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0933 - Der erste Erbfolger

0933 - Der erste Erbfolger

Titel: 0933 - Der erste Erbfolger
Autoren: Oliver Fröhlich
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Feuerpfeile bohrten sich quälende Gedanken in sein Hirn. Warum hatte er sich mit dem Dhyarra nicht selbst befreit? Er hätte alles besser vorbereiten, mit Nicole einen aussichtsreicheren Plan schmieden können. Etwas an dieser Idee stimmte nicht, aber er kam nicht drauf.
    Die Gedanken erloschen.
    Das Letzte, was Zamorra sah, bevor die Zeitenbrücke die Seele aus seinem Körper riss, war, wie die Tür aufflog und die Peters-Zwillinge hereinstürmten. Wenigstens das hatte funktioniert!
    Dann wurde es dunkel um ihn.
    Er wusste nicht, wie lange er weg (bewusstlos? tot?) gewesen war. Doch irgendwann hatte er die Augen wieder geöffnet.
    Dennoch war es immer noch dunkel um ihn!
    Ein Röcheln quetschte sich zwischen seinen Lippen hervor.
    Zwei Sekunden vergingen. Drei. Vier.
    Plötzlich flammte ein bläuliches Licht auf, dessen Quelle direkt über seinem Lager hing. Zamorra stockte der Atem. Der Schein stammte aus einer faustgroßen Kugel, deren Oberfläche mit blauen Kristallsplittern übersät war. Splitter von Dhyarras?
    Er lag auf einer weichen Matratze. Einer Pritsche oder einem Bett. Er hob den Kopf um wenige Zentimeter und sah an sich herab. Sein Oberkörper war nackt, die Brust mit einem dicken, ehemals weißen Verband umwickelt. Inzwischen jedoch war die vorherrschende Farbe Rot. Wie Blut. Sein Blut!
    Da erschien neben seinem Bett eine hochgewachsene Gestalt. Ein Mann mit ergrauenden Haaren und gütigen Gesichtszügen. Die Augen waren rot und geschwollen, als hätte er geweint. Und erneut stockte Zamorra der Atem.
    Er hatte den Mann noch nie gesehen, aber seine Haut schimmerte in einem satten Goldton!
    »Du lebst?«, fragte der Goldene.
    ***
    Gegenwart, Château Montagne
    Gebannt lauschten die Peters-Zwillinge und Dylan McMour dem Butler William, als dieser Zamorras Abschiedsbrief vorlas. Von dem herrschenden Tumult angezogen, war inzwischen auch Anka zu der Gruppe gestoßen. Natürlich handelte es sich bei ihr eigentlich um Kathryne, da sich aber alle an den Namen Anka gewöhnt hatten, waren sie übereingekommen, es dabei zu belassen.
    Als Williams Stimme verklang, herrschte für einen Augenblick ungläubige Stille.
    »Er hat sich umgebracht, um nach Lemuria zu reisen?«, brach Dylan schließlich das Schweigen. »Was für eine dämliche Idee ist das denn?«
    »Eine, an der wir nichts mehr ändern können«, sagte Monica. »Wir sollten uns lieber überlegen, was wir nun anstellen. Können wir Zamorra und dem Zauber trauen? Sollen wir ihn wirklich einfach so liegen lassen und darauf warten, dass er… von den Toten aufersteht?«
    Anka kniff die Augen zusammen. »Ich hatte mir mein Erwachen irgendwie reibungsloser vorgestellt.« Dann schüttelte sie den Kopf. »Welche Alternative haben wir denn, Moni? Ich darf doch Moni sagen, oder?«
    »Natürlich.«
    »Ich dachte, du bist Uschi«, sagte Dylan zu Monica. »Warum musstet ihr auch das Gleiche anziehen?«
    Seit jeher hatten die Menschen Probleme, die Peters-Zwillinge auseinanderzuhalten. Selbst ihrem Lebensgefährten Robert Tendyke gelang das nicht auf Anhieb. Nur Nicole Duval hatte aus unbekannten Gründen keinerlei Schwierigkeiten damit.
    Nun schien sich auch Anka einzureihen. »Hast du was an den Augen? Monica hat doch eine ganz andere Nasenform. Auch die Lippen sind anders geschwungen.«
    »Äh, ja. Ganz wie du meinst.« Dylans Blick huschte zwischen den Schwestern hin und her, ohne einen Unterschied zu entdecken. Dann kam er auf ihre Frage zurück: »Wir haben keine echte Alternative. Aber wir können ihn hier nicht einfach liegen lassen. Vielleicht sollten wir ihn in den Keller schaffen. Oder gibt's hier so etwas wie einen Kühlraum? Dann bliebe der Professor frisch.«
    Er fing sich anklagende Blicke aus drei Augenpaaren ein. »Das ist nicht lustig!«, sagten alle drei Frauen gleichzeitig.
    Abwehrend hob er die Arme. »Ich hab es auch nicht witzig gemeint! Für wie unsensibel haltet ihr mich eigentlich? Es ist toll, dass Zamorra davon ausgeht, nach dem Tod seines Wirtskörpers zurückkehren zu können. Aber wann wird das geschehen? Weiß jemand von euch, wie lange es dauert, bis die Totenstarre einsetzt? Wie lange, bis der Körper beginnt, sich zu zersetzen? Zwei Stunden? Zwanzig? Was, wenn seine Seele erst in ein paar Tagen zurückkehrt und nur noch einen angefaulten Leib vorfindet? Oder schützt das Wasser von der Quelle des Lebens auch seinen toten Körper?«
    William trat hinter dem Schreibtisch hervor und legte den Abschiedsbrief darauf ab. »Diese
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