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0895 - Schattenkiller

0895 - Schattenkiller

Titel: 0895 - Schattenkiller
Autoren: Jason Dark
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Gischtfahnen zersprühten.
    In dieser Nacht gab es weder einen Sturm noch einen Orkan. Sie war ruhig geblieben. Ein normaler Wind kämmte die Wellen, und in der Ferne, am Horizont, da erschien es ihr, als würden sich die Wellen mit dem dunklen, wolkenreichen Nachthimmel vermählen.
    Der Mond hielt sich ebenso versteckt wie die Sterne. Nichts sollte diese düstere Nacht erhellen.
    Lucille stand vor dem Fenster, beide Hände gegen das Glas gelegt, und sie fragte sich, worauf sie eigentlich wartete. Was hatte sie hergetrieben? Es war doch nichts zu sehen, Oder doch?
    Plötzlich vereiste sie innerlich. Zuckend bewegte sie ihren linken Arm, über den sie den Mantel gelegt hatte. Er geriet ins Rutschen und landete auf dem Boden.
    Sie hatte etwas gesehen.
    Es war keine Täuschung gewesen, denn auch beim zweiten Hinschauen blieben die Gestalten.
    Gestalten?
    Nein, das waren keine Gestalten. Das waren die Schatten mit den glühenden Augen, die Wesen aus ihren Alpträumen.
    Sie waren gekommen, um Lucille Anderre zu holen!
    ***
    Leere - nur völlige Leere!
    Der brutale Fall von einem Zustand in den anderen war für sie nicht so leicht zu fassen. Sekunden zuvor hatte sie noch in einem gewissen Hochgefühl geschwebt und war darüber froh gewesen, die Zeit der Depression hinter sich zu haben, doch jetzt sah alles anders aus.
    Knall auf Fall!
    Sie zitterte am gesamten Körper. Ohne es richtig zu merken, wischte sie über ihre Augen, ließ die Hand wieder sinken, starrte abermals durch die Scheibe und spürte den Stich, der sie mitten ins Herz traf.
    Die Schatten waren noch da.
    Oder war es nur einer?
    Noch einmal wischte sie über die Augen. Dabei spürte sie wieder den kalten Schweiß auf ihrer Stirn, der jetzt wie Öl auf der Innenfläche klebte.
    Es war grauenhaft, es war keine Einbildung. Zwischen dem Fenster und der Klippe hielt sich die Gestalt auf. Grau, schwarz, sehr dunkel, finsterer als die Nacht und dabei mit glühenden Augen versehen. Augen, die genau auf das Fenster gerichtet waren, die nur ein Ziel kannten, nämlich sie.
    Lucille wollte zurückweichen. Sie konnte diesen alptraumhaften Anblick nicht ertragen. Das Gehirn sandte den Befehl ab, nur erreichte er nicht ihren Körper. Sie blieb regungslos stehen, als wäre sie von diesem Schatten gebannt worden.
    Zwei Augen, zwei glühende Kohlestücke. Unheimlich, verschwommen, aber dennoch voller Kraft steckend. Ein Wesen, das es nicht geben durfte. Ein Etwas, das seine Welt verlassen hatte; um in die andere hineinzutauchen. Lucille Anderre konnte auch nicht aus der Tatsache Hoffnung schöpfen, daß dieser Schatten allein erschienen war. Ob einzeln, zu zweit oder zu dritt. Die Gefahr blieb, und Lucille fühlte sich diesem Spuk so schrecklich unterlegen.
    Ihr Herz klopfte nicht, es wummerte.
    Harte Schläge, die sie sogar hörte.
    Was tun? Wohin?
    Die Fragen quälten sie. Fieberhaft suchte sie nach einem Ausweg, aber ihr Gehirn war nicht mehr in der Lage, logisch zu denken. Zu sehr schockte sie der echte Anblick dieser mörderischen Schattengestalt nicht weit von ihrem Fensterplatz entfernt.
    Starr, ohne sich zu bewegen. Der Wind schien für die oder das Fremde überhaupt nicht vorhanden zu sein. Dabei hätte sie weggefegt werden können, vielleicht sogar müssen, weil sie eben nicht so kompakt und durchscheinend war.
    Lucille löste zuerst die rechte, danach die linke Hand vor der Fensterscheibe. Auf dem Glas blieben die fettigen Spuren zurück, und auch ihr Atem hatte dort eine dünne Schicht hinterlassen.
    Und plötzlich konnte sich Lucille bewegen. Sie ging den ersten Zitterschritt, auch den zweiten und wunderte sich darüber, wie einfach es war, dieser Gefahr zu entrinnen.
    Ein Lachen löste sich aus ihrer Kehle. Es klang heiser, aber auch erleichtert.
    Lucille versuchte es wieder. Noch einen Schritt, dann den nächsten, den übernächsten. Sie kam sich vor wie eine über dem Boden schwebende Person, kein Kontakt mehr mit dem Boden. Nach der Schwere der letzten Zeit war alles so wunderbar leicht geworden.
    Und sie hielt ihren Blick auf das große Fenster gerichtet, hinter dem sich der Schatten mit den roten Augen allmählich auflöste. Zumindest bildete sich Lucille dies ein, dabei lag es nur an der Distanz, die sich immer mehr vergrößerte.
    Die Frau erreichte die Tür. Sie sah es nicht, sie spürte es nur, denn sie prallte mit dem rechten Ellbogen dagegen. Dieser doch harte und plötzliche Widerstand riß sie zurück in die Wirklichkeit.
    Kein Schweben mehr nur das
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