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0926 - Mörderische Lockung

0926 - Mörderische Lockung

Titel: 0926 - Mörderische Lockung
Autoren: Jason Dark
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Sie wollte Sarah die Briefe zuschieben, die aber winkte ab. »Nein, öffne du sie. Ich habe keine Lust.«
    »Okay, wie du willst.« Jane sortierte die Post. Vier Briefe waren es. Reklame natürlich. Dreimal war sie von irgendwelchen Modehäusern angeschrieben worden, die auf ihre günstigen Kaufgelegenheiten aufmerksam machten und gleichzeitig mitteilten, daß die neue Winterware bereits eingetroffen war. Jane schüttelte den Kopf. Wer hatte jetzt schon Lust, sich mit Wintersachen einzudecken?
    Ein Brief blieb übrig.
    Er war an sie adressiert.
    Jane runzelte die Stirn. Die Adresse war mit der Hand geschrieben worden. Der Schrift nach zu urteilen, mußte es eine Frau gewesen sein, die den Brief aufgesetzt hatte.
    Jane schaute auf den Absender. Es gab keinen. Weder auf der Vordernoch auf der Rückseite des Briefs. Auch der Inhalt war ungewöhnlich, denn als Jane den Umschlag leicht knickte, wunderte sie sich, weil kein normaler Brief darin steckte.
    »Was hast du?« fragte Sarah, die Janes Stirnrunzeln sehr wohl bemerkt hatte.
    »Ich weiß auch nicht. Ein normaler Inhalt ist das nicht.«
    »Wieso?«
    »Kein Brief.«
    »Sondern?«
    Sie verzog den Mund. »Das fühlt sich eher an wie ein dünnes Stück Karton oder so ähnlich.«
    »Und?«
    »Nichts. Ich werde ihn öffnen.«
    »Sei aber vorsichtig!«
    Jane lächelte. »Wenn du an eine Briefbombe denkst, Sarah - Briefbomben sind dicker. Nein, das ist etwas anderes, sicherlich auch harmlos.«
    Jane hatte schon nach einem Messer gegriffen und schlitzte den Umschlag damit auf. Sie wunderte sich, als sie den Inhalt hervorzog.
    Es war kein Brief, es war ein Foto.
    Ein Farbfoto, ein Porträt, das Gesicht einer Frau.
    Jane schaute es sich an, hob die Schultern und drehte das Foto um. Auf der Rückseite stand eine Nachricht. Der Schrift nach zu urteilen, waren die Worte rasch hingekritzelt worden. Geschrieben in großer Eile. Jane hatte Mühe, den Satz zu lesen, und sie behielt ihn auch nicht für sich, sondern las ihm halblaut vor. »Du mußt sofort kommen. Gefahr! Torres de Mar.« Mehr nicht, kein Name, keine Unterschrift. Dafür hatte die Zeit wohl nicht mehr gereicht.
    Jane drehte das Bild wieder um. Sie starrte für einen Moment auf das Foto und hob die Schultern. Sie war ratlos.
    Bisher hatte Sarah Goldwyn geschwiegen, jetzt aber fragte sie: »Was ist denn passiert? Warum reagierst du so seltsam?«
    »Schau selbst.« Sie reichte der Horror-Oma das Foto. Sarah nahm es mit spitzen Fingern entgegen, las auch den Text, runzelte die Stirn und nickte.
    »Zwar habe ich meine Brille nicht auf gesetzt, aber trotzdem glaube ich, daß da jemand deine Hilfe will.«
    »Das meine ich auch.«
    Sarah reichte Jane das Bild wieder zurück. »Aber wer? Kannst du mir das sagen?«
    »Nein.«
    »Oh!«
    Jane hob die Schultern. Sie schaute sich das Gesicht an. Es war hübsch, umrahmt von langen, dunkelblonden Haaren, in denen die grauen Fäden eingefärbt waren. Eine gerade Nase, hochstehende Wangenknochen, schmale Augen, über die sich die Brauen wölbten, und ein Mund, dessen Lippen ein leicht spöttisches Lächeln zeigten.
    »Kennst du diese Frau?« fragte Sarah. »Nein.«
    »Wirklich nicht?«
    Jane schüttelte den Kopf. »Im Moment bin ich überfragt.« Sie legte das Bild auf den Tisch und kümmerte sich um den Umschlag. Eine spanische Briefmarke, ein spanischer Poststempel, der Ort Torres de Mar war soeben noch zu entziffern, aber Jane wußte nicht mal, in welchem Teil Spaniens sie ihn fand.
    »Noch bin ich ratlos«, murmelte sie.
    Lady Sarah sah die Dinge gelassener und auch optimistischer.
    »Jedenfalls wissen wir jetzt, daß unser Sommerloch zumindest für dich erst einmal vorbei ist.«
    Jane lachte ziemlich freudlos. »Das ist nicht gesagt. Ich frage mich nur, weshalb mir diese Frau die Nachricht hat zukommen lassen.«
    »Das ist einfach, denn sie braucht deine Hilfe.«
    »Die? Diejenige, die ich nicht kenne.«
    »Aber sie kennt dich.«
    »Woher?«
    »Mich darfst du das nicht fragen. Ich würde an deiner Stelle mal überlegen, ob sie dir nicht schon mal über den Weg gelaufen ist. Vielleicht erinnerst du dich ja.«
    »Bisher nicht.«
    »Auch keine Idee?«
    »Nein, gar nichts.«
    »Aber es ist keinen Zufall, Jane. Die Frau kennt dich, und sie wird dir nicht grundlos geschrieben haben.«
    »Das ja, aber…« Plötzlich wurde Jane Collins bleich. Sie starrte das Bild an, und auf der Stirn erschien ein Film aus Schweiß, der sich schließlich über ihr gesamtes Gesicht verteilte. »Das ist
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