nimm das Schwert mit beiden Händen, Michele da Mosto!"
    Rasch griff ich nach dem Schwert, umklammerte es mit beiden Händen und hielt es hoch. Der Herrscher stand nur drei Schritte neben mir. Marzi war zurückgetreten. Die
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