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0890 - Stygias Plan

0890 - Stygias Plan

Titel: 0890 - Stygias Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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gesehen hatte, waren Kreaturen, wie er sie nie zuvor gesehen hatte. Groß, unbehaart mit muskelbepackten Körpern. Eine von ihnen überragte die anderen noch um Haupteslänge.
    Lucifuge Rofocale schalt sich einen Narren. Natürlich - er war ein überaus mächtiges Wesen, und dennoch hätte er sich niemals ohne bessere Informationen hierher wagen dürfen. Was hatte sich hier inmitten der Schwefelklüfte eingenistet? Warum war niemand aus der Schwarzen Familie auf die Idee gekommen, dem rechtzeitig Einhalt zu gebieten? Er nahm sich da selbst nicht aus, doch die Hauptschuld trug Stygia, diese unfähige Witzfigur, die sich auf dem Knochenthron räkelte und davon profitierte, dass die anderen Dämonen nicht fähig waren, sich gegen sie zusammenzuschließen.
    Das musste ein Ende haben - und es würde ein Ende haben! Das schwor Lucifuge Rofocale sich in diesem Augenblick. Vielleicht war es an der Zeit, die Hölle zu reinigen. Reinigen… von Stygia und dieser verfluchten Stadt, die nicht hierher gehörte.
    Lucifuge Rofocale wartete geduldig ab, bis die Schritte dieser seltsamen Kreaturen verhallt waren. Dann schwang er sich über die Dachkante und schwebte zu Boden. Kurz orientierte der Dämon sich, sicherte nach allen Seiten hin ab. Bis zu der Stelle, an der er in den Kokon eingedrungen war, waren es nur wenige Schritte.
    Es wurde Zeit, wieder von hier zu verschwinden. Doch er würde zurückkommen, mit einer Armee der Hölle. Mit einer Streitmacht, die Stadt und Kokon in Millionen Teile zerfetzen würde!
    Noch ehe er den entscheidenden Schritt zum Kokon hin machen konnte, war da plötzlich dieser dumpfe Ton, dieser Klang, der in Rofocales Ohren schmerzte. Etwas umschloss seine Füße, machte ihm jede weitere Vorwärtsbewegung unmöglich, denn es bannte ihn an Ort und Stelle. Entsetzt sah Rofocale die milchigweiße Masse, die Füße und Beine bis hinauf zu seinen Knien fest umhüllte. Er schaffte es auch nicht, sich umzudrehen, doch er ahnte, wem die dröhnende Stimme gehörte, die ihn anrief.
    »Wer bist du? Wie konntest du in die Stadt gelangen? Antworte mir, sonst ist dein Leben beendet!«
    Lucifuge Rofocale begriff, dass er in der schlechtesten Position war, die er sich nur denken konnte. Wenn ihn seine Magie nun im Stich ließ, war alles aus.
    Auch ein Dämon konnte sterben…
    ***
    Die Luft in der Wurzelhöhle tief unter der Stadt Armakath knisterte von magischer Spannung.
    Der Mann saß direkt neben seiner Frau, die in einer Mischung aus Wachen und Schlafen am Boden lag. Für sie waren die Ereignisse der vergangenen Tage ganz einfach zuviel gewesen.
    Die Wurzel, die der Mann von seinem Platz aus gut im Blick hatte, vibrierte. Das stilisierte Zeichen der Knotenwelten, zu der ja auch Armakath gehörte, war in leichte Schwingung geraten. Die vier Stäbe, an deren Enden die acht Welten angedeutet waren, die den Plan einleiten sollten, schienen nicht mehr in perfekter Harmonie zueinander zu stehen.
    Ja, es war viel geschehen auf zwei der acht Welten. Und die Resultate dieser Geschehnisse hatten den gesamten Plan ins Wanken gebracht. Es würde dauern, bis Ersatz geschaffen worden war. Ersatz für die verlorene Knotenwelt Parom. Und auch hier - in der Stadt, die in den Klüften der Hölle lag - lief nicht alles so, wie die Herrscher es vorgesehen hatten. Die Wächterin der Stadt war durch Einflüsse von außerhalb aus dem Kokon entführt worden - entführt oder befreit? Eine Frage des Standpunkts.
    Parom selbst hatte ein Desaster erlebt, denn der Kokon, der das Zentrum um die dortige Wurzel herum umschlossen hatte, war kollabiert! Die Welt war für die Herrscher und ihren Plan gegen die Angst endgültig verloren.
    Der Mann strich sanft über die Haare seiner geliebten Frau. Der Augenblick, in dem der Kokon in sich zusammenbrach, hatte ihnen und einer dritten Person die winzige Chance zur Flucht geboten. Der Speer , das sagenhafte Transportmittel der Krieger der weißen Städte, hatte in diesem Moment wieder funktioniert, denn in einem bestehenden Kokon war er nicht nutzbar.
    Vinca von Parom, der frühere Krieger der Stadt, die seine Heimat weit mit ihren Steingeschwüren überzogen und geknebelt hatte, erinnerte sich genau an diesen winzigen Augenblick. Er hatte mit voller Konzentration den Speer aufgebaut, und drei Personen - er, seine Frau Lakir und ihr Freund und Kriegerbruder Artimus van Zant - waren in den Raum eingetaucht, der alle Welten miteinander verband, auf denen es eine weiße Stadt gab. Mit größter Mühe war

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