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0916 - Der Quellmeister und die Bestie

Titel: 0916 - Der Quellmeister und die Bestie
Autoren: Unbekannt
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Arqualov hatte mit einer solchen Möglichkeit gerechnet und nahm sich ohne Zögern sein zweites Opfer vor, einen Priester namens Awustor, den er im Verlauf der Unterhaltungen als tatkräftig und intelligent erkannt hatte und der infolge Mutation auf einem Auge blind war.
    Awustor lieferte ihm einen heroischen Kampf. Er war bereits einmal einem Geist der Vergangenheit begegnet auch wenn er bis auf den heutigen Tag nicht wußte; daß es sich bei diesem lediglich um eine geschickte Maskerade des humpelnden Tantha gehandelt hatte - und wollte bei der zweiten Begegnung mehr Tapferkeit an den Tag legen als bei der ersten. Er schrie und feuerte Waffen ab, die der Oberpriester aus dem Arsenal der Techno-Spürer erworben hatte. Aber schließlich unterlag er der seelischen Qual, mit der der Geist ihn umfing. Und unmittelbar bevor sein Gehirn den Dienst versagte, schlüpfte Arqualovs Bewußtsein in den Körper des Priesters, der von nun an die Rolle des Oberpriesters würde spielen müssen.
    Parlukhian, Sinqualor, Lauridian und Tanniserp waren bei ihrem Vorstoß keinen Schwierigkeiten begegnet.
    Ihre Bewußtseine waren in die Körper ihrer Opfer geschlüpft, bevor diese den Geist aufgaben. Übrig blieben zwei Priester, die zu Xummacrons Stab gehört hatten und angesichts des Lärms und der Aufregung nicht wußten, wie ihnen geschah. Sie wurden mühelos beseitigt. Das war nötig, denn Arqualov mußte sich bei seinem gefährlichen Vorhaben den Rücken freihalten.
    Am Tag der großen Opferfeier kam es zu anfänglichen Schwierigkeiten, weil keiner der fünf Geister der Vergangenheit wußte, wie das Zeremoniell zu handhaben war. Aber Zweifel und Mißtrauen, die die KukelstuuhrPriester angesichts der ungewöhnlichen Entwicklung wohl empfinden mochten, wurden durch die Autorität des Oberpriesters zerschlagen - wobei es anscheinend nahezu unerheblich war, daß der Name des Oberpriesters auf einmal nicht mehr Xummacron, sondern Awustor lautete.
    Niemand wußte, was aus den Bewußtseinen der fünf Priester geworden war. Würden sie von jetzt an, wie bisher die Geister der Vergangenheit, Murcons Burg durchstreifen und sich, am Jammer ihrer Bewohner laben, oder hatte sie in dem Augenblick, da sie ihrer Körper beraubt wurden, der Tod ereilt?
    Niemand kümmerte sich darum. Es war nicht wichtig. Wichtig war allein die bevorstehende Begegnung mit Kukelstuuhr.
     
    10.
     
    Als der Gesang der Erhabenheit die dritte Strophe erreicht hatte, erhob sich das donnernde Getöse jenseits des Felsenspalts von neuem. Diesmal war es so gewaltig, daß der Boden zitterte und der Felsstaub von den Wänden rieselte. Hatte das Ungeheuer mit seinem ersten Knurren angedeutet, daß es zu erwachen im Begriff sei, so wollte es jetzt alle Welt wissen lassen, daß es erwacht war und Hunger empfand.
    Pankha-Skrin ließ keinen Blick von der turmhohen Öffnung. In der Finsternis, die den Spalt erfüllte, sah er ein paar Sekunden lang schattenhafte Bewegungen. Dann materialisierte aus der Dunkelheit ein gigantischer Schädel, wie er sich furchterregender nicht gedacht werden konnte. Mehrere Hörner, jedes an seiner Wurzel so stark wie ein Baum, ragten aus der Schädeldecke in das Halbdunkel an der Mündung des Spaltes. Ein riesiger Rachen zeigte Reihen spitzer, gelber Zähne und verströmte fauchend einen Gestank, dessen Wirkung selbst Pankha-Skrin in diesen Augenblicken zu empfinden begann. Glühende Augen, im Durchmesser so groß wie ein ausgewachsener Mann, spähten aus der Dunkelheit und prüften die Lage in der Arena.
    Dann, mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll und einem Satz, den niemand dieser gewaltigen Körpermasse zugetraut hätte, sprang das Ungeheuer aus der Öffnung des Spaltes in die Halle. Sechs Tatzen, mit Krallen bewehrt und jede groß genug, um vier oder fünf Männer gleichzeitig zu zerquetschen, faßten krachend und dröhnend Fuß auf dem felsigen Boden des mächtigen Raumes. Das große Maul, mit einem mörderischen Schnabel bewehrt, senkte sich in Richtung der verängstigten Opfer, die in der Mitte der Halle standen und vor Entsetzen keine Kraft mehr fanden, sich zu rühren.
    In diesem Augenblick machte Pankha-Skrin eine überraschende Wahrnehmung. Der entelechische Teil seines Bewußtseins spürte intensive Gedankenimpulse, die aus der Richtung des Ungeheuers zu kommen schienen.
    Die Impulse waren ihm unverständlich, aber er spürte, daß sie aus einem intelligenten Bewußtsein kamen. Ungläubig musterte er das Monstrum, das die Priester als
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