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096 - In Soho regiert der Tod

096 - In Soho regiert der Tod

Titel: 096 - In Soho regiert der Tod
Autoren: A.F.Morland
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sich bei ihnen eingeladen, um sie daheim zu interviewen.
    Mir sagte mehr zu, wie Gordon Yates seine Wohnung eingerichtet hatte. Die Möbel und Bilder, die ich in McDiarmids Wohnung sah, trafen nicht ganz meinen Geschmack.
    Yates war auch derjenige, der das losere Mundwerk hatte. In seiner Art - nicht in seinem Aussehen - erinnerte er mich ein bißchen an meinen amerikanischen Freund Noel Bannister.
    Ich saß allein im Livingroom, hatte ein Glas Pernod in der Hand und sah fern.
    Vicky Bonney befand sich in ihrem Arbeitszimmer und schrieb an ihrem neuesten Buch.
    Jubilee lag im Bett. Sie fühlte sich nicht wohl. Was ihr fehlte, wußten wir nicht. Nicht einmal sie selbst konnte es uns sagen. Wir nahmen an, es wäre eine vorübergehende Unpäßlichkeit, und wir hofften, daß es dem jungen Mädchen, nach dessen Eltern nach wie vor gesucht wurde, morgen wieder besser ging.
    Ich nahm einen Schluck von meinem Drink. Boram, Roxane und Mr. Silver waren außer Haus.
    Das TV-Magazin war als Wochenrückblick gestaltet, und ich sah auch wieder McDiarmid und Yates.
    Manche Reporter stellten ihnen idiotische Fragen. »Sie haben den Stecher von Soho zur Strecke gebracht. Wie fühlen Sie sich nun?« lautete zum Beispiel eine Frage.
    »Nicht schlecht«, antwortete McDiarmid.
    »Keine Gewissensbisse? Sie haben immerhin einen Menschen erschossen.«
    »Das hätten wir nicht getan, wenn der Mann uns dazu nicht gezwungen hätte!« erwiderte Gordon Yates sauer. »Es war Notwehr.«
    Ich konnte seinen Ärger verstehen. Was erwarteten die Reporter von ihm? Daß er sich als Verbrecher fühlte?
    »Spürten Sie so etwas wie Triumph, als Keenan Aprea tot vor Ihnen lag?« wurden sie gefragt.
    »Nicht Triumph«, antwortete McDiarmid. »Aber Erleichterung.«
    »Haben Sie schon einmal einen Menschen erschossen, Mr. McDiarmid?«
    »Nein, noch nie.«
    »Und Sie, Mr. Yates?«
    »Ich natürlich auch nicht«, antwortete Gordon Yates. »Wissen Sie, was mich interessieren würde? Wie Sie uns sehen. Sind wir in Ihren Augen Gangster? Eiskalte Killer?«
    Yates drehte den Spieß um. Plötzlich stellte er die Fragen. Mir gefiel die Art, wie er mit den Reportern umsprang. Am liebsten hätte ich ihm Szenenapplaus gespendet.
    Ich leerte mein Glas und erhob mich.
    Es war der Tag, an dem Keenan Aprea beerdigt wurde. Angeblich hatten dem Stecher von Soho viele Menschen das Letzte Geleit gegeben, jedoch nicht, um ihn zu ehren, sondern aus Neugier, und vielleicht auch deshalb, um zu sehen - und zwar mit eigenen Augen -, daß man ihn wirklich begrub.
    Als ich gerade am Fenster vorbeigehen wollte, fuhr draußen ein Rolls-Royce vor. Aus dem silbernen Wagen stiegen Tucker Peckinpah und sein Leibwächter.
    Ich verließ das Wohnzimmer. Sie brauchten nicht zu läuten. Ich öffnete die Tür rechtzeitig und ließ sie ein.
    Peckinpah, der reiche, sechzigjährige Industrielle, war wie immer erstklassig gekleidet. Sein Haar war stark gelichtet, aber er trug trotzdem so gut wie nie einen Hut.
    Cruv hatte hingegen häufig eine schwarze Melone auf dem Kopf, um größer zu wirken. Schließlich war er ein Gnom.
    Daß er das Herz eines Löwen hatte, sah man ihm nicht an, und auch nicht, daß er sich für Tucker Peckinpah in Stücke reißen lassen würde, wenn Gefahr drohte.
    Er nahm beim Eintreten die Melone ab. Er war häßlich, aber ungemein sympathisch.
    Ich sagte den beiden, daß ich mich über ihren Besuch freute, und begab mich mit ihnen in den Livingroom. Als ich Vicky holen wollte, bestand der Industrielle darauf, daß ich sie arbeiten ließ.
    Wir setzten uns. Irgend etwas fehlte mir an Peckinpah.
    Die Zigarre!
    Ohne Zigarre kein Tucker Peckinpah, da war er irgendwie nicht vollständig, und er schien auch schon nach kurzem etwas zu vermissen.
    Als er sich den Lungentorpedo endlich anzündete, wofür er wie immer sehr viel Sorgfalt verwendete, schob ich ihm einen Aschenbecher zu und stellte mit Hilfe der Fernbedienung den Fernsehapparat ab.
    Meine Freunde und ich hatten in letzter Zeit viel um die Ohren gehabt. Ich hatte mich nach einer Verschnaufpause gesehnt - und bekommen.
    Inzwischen fühlte ich mich wieder fit und zu neuen Taten bereit, doch wir hörten nichts von Terence Pasquanell, dem Zeit-Dämon, nichts von Professor Mortimer Kull, der es aus eigener Kraft geschafft hatte, zum Schwarzblütler zu werden, und auch nichts von Yul, dem neuen Besitzer des Höllenschwerts. [1]
    Peckinpah steckte sein Feuerzeug ein und fragte mich, ob ich die Geschichte mit dem Stecher von Soho
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