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0892 - Jagd durch die Zeit

0892 - Jagd durch die Zeit

Titel: 0892 - Jagd durch die Zeit
Autoren: Christian Schwarz
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Mönch gelernt hatte und den er mittlerweile perfekt beherrschte. Plötzlich verschwand er vor Nicoles Augen, die ihn aber in der Dunkelheit des Waldes ohnehin nur erahnt hatte.
    Raschen Schrittes ging Zamorra zur Felswand. Er erreichte sie kurz vor dem Jeep. Der Professor postierte sich knapp neben dem Tor. Als es sich mit leisem Surren öffnete, trat er ins Innere. Er hoffte, dass es keine Lichtschranken gab, denn die hätten ihn verraten. Elektronik konnte er mit seinem Trick nämlich nicht täuschen.
    Es gab keine. Er atmete durch, während er sich an die Wand neben dem Tor drückte. Der Jeep schob sich in die Höhle. Die Scheinwerfer rissen nichts als kahlen Stein aus der Finsternis. Nachdem sich das Tor allerdings geschlossen hatte, flammte plötzlich warmes, gelbes Licht auf. Zamorra sah nun, dass es sich um ein mächtiges Gewölbe handelte, das tief in den Felsen hinein gebaut war.
    Der Fahrer stellte den Motor ab und stieg aus. Es handelte sich um einen Mann mit Bauchansatz. Er trug Jeans, Holzfällerhemd - und eine schwarze Skimaske, die nur die Augen frei ließ. Auf der Beifahrerseite hüpfte eine den dynamischen Bewegungen nach junge Frau aus dem Wagen und trat neben ihn. Auch sie hatte diese Maske übergezogen.
    Plötzlich stand eine weitere Person im Raum! Zamorra hatte nicht bemerkt, wo sie hergekommen war. Ihm stockte der Atem. Die schlanke Frau, an ihren großen, wogenden Brüsten deutlich als solche zu erkennen, trug eine der bereits bekannten Flammenmasken und ein schwarzes Gewand mit Flammenmuster!
    Bingo, dachte der Professor. Seine Hand tastete unwillkürlich zur Brust. Dorthin, wo unter dem Hemd Merlins Stern auf der bloßen Haut lag.
    ***
    April 1657 bis September 1658, Wien
    Asmodis hielt sich gerade in der Schänke »Zum Roten Dachel« am Wiener Fleischmarkt auf. Der groß gewachsene Kavalier mit den stechenden schwarzen Augen sah die Wirtsmagd, mit der er flirtete, aus seinem melancholisch wirkenden, gut geschnittenen Gesicht an. Die schwarze Lockenperücke, die er trug, verstärkte den Eindruck des Düsteren noch, ebenso die prachtvollen schwarzen Federn auf dem Dreispitz. Er überlegte ernsthaft, ob er sie nicht zur Hexe machen sollte, denn es war ein frivoles Ding, das er da vor sich hatte. Und hätte er nicht erst gestern durch die Dreifingerschau erfahren, dass die beiden Ewigen wieder einen Wechsel planten, Kathrinchens Seele wäre unrettbar verloren gewesen.
    Es war kurz nach Einbruch der Dämmerung. Die Ewigen hatten sich darüber unterhalten, dass um diese Zeit etwas passieren sollte. Was, hatte er leider nicht mehr mitbekommen. Aber er würde es sehen. So verabschiedete er sich von Kathrinchen, die ihm sehnsüchtig nachblickte, und zog sich dann in seine Kammer zurück. Dort spreizte er erneut Daumen, Zeige- und Mittelfinger so, dass sie die Eckpunkte eines gleichseitigen Dreiecks bildeten, eine Übung, die einem Menschen völlig unmöglich gewesen wäre.
    Asmodis peilte das magische Dreieck auf Ser Capdevila ein. »Hm, äußerst interessant«, murmelte er, als die ersten Bilder erschienen und die gezeigten Szenen in Echtzeit vor ihm abliefen.
    Der siebzehnjährige Leopold, seit dem Tode seines älteren Bruders Ferdinand König von Ungarn und Böhmen, saß an seinem hellblauen Spinett mit den schwarzen Tasten. Er spielte ein F, verzog das Gesicht, als erleide er dadurch körperliche Schmerzen, spielte ein Fis und sein Miene hellte sich auf. »Ja, das ist es, ganz wunderbar«, sagte er und schrieb eine Notenfolge auf das Notenblatt auf seinem Schoß.
    Leopold bemerkte nicht, dass sein Vater Ferdinand schon eine ganze Weile hinter einem Vorhang stand und ihm zuhörte. Nun trat der Kaiser vor und klatschte drei Mal theatralisch in die Hände. »Bravo, der Herr Sohn, eine sehr schöne neue Komposition. Er kann sie ruhig der Kaiserlichen Hof kapeile zum Einüben und Vortragen anbieten. Wir sind äußerst zufrieden.«
    Ein glückseliges Lächeln huschte über das von schulterlangen schwarzen Haaren umrahmte Gesicht des gut aussehenden jungen Königs. »Mein inniger Dank sei Euch gewiss, Herr Vater. Ich werde das Stück also dem Kaiserlichen Hofkapellmeister zur letzten Prüfung überlassen.«
    »Er wird es nehmen, sei er sich da gewiss. Aber vielleicht sollte sich mein Herr Sohn neben seinen Kompositionen und historischen Studien auch einmal etwas um die Tagespolitik kümmern. Das König sein geht auch heutzutage nicht von ganz allein.«
    »Ach, lasst nur, Herr Vater. Fürst Wenzel
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