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0902 - Das Mädchen und die Loower

Titel: 0902 - Das Mädchen und die Loower
Autoren: Unbekannt
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ersparen, was die Loower mit dir anstellen."
    „Die Loower stellen gar nichts mit mir an", sagte ich.
    Aber Kerinnja akzeptierte es nicht. Sie strich mir übers Haar und sagte: „Ich weiß ... schon gut. Du verstehst es nicht besser. Wie glücklich du über diese Eigenschaft sein kannst."
    „Ich muß euch etwas verraten", sagte ich und biß mir auf die Lippen. „Die Loower wollen mich zur Erde mitnehmen."
    „Sie lassen dich frei, Baya?" ergriff zum erstenmal Vater das Wort. „Dich allein?"
    „Es ist etwas anderes, als du denkst, Haman", sagte ich und erzählte, daß ich einer diplomatischen Delegation angehören sollte. „Was ist das schon wieder für eine Teufelei!" rief Haman erbost aus.
    Mutter mußte mitgehört haben.
    Denn ich hörte sie im Korridor aufschluchzen, und dann kam sie herein und drückte mich so fest an sich, als gelte es, mich gegen alle Unbilden der Welt zu schützen. „Geh hinaus, Aldina! Und du auch, Kerinnja", befahl Haman. „Ich muß allein mit Baya sprechen."
    Meine Mutter und meine Schwester verließen gehorsam mein Zimmer. „Ich glaube, daß ich gerade rechtzeitig die richtigen Maßnahmen getroffen habe", sagte Haman, als er mit mir allein war.
    Ich hatte keine Ahnung, was er damit meinte. Ich fragte auch nicht, weil ich wußte, daß er mich einer Antwort sowieso nicht für würdig befunden hätte. „Was genau haben die Loower dir gesagt?" fragte er mich dann. „Versuche dich daran zu erinnern, wie sie dir diesen Vorschlag unterbreitet haben, Baya. Es kann sehr wichtig sein."
    „Lank hat nicht viele Worte gemacht", sagte ich. „Er fragte mich, ob ich mit zur Erde gehen würde, um vor den Terranern für sein Volk zu sprechen. Das war alles."
    „Das war alles!" wiederholte Vater und schnaubte. „Lank hat dich einfach gefragt, und du hast ,ja' gesagt."
    „So war es", bestätigte ich. „Als ob man dich zu einem Spaziergang in die Marswüste eingeladen hätte!" rief Vater in ärgerlichem Unverständnis aus. Er wischte mit der Hand durch die Luft. „Auch gut. Es ändert nichts mehr. Mein Entschluß steht so und so fest. Ich habe dir versprochen, dich nicht der Willkür dieser Monstren zu überlassen, Baya, und ich werde dieses Versprechen halten."
    „Aber die Loower zwingen mich zu nichts, Haman", versuchte ich einzuwenden.
    Er schnitt mir das Wort jedoch durch eine Handbewegung ab. „Genug geredet", sagte er entschlossen. „Ich möchte, daß du mich begleitest, Baya."
    „Wohin?"
    Dos Mädchen und die Loower 49 „Wir machen einen Spaziergang durch den Westturm."
    Er ging zur Tür, und ich folgte ihm.
    Im Flur standen Aldina und Kerinnja aneinandergeklammert. Mutter blickte Vater fragend an, doch er wich ihrem Blick aus. Dabei wurde mir bewußt, daß er nicht einmal seine Frau für mündig genug hielt, sie über seine Absichten zu informieren.
    Um sie wenigstens nicht in Ungewißheit zurückzulassen, sagte ich: „Haman und ich machen nur einen kleinen Spaziergang."
    Vater verließ ohne ein Wort die Wohnung und wartete auf der anderen Seite der Tür, bis ich nachgekommen war. Er legte mir die Hand auf die Schulter, und so wanderten wir Seite an Seite durch die Gänge und Hallen des Westturms, die größtenteils leer standen. „Ich habe viel an dir gutzumachen, Baya", sagte Vater in jener feierlichen Stimmung, in der er mein Zimmer betreten hatte. „Ich habe deine Erziehung vernachlässigt und mich ganz allgemein zu wenig um dich gekümmert."
    „Lank meint, daß das gar nichts ausmacht", sagte ich, um ihn zu trösten. „Er ist sogar davon überzeugt, daß eine zu strenge Erziehung mir nur geschadet hätte."
    „O ja, das hat er bestimmt gesagt!"
    Vater wurde wieder wütend. „Ich kann mir schon vorstellen, wie er gegen dein Elternhaus und die terranische Gesellschaftsordnung gehetzt hat. Aber er wird nicht ernten, was er gesät hat. Ich bin in mich gegangen, Baya, und habe mir fest vorgenommen, mich von nun an dir viel mehr zu widmen. Es war kein leeres.
    Versprechen, als ich sagte, daß ich dich vor den Loowern beschützen würde."
    Da er sich das ohnehin nicht hätte nehmen lassen, sagte ich ihm gar nicht, daß ich vor den Loowern keinen Schutz brauchte. Ich war inzwischen gefestigt genug, um nicht einmal mehr Gefahr zu laufen, seinen schädlichen Einflüssen zu erliegen.
    Und Haman wußte das, nur mißverstand er es. „Diese Monstren haben dich uns entfremdet", fuhr er fort. „Aber es ist noch nicht zu spät. Auf der Erde kennen sie Mittel und Wege, dich wieder zu
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