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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich
Autoren: Peter Tremayne
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der heidnischen Priesterinnen der Vesta und der Priester der Diana her.
    Im fünften Jahrhundert hatte Rom den Geistlichen im Range eines Abts oder Bischofs untersagt, mit ihren Ehefrauen zu schlafen, und bald danach die Heirat gänzlich verboten. Den niederen Geistlichen riet Rom von der Heirat ab, verbot sie ihnen aber nicht. Erst der Reformpapst Leo IX. (1049–1054) unternahm ernsthaft den Versuch, den Klerikern der westlichen Länder das allgemeine Zölibat aufzuzwingen. Es dauerte Jahrhunderte, bis die keltische Kirche ihren Widerstand gegen das Zölibat aufgab und sich Rom anschloß, während in der östlichen orthodoxen Kirche die Priester unterhalb des Ranges von Abt und Bischof bis heute das Recht auf Heirat besitzen.
    Das Wissen um die freie Einstellung der keltischen Kirche zu geschlechtlichen Beziehungen ist wesentlich für das Verständnis des Hintergrunds der Fidelma-Geschichten.
    Die Verurteilung der »Sünde des Fleisches« blieb der keltischen Kirche noch lange fremd, nachdem sie in der römischen bereits zum Dogma geworden war. Zu Fidelmas Zeit lebten beide Geschlechter in Abteien und Klöstern zusammen, die als conhospitae oder Doppelhäuser bekannt waren, und erzogen ihre Kinder im Dienste Christi.
    Fidelmas eigenes Kloster der heiligen Brigitta in Kildare war solch eine Gemeinschaft beider Geschlechter. Als Brigitta sie in Kildare (Cill-Dara = die Kirche der Eichen) gründete, lud sie einen Bischof namens Conláed ein, sich mit ihr zusammenzutun. Ihre erste Biographie wurde 650, fünfzig Jahre nach ihrem Tode, von einem Mönch in Kildare mit Namen Cogitosus geschrieben, der keinen Zweifel daran läßt, daß es auch zu seiner Zeit eine gemischte Gemeinschaft war.
    Zum Beweis für die gleichberechtigte Stellung der Frauen wäre noch darauf hinzuweisen, daß in der keltischen Kirche jener Zeit Frauen auch Priester werden konnten. Brigitta selbst wurde von Patricks Neffen Mel zur Bischöfin geweiht, und sie war nicht die einzige. Rom protestierte im sechsten Jahrhundert schriftlich gegen die keltische Praxis, Frauen die heilige Messe zelebrieren zu lassen.
    Im Gegensatz zur römischen Kirche gab es in der irischen Kirche nicht die Einrichtung der »Beichtväter«, bei der »Sünden« den Geistlichen gebeichtet wurden, die dann die Vollmacht hatten, diese Sünden in Christi Namen zu vergeben. Statt dessen wählte man einen »Seelenfreund« (anam chara) unter Klerikern oder Laien, mit dem man Fragen seines emotionalen oder geistigen Heils besprach.
    Damit sich der Leser mit den Namen besser zurechtfindet, habe ich eine Liste der Hauptpersonen beigefügt.
    Im allgemeinen habe ich es aus naheliegenden Gründen abgelehnt, anachronistische Ortsnamen zu verwenden, habe jedoch einige wenige moderne Bezeichnungen übernommen wie Tara statt Teamhair, Cashel an Stelle von Caiseal Muman und Armagh für Ard Macha. Hingegen bin ich bei dem Namen Muman geblieben und habe nicht die Form »Munster« vorweggenommen, bei der im neunten Jahrhundert das nordische »stadr« (Ort) an den irischen Namen Muman angehängt und die dann anglisiert wurde. Ähnlich habe ich das ursprüngliche Laigin beibehalten statt der anglisierten Form Leinster, die aus dem nordischen Laigin-stadr hervorging. Der leichteren Lesbarkeit halber habe ich Fearna Mhór (der große Ort der Erlen), die Hauptstadt der Könige von Laigin zu jener Zeit, zu Fearna verkürzt, da es jetzt zu Ferns in der Grafschaft Wexford anglisiert worden ist.
    Dieser Roman behandelt auch den Konflikt zwischen dem heimischen Gesetz der Brehons und dem anderen Rechtssystem, das die Geistlichen, die für die römischen Reformen waren, um diese Zeit in Irland einführen wollten; es wurde das System der Bußgesetze genannt. Diese Bußgesetze waren ursprünglich Regeln für die religiösen Gemeinschaften und leiteten sich hauptsächlich von den griechisch-römischen christlichen Kulturbegriffen her. Nach ihnen sollte man sein Leben ausrichten. Man versuchte sie jedoch auch auf die Gemeinden auszudehnen, die im Schatten der großen Abteien entstanden waren; das hing von den Persönlichkeiten der Äbte und Äbtissinnen ab.
    Die Bußgesetze entwickelten sich oft zu einem strengen System von Regeln und Strafen, die auch Körperstrafen für Vergehen vorsahen. Sie stellten eher ein System der Rache dar als ein System von Schadenersatz und Rehabilitation, wie es die Grundlage der Gesetze der Brehons bildete. Als in vielen Gegenden Irlands die römische Form des Christentums in den
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