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0932 - Das 14. Siegel

0932 - Das 14. Siegel

Titel: 0932 - Das 14. Siegel
Autoren: Oliver Fröhlich
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Aktanur verschmelzen. Und der Plan war aufgegangen!
    Als Zamorra weiterrannte, entdeckte er den spaltlippigen Dämon selbst, der bisher außerhalb seines Sichtbereichs gestanden hatte. Seine überwachsenen Augenhöhlen schienen von innen in einem kranken Gelb zu strahlen. Oder war es lediglich das fahle Leuchten des Mondes, das Zamorra diesen Eindruck vermittelte?
    Der Professor blieb stehen und zog den Dhyarra aus der Tasche. Eine andere Möglichkeit, Rhett zu helfen, fiel ihm auf die Schnelle nicht ein.
    Inzwischen war die Metamorphose der Körper abgeschlossen. Der Erbfolger sah wieder so aus, wie Zamorra ihn seit Jahren kannte. Draußen vor dem Tor stand ein sechzehnjähriger Junge. Von Aktanur war in seiner Miene nichts mehr zu entdecken. Dennoch wirkte Rhett um Jahre gealtert. Nicht äußerlich, aber nun besaß er die Ausstrahlung eines alten Mannes. Verschwunden war das jugendliche, manchmal spitzbübische Lächeln. In dem sonst so freundlichen Gesicht regierten Hass und Wut.
    Aber Zamorra glaubte auch, noch etwas anderes zu erkennen. Schmerz? Verzweiflung? Er wusste es nicht, aber es zeigte ihm, dass noch nicht alles verloren war!
    Er konzentrierte sich, stellte sich die Trennung der beiden Körper bildlich vor.
    Doch bevor die Dhyarra-Magie seine Vorstellung in Realität verwandeln konnte, bildeten sich schwarze Gewitterwolken um Rhetts Hände. Blitze schossen daraus hervor und auf den Professor zu. Das gleichzeitig einsetzende Knistern drohte Zamorras Trommelfelle zu zerreißen.
    Der Meister des Übersinnlichen hechtete zur Seite, wohl wissend, dass er einem Blitz niemals ausweichen konnte. Er kam auf dem Kiesboden des Château-Hofs auf, spürte die kleinen Steinchen, die sich in die Handfläche drückten, rollte sich ab und stellte verwundert fest, dass er noch lebte.
    Natürlich hatte der Angriff ihn aus der Konzentration gerissen. Schlimmer noch: Bei seiner Hechtrolle hatte er den Dhyarra verloren, der nun irgendwo im Kies lag. Er tastete danach, ließ seinen Blick über den Untergrund wandern, konnte den Sternenstein aber nicht finden.
    Dylan streckte ihm die Hand entgegen und half ihm auf. Der Schotte sagte etwas, doch es ging im knisternden Getöse unter. Noch immer zuckten Blitze aus Rhetts Fingern. Sie richteten jedoch keinen Schaden an, weil sie die M-Abwehr nicht durchdringen konnten.
    Und das konnte nur eines bedeuten: Der Schutzschirm stufte Rhetts Magie als böse ein!
    Zamorras Herz raste nach oben bis in den Hals wie ein Express-Lift und schnürte ihm die Luft ab. Der Katzen-Merlin hatte recht gehabt! Das Buch war erschienen, weil die Erbfolge böse geworden war. Zamorra hatte ihm nicht geglaubt und es deshalb nicht verhindern können.
    Er hatte versagt! Auf ganzer Linie!
    Die Geräuschkulisse verstummte, aber Zamorra hatte das Gefühl, die Trommelfelle schwangen noch immer nach.
    Rhett sah auf seine Hände hinab. Ein schmutziges Grinsen flackerte in seinem Gesicht auf und erinnerte Zamorra für einen Augenblick an die Streiche, die Rhett ihm mit Fooly manchmal gespielt hatte.
    Doch die Zeit der Streiche war vorbei! Dies war tödlicher Ernst!
    Der Erbfolger drehte sich um und ging auf Krychnak zu.
    »Nein!«, tönte da plötzlich Ankas Stimme durch die Nacht. Sie rannte los, über die Zugbrücke und Rhett hinterher.
    Unvermittelt blieb der Junge stehen. Wie in Zeitlupe wandte er sich um und blickte auf Anka. Der Hass verschwand aus seinem Gesicht. Seine Züge wurden weich.
    Zamorra konnte nicht mehr tun, als zusehen. War das die Lösung? Konnte die Macht der Liebe den Erbfolger vor einer Rückkehr zum Bösen bewahren? Egal, wie klischeehaft das sein mochte, der Professor setzte all seine Hoffnungen in Anka.
    »Rhett«, rief sie. »Lass mich jetzt bitte nicht allein.«
    Der Erbfolger machte einen Schritt auf sie zu und blieb stehen. Lächelte er? Zaghaft streckte sich ihr sein Arm entgegen. Sein Gesicht begann wieder zu pulsieren und Aktanurs Fratze kristallisierte sich hervor, schmerzverzerrt und enttäuscht!
    Ja! , jubelte Zamorra innerlich. Schmeiß ihn raus aus deinem Körper, mein Junge!
    Zunächst streckte auch Anka die Hand aus, doch plötzlich zuckte sie zusammen. Sie griff sich an die Schläfen und stöhnte auf. »Nein! O nein, nicht ausgerechnet jetzt!«
    Doch aller Protest half nichts.
    Zamorras Hoffnung erlosch wie eine Kerzenflamme im Sturm. Er sah, wie Anka einen Schritt zur Seite machte - und gleichzeitig stehen blieb! Nun stand zweimal das gleiche Mädchen vor den Mauern des
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