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0929 - Engelsblut

0929 - Engelsblut

Titel: 0929 - Engelsblut
Autoren: Jason Dark
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Heilungen? Was ist mit den Heilungen?«
    »Sie sind passiert.«
    Er regte sich jetzt auf und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Aber doch nicht so plötzlich! Da braucht alles seine Zeit. Unsere Vereinigung möchte wirklich herausfinden, um was es da geht. Wir sind nicht umsonst den Scharlatanen auf der Spur. Wir haben schon so manchen Wunderheiler vor Gericht gebracht oder ihm die Praxis geschlossen. Aber ich habe nie von derartigen Heilungen gehört, Mr. Sinclair. Das ist entweder ein gewaltiges Übel oder ein großer Bluff, und das meint auch Ihr Chef.«
    »Was schlagen Sie vor, Sir James?«
    Er putzte seine Brille, denn die Feuchtigkeit hatte die Gläser beschlagen. »Was wollen wir tun? Es steht etwas im Raum, dem nachgegangen werden muß. Ich habe noch nie davon gehört, daß Wunden so schnell geheilt werden können. Wir müssen zunächst den Menschen glauben, die auf diese Art und Weise geheilt werden.«
    »Stimmt.«
    »Die Namen werden Sie sicherlich von Mr. Dobson bekommen - oder?«
    Der Angesprochene schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich habe sie nicht bei mir. Wenn ich etwas raten darf, dann sollten Sie sich diese Madame Marcia mal näher anschauen, Mr. Sinclair.«
    »Haben Sie das noch nicht getan?«
    »Nein.«
    »Das wundert mich.«
    »Wir wollten im Hintergrund bleiben, was sicherlich verständlich ist. Wir haben nur gesammelt, und ich will auch nicht sagen, daß wir dieser Frau unbedingt auf die Füße treten müssen, aber eine gewisse Kontrolle wäre schon nötig.«
    »Durch mich?«
    »Ja, Mr. Sinclair.«
    »Dann könnte ich mir eine Wunde zufügen und der Dame einen Besuch abstatten?«
    »Wenn Sie wollen, nehmen Sie das als Entree.«
    »Will ich aber nicht.« Ich nahm den letzten Schluck aus meinem Krug und schaute den hellen Streifen nach, wie sie im Innenrand des Glases herabrannen. »Bisher gibt es keine konkreten Verdachtsmomente gegen diese Frau. Man kann ja gewisse Gebräus nennen, wie man will. Ich weiß, daß es ein Gewächs gibt, das sich Teufelskraut nennt. Da sollte man auch bei dem Begriff Engelsblut nicht so pingelig sein, finde ich.«
    Francis Dobson war beleidigt. Steif setzte er sich hin. »Beinahe habe ich das Gefühl, als nähmen Sie mich nicht ernst, Mr. Sinclair.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Man kann daran riechen.«
    »Dann riechen Sie eben falsch.«
    Er räusperte sich, winkte dem Kellner, der stehenblieb, und bat um seine Rechnung. »Überlegen Sie es sich. Ich habe Ihnen die Tür spaltbreit geöffnet. Jetzt liegt es an Ihnen, sie so weit wie möglich aufzustoßen.« Er zahlte und verließ unseren Tisch, indem er sich nur kurz und durch ein Nicken verabschiedete.
    Sir James und ich blieben noch, und wir bestellten auch etwas. Der Superintendent sein Wasser, ich trank noch einen Krug. Die Zeit war zwar schon fortgeschrittener, aber die Tische waren noch gut besetzt. Die Menschen waren froh, aus ihren stickigen Wohnungen oder Häuser zu kommen, um in Flußnähe wenigstens etwas Wind zu erhaschen, auch wenn dieser einen nicht erstrebenswerten Geruch mitbrachte, denn es stank nach altem Wasser, Ufer und Schlamm.
    »Der wird Sie so leicht nicht mehr anschauen, John«, sagte mein Chef und lächelte.
    »Was halten Sie denn davon?«
    »Ich bin mir unsicher.«
    »Wegen der Heilungen oder wegen des Blutes?«
    »Da kommt wohl beides zusammen. Es ist seltsam, John, aber jetzt muß ich mal so reden, wie Sie es hin und wieder vorexerzieren. Ich verlasse mich in diesem Fall einfach auf mein Gefühl. Darüber können Sie lächeln oder nicht, aber ich bin der Meinung, daß wir in diesem Fall richtig liegen. Da geht etwas vor sich, das mit bisher bekannten Methoden nichts zu tun hat.«
    »Denken Sie an Magie?«
    »Im Endeffekt schon. Ich gab zu, daß man manchen Pflanzen ungewöhnliche Namen gegeben hat. Teufelskraut ist ein gutes Beispiel, aber auch das geschah nicht grundlos. So könnte es auch bei diesem Engelsblut gewesen sein.«
    »Im übertragenen Sinne, wie das ja bei dem von Ihnen erwähnten Beispiel der Fall gewesen ist.«
    »Hierbei nicht. Hier ist es echt, wie ich finde. Das Blut eines Engels, John.« Er schaute mich dabei an und sprach sofort weiter. »Jetzt fragen Sie mich nicht, ob Engel auch bluten können?«
    »Können sie das, Sir?«
    »Ich weiß es nicht. Als feinstoffliche Wesen nicht. Wir beide aber wissen, daß Engel nicht nur feinstofflich sind. Dabei spielen auch andere Dinge eine Rolle. Oder muß ich sie an Belial erinnern oder an diesen
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