Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0955 - Der Gruftie

0955 - Der Gruftie

Titel: 0955 - Der Gruftie
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
mit kleinen Teichen und Bächen, die von einer einzigen, auf dem Areal entdeckten Quelle gespeist wurden.
    Einen besseren Ort, um jemanden verschwinden zu lassen, gab es in dieser Umgebung nicht.
    Verschwinden lassen. Warum? Warum sollte jemand Casey Quenton verschwinden lassen? Was ging überhaupt vor?
    Jane ärgerte sich darüber, daß sie so wenig wußte. Dieser Douglas Waterman hatte nicht so recht mit der Sprache herausgerückt. Sie arbeitete praktisch im luftleeren Raum. Sie hätte mehr und härter nachfragen sollen. Jetzt war es leider zu spät.
    Eines stand fest. Freiwillig war Casey Quenton nicht verschwunden. Er hätte seinen Platz niemals verlassen. Also mußte man ihn entführt haben.
    Er hatte das lebende Skelett mit dem Menschenkopf gesehen. Es war von einer Seite der Straße auf die andere gegangen, und es mußte wieder zurückgekehrt sein.
    Es hatte den Mann geholt.
    Es hatte ihn weggebracht, und Jane schaute automatisch gegen die Grundstücksmauer.
    Das war der Weg. Sie konnte sich vorstellen, daß der Mann dort hingeschafft worden war. Wenn dem tatsächlich so war, dann mußte er in einem unmittelbaren Zusammenhang mit Douglas Waterman stehen, denn zum Spaß hatte er sich das Grundstück bestimmt nicht ausgesucht. Da gab es andere Flecken, wo er abtauchen konnte.
    Wollte sie ihren Kollegen finden, blieb Jane nur eine Chance. Sie mußte die Mauer überklettern und das riesige Grundstück durchstreifen. Vielleicht sah oder hörte sie etwas, das sie einen Schritt weiterbrachte.
    Waterman hatte sie über installierte Alarmanlagen nicht informiert. Die Frontseite des Hauses wurde elektronisch überwacht. Wie es allerdings an der Rückseite aussah, wußte Jane nicht. Da bestand durchaus die Möglichkeit, daß sie in irgendwelche Fallen lief, aber das Risiko wollte und mußte sie eingehen.
    Die Mauer war zwar hoch, aber nicht so hoch, als daß sie Jane nicht hätte erreichen können. Bevor sie zum Sprung ansetzte, schaute sie sich noch einmal um.
    Niemand beobachtete sie. Die Straße war leer. Auf der Mauerkrone schimmerte kein kaltes Metall eines Stacheldrahts, da standen auch keine einbetonierten Glasscherben hoch.
    Sie legte den Kopf zurück, maß noch einmal die Entfernung, ging leicht in die Knie und stieß sich dann ab.
    Es klappte bereits beim ersten Sprung. Die Hände ihrer ausgestreckten Arme umklammerten den Rand der Mauer, an dem sie sich festhielt. Sie schaffte es trotz der Handschuhe, die gut paßten.
    Jane zog sich hoch. Sie arbeitete noch mit den Füßen und stemmte die Spitzen immer wieder gegen das Gestein, das sie benutzte wie eine Trittleiter.
    Zweimal geriet sie ins Rutschen, weil sich in den Lücken zwischen den Steinen auch Eis abgesetzt hatte. Aber dieses Hindernis packte sie ebenfalls, und sie war schließlich heilfroh, ihren Oberkörper auf den breiten Rand hieven zu können.
    Schnaufend blieb sie dort liegen. Sie schnappte laut nach Luft und spürte das harte Klopfen ihres Herzens. Jeden Schlag spürte sie überdeutlich im Gehirn.
    Warten, kurz ausruhen, dann erst weitermachen. Kniend warf sie einen ersten Blick auf die andere Seite des Grundstücks. Zumindest nahe der Mauer sah sie so gut wie nichts, denn dort drängte sich die Dunkelheit über dem Boden zusammen. Sträucher und Buschwerk konnte sie ebenfalls nicht erkennen.
    Sie schwang herum und riskierte den Sprung in die Tiefe. Der Boden war auch hier hart gefroren, aber ziemlich eben, so daß sie gut aufkam und nicht umknickte.
    Jane wartete wieder. Der erste Schritt war geschafft. Weitere lagen noch vor ihr. Sie wußte nicht, ob man sie entdeckt hatte, deshalb wartete sie gut zwei Minuten ab, in denen allerdings auch nichts geschah. Kein Hund wurde auf sie gehetzt, sie hörte auch keine Alarmanlage.
    Es blieb still.
    Jane schaute nach der Uhrzeit. Etwas mehr als zwei Stunden vor Mitternacht. Die Feier würde noch lange dauern, und niemand wußte, wie sie endete.
    Jane wunderte sich, daß ihr plötzlich dieser Gedanke kam. Sie hatte den Eindruck, in einer gewaltigen Falle zu stecken. Es war nur ein Gefühl. Obwohl sie dagegen ankämpfte, blieb es. Hier sah alles so normal aus, aber nichts lief in den Regeln ab, die sie gewohnt war. Im Untergrund rumorte es. Da verschwand ihr Kollege, der zuvor ein Skelett mit einem normalen Kopf gesehen hatte. Eigentlich ein Irrsinn, eine Halluzination möglicherweise. Aber warum war dieser Kollege dann verschwunden, ohne auch nur eine Spur hinterlassen zu haben?
    Ihr wurde klamm. Sie ahnte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher