0889 - Der Robot-Vampir
war ein Brausen und hohl klingendes Pfeifen, und es war überall im Bad zu hören.
Wilma konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie dachte an eine Sirene oder etwas Ähnliches. Sie schaute sich um, suchte nach der Quelle, sah aber nichts.
Und doch war jemand da.
Blitzartig manifestierte er sich hinter der Frau. Eine schreckliche Gestalt mit langen, spitzen Ohren und kalten Totenhänden, die die Hüften der Frau umfaßten.
Im selben Augenblick senkte der Robot-Vampir seinen Schädel. Kalte, spitze Hauer berührten den Hals der Frau, die erst zusammenzuckte und dann aufschrie…
***
Till Wesley stöhnte. Er lag auf dem Boden. Unter sich spürte er den Teppich. Die Finger hatte er in den Floor gekrallt. Er wollte hoch, er mußte hoch, seine Mutter warnen. Etwas Schreckliches war in dieses Haus eingedrungen, etwas Tödliches…
Der Zwölfjährige dachte plötzlich wie ein Erwachsener. Eine Folge seiner Arbeit am Computer. Er hatte gelernt, mit der Logik umzugehen, doch das war nicht logisch.
Der Schrecken hätte im Computer sein müssen. Ein CD-ROM-Monster, ein Vampir. Klar, er wußte, wie Vampire aussahen. Hatte sie oft genug gesehen. Gezeichnet auch in Filmen. Er wußte, daß sie Blut tranken, daß sie lange Ohren hatten und spitze Zähne, die sie in die Hälse der Menschen schlugen. Er wußte alles über Vampire, er hatte nur nicht gewußt, daß es sie auch tatsächlich gab.
Oder daß sie aus der anderen Welt hervortauchen konnten, um in seinen Lebenskreis zu gelangen.
Jetzt war das passiert, und es war schlimm. Als hätte der Vampir bei ihm Kraft und nicht Blut aus dem Körper gesaugt.
Was würde er tun?
Klar, er würde sich umschauen, durch die Wohnung schleichen. Ein Vampir braucht Blut, und er würde sich auf die Suche nach Blut machen. Seine Mutter steckte voller Blut, sie war ein Mensch wie er. Der Vampir würde sich auf sie stürzen und sie leersaugen.
Er schrie. Dieser Gedanke war einfach zu schrecklich, um ihn stumm hinnehmen zu können. War es tatsächlich ein Schrei? Hatte er sich nur geirrt? War der Schrei in seinem Innern aufgebrandet?
Wahrscheinlich hatte er ihn sich nur eingebildet, denn er selbst lag noch am Boden, die Finger in den Teppich verkrallt.
Till wollte hochkommen. Er drehte sich mühsam und suchte nach einer Stütze. Er fand sie. Die Hand des Jungen umfaßte die Stuhllehne. Till war froh, daß er es schaffte, sich hinzuknien.
Eine Stufe geschafft. Er keuchte.
Noch immer diente ihm der Schreibtischstuhl als Halt. Tills Gesicht war verzerrt. Auf ihm zeichnete sich die gewaltige Anstrengung ab, die es ihn kostete, sich noch höher zu ziehen. Er wollte weder liegen noch knien, er wollte sich hinsetzen oder hinstellen können, um das Zimmer zu verlassen.
Till wühlte sich höher. Er lachte plötzlich, als er den Stuhl erreicht hatte und sich dabei drehte. Dann ließ er sich auf die Sitzfläche fallen, die leicht federte, aber das kannte er alles. Es war schon okay, er hatte es hinter sich.
Er fühlte sich noch immer matt. Auf dem Stuhl war er zusammengesunken. Den Kopf hatte er nach vorn gebeugt und starrte auf den dunklen Monitor.
Die Anlage war völlig ausgeschaltet worden. Er hatte es nicht getan. Es mußte passiert sei, als der Vampir den Monitor verlassen hatte. Es war möglicherweise auch ein Hinweis darauf, daß es nicht mehr zurück in das Programm kehren wollte.
Aber er war nicht allein gewesen. Da hatte es noch die Frau gegeben, die Tote, die…
Till wollte nicht mehr denken. Er mußte handeln, er mußte zu seiner Mutter und ihr helfen, egal wie.
Mit dem Stuhl drehte sich der Junge herum.
Vor sich sah er die Tür. Eine lockere Entfernung. Mit zwei Schritten zu überwinden, aber nicht für ihn. Sein Körper war da, nur war er leer. Er spürte ihn wie ein mächtiges Gewicht, das überall an seinen Beinen und Armen hing.
Er war einfach fertig.
Er keuchte. Weit stand sein Mund offen. Der Atem strich warm an seinen Lippen entlang. Dann biß er die Zähne zusammen. Er dachte an die Superhelden aus den Video-Spielen. Sie gaben auch nicht auf, sie kämpften sich immer voran, sie gehörten zu denen, die nicht so leicht zu besiegen waren.
So wollte auch er sein: unbesiegbar. Immer kämpfen, hart weitermachen, nicht aufgeben, wenn die nächste Schwierigkeit vor ihm lag. In keine Höhle eindringen, um sie als Toter zu verlassen. Durch das Labyrinth gehen, sich gegen die Feinde stellen, die immer wieder aus versteckten Nischen erschienen.
Alles tun und
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