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0958 - Der Keller

0958 - Der Keller

Titel: 0958 - Der Keller
Autoren: Jason Dark
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aber steckte sie selbst in der Falle.
    Da knirschte das Holz.
    Irgendwie war es genau das Geräusch, auf das sie gewartet hatte. Es hätte nicht anders kommen können. Das Knirschen war einfach da.
    Wahrscheinlich brach die Wand jetzt auseinander.
    Vicky wußte nicht, woher sie den Mut nahm, aber sie schaffte es, ihr Feuerzeug anzuschnicken. Die kleine Flamme war sofort da. Sie sprang in die Höhe, sie riß das Loch in die Finsternis, und es wurde um sie herum hell, worüber Vicky sich nicht freute.
    An der Wand passierte es. Und es geschah praktisch zugleich mit dem Hellwerden.
    Da brach das Holz.
    Und dann war er da!
    Vicky sah ihn, und sie glaubte, den schlimmsten aller Alpträume mitzumachen…
    ***
    Irgendwo hatte Harry Stahl mit seinem Vergleich nicht mal so unrecht gehabt. Auch ich konnte mir gut vorstellen, in mein eigenes Grab zu steigen, das tief unter mir in dieser widerlich fettigen Finsternis lag. Die Hand hatte ich nicht mitgenommen, sie blieb oben liegen. Wir wollten in das dunkle Herz des Hauses, in den Keller hinein, in dem sich das Grauen manifestiert hatte.
    Es hing dort fest. Es war nicht mehr wegzukriegen. Es war eine Macht und eine Kraft. Ich wußte einfach zu wenig über diesen Bau, der eine lange Vergangenheit hatte. Was war in dieser verdammten Zeit geschehen? Was hatte sich dort bilden können?
    War etwas aus Müll, aus Dreek, aus einer fremden Magie entstanden?
    Etwas Urböses, Kannibalistisches, das sich mehr als zehn Menschen geholt hatte? Wahrscheinlich war es so gewesen, und meine Gedanken kreisten immer mehr um Ghouls, diese verfluchten Leichenfresser. Sie allerdings hausten zumeist auf alten Friedhöfen, wo sie genügend Nahrung bekamen, aber ich kannte sie auch anders. So hatte ich schon einen Ghoul erlebt, der aus dem Gully gekrochen war.
    Ich bewegte mich neben meinem Freund Harry die Stufen hinab. Sie waren breit genug, und Harrys Lampenstrahl durchschnitt diese fettige Finsternis.
    Je tiefer wir gingen, um so mehr veränderte sich die Luft. Sie wurde kälter, aber auch dicker oder rußiger. Ihr Geruch war für mich nicht zu identifizieren. Er war kalt und klebrig. Etwas Altes, Furchtbares lauerte hier unten, und es schien sich auch in den Wänden festgesetzt zu haben, gegen die Harry Stahl leuchtete. Da war nichts Helles mehr zu sehen, die Wände waren von einem dunklen und rußigen Film bedeckt.
    Auch nicht passend, als hätte jemand hier etwas verbrannt und sein Andenken hinterlassen.
    Stahl schaute mich an. »Das ist eine Hölle«, flüsterte er, »eine Hölle für sich, John!«
    »Kann sein.«
    Harry wollte weitersprechen. »Ein verfluchter Organismus. Etwas, das darin steckt, sich breitgemacht hat und in all den vergangenen Jahren wachsen konnte.«
    »Was?«
    »Die Kannibalen!«
    Davon ließ sich Harry Stahl nicht abbringen. Er fürchtete sich davor, das hörte ich seiner Stimme an, die so krächzend klang. Wir wußten beide, daß in diesem riesigen Keller am Ende der Treppe etwas lauerte, aber wir wußten nicht, wo es sich versteckt hielt und ob es bereits auf uns aufmerksam geworden war.
    Ich rechnete damit, denn Ghouls konnten Menschen riechen.
    Wir setzten unseren Weg fort. Die kalten Strahlen unserer beiden Lampen glitten über die schmutzigen Stufen hinweg, die glatt geworden waren. Wir sahen auch das Ende der Treppe, aber dahinter war nichts zu erkennen.
    Nur ein finsteres, großes Loch. Eine dicke, fettige Finsternis.
    Harry leuchtete nach rechts, ich nach links. Sein Strahl war breiter. Er riß die Rohre hervor, die über uns an der Decke schwebten.
    Normale Rohre, wie man sie ein vielen Kellern fand, nichts Besonderes.
    In unserem Fall allerdings kamen sie mir vor wie Gedärme, wie das Verdauungssystem eines gewaltigen Organismus, der sich bewegte, der schlürfte, der alles in sich einsaugte, um die Reste schließlich auszuscheiden.
    »Wie unwohl fühlst du dich, John?«
    »Sehr.«
    »Danke, ich auch.« Harry leuchtete in die Leere hinein. Hier war nichts abgeteilt, wir sahen keine Quermauern, es gab in diesem Bereich keine Keller, aber es war auch hier unten nichts gelagert worden. Wir hatten mit Akten gerechnet, mit Tonnen von Papier. Das schien man alles weggeschafft zu haben.
    »Tot«, flüsterte Harry. »Hier ist alles tot, aber es gibt trotzdem Leben.«
    Ich hatte ihn gehört, aber seine Stimme war leiser geworden, da ich mich von ihm entfernt hatte und auf einen bestimmten Punkt zuging, der mir aufgefallen war.
    Da hatte sich nichts gespiegelt, aber es war
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