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0887 - Das Horror-Pendel

0887 - Das Horror-Pendel

Titel: 0887 - Das Horror-Pendel
Autoren: Jason Dark
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weiter!
    Dann der Ruck!
    Sie standen!
    Harry lächelte. Wenn das alles gewesen war, dann…
    Es war nicht alles gewesen. Seine Augen weiteten sich plötzlich, er schüttelte den Kopf, denn auf einmal waren die Wände vor ihm verschwunden, als hätte sie jemand blitzschnell abgebaut.
    Dafür sah er eine andere Szene. Harry wußte nicht, ob er sich dieses schaurige Bild nur einbildete oder ob es den Tatsachen entsprach. Zugleich erinnerte er sich an seinen Besuch bei Karin Hollmann. Auf einer Anrichte hatte er das Foto ihres verschwundenen Mannes gesehen, und genau diesen Mann entdeckte er vor sich wie ein Hologramm, ein im Raum schwebendes dreidimensionales Bild.
    Hollmann war halbnackt. Gefesselt lag er auf einem Steinaltar, den Kopf zur Seite gedreht, mit den Augen in die Höhe schielend.
    Er hatte den Blick auf einen mächtigen Gegenstand gerichtet, der ziemlich dicht über ihm schwebte und von einer Seite zur anderen schwang, wobei er nach jeder Pendelbewegung ein Stück tiefer sank.
    Harry konnte sich ausrechnen, wann die scharfe Schneide des Steinpendels den Körper zerteilen würde…
    ***
    Der graublaue Himmel machte alles gleich, und auch die Felsen und Hänge warfen tiefe Schatten in die klare Winterluft.
    Ich schaltete hin und wieder das Licht ein, um einen Blick auf die Karte zu werfen. Es war leicht möglich, sich zu verfahren, und ich war jetzt über die Zeichnung froh. Sie bewies mir, daß sich der Pfarrer in der Gegend gut auskannte.
    Er selbst hatte ja nicht mitkommen wollen. Ob der Grund tatsächlich die Abendmesse gewesen war, nahm ich zwar hin, aber ich hatte auch gleichzeitig meine Zweifel.
    Der Abbé saß wieder auf dem Rücksitz. Er bewegte sich im Rhythmus der schaukelnden Fahrweise, schaute nach draußen und sah im Fernlicht ebenso wenig wie wir.
    Der bleiche Teppich wanderte über den Boden. Er traf Felsen, Hänge und Geröll, tauchte in Spalten hinein und ließ auch so etwas wie einen Weg erkennen, dem wir folgten.
    Nur das alte Castell sahen wir nicht.
    Die wenigen Lichter des Ortes waren längst hinter uns zurückgeblieben. Wir konnten sie noch sehen, wenn wir uns drehten. Dann schimmerten sie weit unter uns wie eine Insel.
    Ich hoffte nur, daß uns der Abbé richtig geführt hatte und sich dieser Fall nicht als Seifenblase herausstellte, die plötzlich platzte.
    Bisher hatten wir den Inquisitor noch nicht zu Gesicht bekommen, was auch bei Bloch der Fall gewesen war, denn er hatte sich ausschließlich auf seinen Würfel verlassen.
    Ich mußte stoppen, weil eine Kurve ziemlich eng war. Danach führte der Weg relativ steil hoch, aber wir konnten uns auf den Geländewagen verlassen. Sein Allrad trieb und packte auch diese Strecke, und der weiße Teppich aus Licht fand ein Ziel.
    »Das ist es!« Bloch hatte sich gemeldet. Seine Stimme verriet die Spannung, unter der er stand.
    »Du bist dir sicher?«
    »Ja, John, das bin ich.«
    »Okay.«
    »Es sieht auch wirklich aus wie eine alte, kleine Burg«, meinte Suko. »Auch wenn nicht alles mehr vorhanden ist.«
    Sicherlich wäre das Licht des Tages jetzt dienlich gewesen, aber das gab es nun mal nicht, und so mußten wir uns auf das Scheinwerferlicht verlassen.
    So dicht wie möglich rollten wir an das Ziel heran, stoppten dann und stiegen aus, nachdem wir unsere Taschenlampen mitgenommen hatten. Es war eine kalte und stille Nacht. Der Atem kondensierte vor unseren Mündern, und der Himmel über uns sah aus wie ein unendlicher, düsterer Stausee, dessen Wassermassen von keinem Windzug berührt und gekräuselt wurden.
    Das Licht der Lampen würde uns erst etwas bringen, wenn wir das Castell betreten hatten. Bis dahin mußten wir noch den Weg hochgehen und über Geröll klettern.
    Ich leuchtete den Boden ab, weil ich auch nach irgendwelchen Spuren suchte, die jemand vor uns hinterlassen hatte. Da war nichts zu sehen. Und eine Vegetation war so gut wie nicht vorhanden. Es gab kein Gras, keine Bodendecker, nichts, wir sahen nur den kalten, nackten Fels.
    Es gab zwischen uns nicht viel zu besprechen. Hin und wieder lösten sich unter unseren Schuhen kleine Steine und rollten den Hang mit tickenden Geräuschen zurück.
    Bei diesem alten Castell gab es keinen Vorhof, keine großen Tore, es war direkt in die Felsen hineingebaut worden. Man hatte die natürliche Formation optimal ausgenutzt, Mauern und Türme geschaffen und einen großen Eingangsbereich. Innerhalb des dunklen Vierecks tanzten die Kreise unserer Lichtstrahlen, was aber nicht alles war, denn
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