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0902 - Das Mädchen und die Loower

Titel: 0902 - Das Mädchen und die Loower
Autoren: Unbekannt
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Roboterkunder Saqueth-Kmh-Helk Bilder dieses Mannes aus dem Solsystem nach Alkyra II mitgebracht. Boyt Margor war für die Loower kein Anonymus mehr, seit er an Bord des Saqueth-Kmh-Helk die beiden Wissenschaftler Jarkus-Telft und Gnogger-Zam getötet hatte. Aber die Vorstellung, daß er gegen den Willen seines Volkes ein so wertvolles Objekt wie das Auge für sich allein in Besitz genommen haben sollte, war für Hergo-Zovran noch immer unrealistisch.
    Der Türmer vom Mars war auf Goran-Vrans Urteil gespannt, wenngleich er ihm schon jetzt skeptisch gegenüberstand. Aber wenn Goran-Vran versagte, so bestand noch berechtigte Hoffnung, daß das zweite in Angriff genommene Projekt zielführender war. „Was hast du zu berichten, Lank?" fragte der Türmer den geduldig wartenden Wissenschaftler.
    Und Lank-Grohan berichtete ihm ohne Umschweife, daß es zum erstenmal in der neueren Geschichte ihres Volkes gelungen war, einem Fremdwesen die loowerische Entelechie beizubringen. „Du hast Unglaubliches vollbracht, Lank, ich hätte es nicht für möglich gehalten", sagte Hergo-Zovran.
    Während er sein Tiefenbewußtsein mit dem Phänomen beschäftigte, das ein entelechisch denkendes terranisches" Kind darstellte, fragte er ganz banal: „Wie gedenkst du nun diesen Erfolg in einen Vorteil für unser Volk umzusetzen, Lank?"
    „Baya steht erst am Anfang", erklärte der Psychologe für Nonentelechie. „Es bedarf noch einiger Ar-Das Mädchen und die Loower beit, bis sie das entelechische Denken ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten gemäß vollwertig beherrscht Aber „das dauert nicht mehr lange.
    Einige Intervalle noch, dann habe ich Baya soweit, um sie für eine Mission einzusetzen."
    „Woran hast du gedacht?"
    „Mit deinem Einverständnis würde ich an dem ursprünglichen Plan festhalten, Baya an der Spitze einer loowerischen Delegation zur Erde zu schicken", sagte Lank-Grohan. „Glaubst du, sie wäre der Aufgabe einer Unterhändlerin gewachsen?" fragte der Türmer. „Von unserer Sicht aus unbedingt", antwortete der Psychologe überzeugt. „Sie könnte den Menschen unsere Ansichten und Wünsche um vieles besser als jeder loowerische Diplomat nahebringen. Denn Baya hat zu allem anderen noch den Vorteil, daß sie eine der Ihren ist."
    „Gut", stimmte Hergo-Zovran zu. „Wenn du meinst, daß Baya die nötige entelechische Reife besitzt, dann melde dich bei mir."
    „Ist das alles, Türmer?" fragte Lank-Grohan.
    Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann meinte der Türmer: „Warum gerade dieses kleine Mädchen, dem du anfangs keine Beachtung geschenkt hast? Was hat sie Besonderes, das die erwachsenen Terraner aus dieser Familie nicht haben?"
    „Die Unschuld", antwortete Lank-Grohan. „Möchtest du mir das näher erklären?"
    „Gerne. Aber es wäre nötig, etwas weiter auszuholen."
    „Dann tu es."
    „Es ist bekannt, daß die Terraner ihre Kinder autoritär erziehen", erklärte Lank-Grohan. „Dabei gehen sie nicht davon aus, was das Beste für ihre Kinder wäre, sondern sie wollen sie vor allem nach ihrem eigenen Ebenbild formen - oder auch nach irgendwelchen Idealvorstellungen.
    Terraner verstehen unter Erziehung, Zwang auf ihre Kinder auszuüben. Sie berauben sie dadurch ihrer Freiheit und nehmen ihnen die Möglichkeit zur Selbstentfaltung.
    Dieser seltsame Lebenszyklus wiederholt sich seit urdenklichen Zeiten, und er findet in allen Lebensbereichen und allen Altersgruppen statt. In der menschlichen Gesellschaft krankt es deshalb, weil kaum ein Mensch er selbst sein kann. Es gibt immer und überall Tabus, Zwänge und Verhaltensregeln, denen sich jedermann ausgesetzt sieht, und jeder wird von jedem auf irgendeine Weise geformt und erzogen.
    Das ist das Hauptproblem. Es beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod."
    Nach dieser langen Einleitung machte Lank-Grohan eine Pause, um dem Türmer Gelegenheit für Fragen zu geben. Aber der Türmer schwieg. Und so fuhr der Psychologe fort: „Baya hatte das Glück, von ihren Eltern vernachlässigt zu werden. Sie hatte für terranische Verhältnisse denkbar größten Spielraum für ihre Entwicklung und konnte sich selbst formen. Sie ist unverdorben geblieben, hat sich ihre kindliche Unschuld bewahrt. Im Grunde genommen ist nämlich das soziologische System der Terraner wider ihre Natur. Sie tragen den Keim der Freiheit in sich, nur sehen sie sich außerstande, ihre Wünsche zu artikulieren. Es ist eigentlich ein Anachronismus, daß Kinder unterdrückt werden und sich
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