Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0882 - Reise in die Hölle

0882 - Reise in die Hölle

Titel: 0882 - Reise in die Hölle
Autoren: W.K. Giesa
Vom Netzwerk:
nächste Felsnadel.
    »Was ist denn?«, fragte Nicole verwirrt.
    »Ein Irrwisch«, flüsterte Zamorra. »Die treten nie ohne einen Dämon in der Nähe auf. Und wenn, dann besonders in der Nähe solcher Gewässer. Damit können sie die Seelen von Menschen irreführen…«
    ***
    Carrie Ann Boulder hatte mit Erstaunen gesehen, dass Vassago verschwunden war.
    Sie spürte kaum mehr, dass es auf einmal in ihrer Umgebung ekelerregend nach Schwefel stank, zu schrecklich waren die letzten Stunden für die junge Frau gewesen.
    Sie brauchte eine Weile, um sich an den Gedanken zu gewöhnen: Vassago hatte sie zwar gerettet, aber jetzt auch wieder allein gelassen. Vielleicht war sie ja jetzt frei! Was hatte er gesagt? Die Silberscheibe, die aus der Kraft einer… Sonne - nein, einer entarteten Sonne! - geschaffen war? Wenn diese Scheibe in der Nähe war, so, dass Vassago sie spüren konnte und ihn vertrieb, dann konnte sie ihr vielleicht helfen!
    Kaum war der Gedanke in ihr aufgeblitzt, hatte sich die Hoffnung schon in ihrem Kopf festgesetzt. Sie versuchte, aufzustehen und die zahlreichen Schrammen und kleinen Wunden, die ihre Glieder malträtierten, zu ignorieren. Nur weg von hier.
    Die Hoffnung, vielleicht doch eine Chance auf Flucht zu haben, verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Schon die Idee, dass in dieser glühenden, steinigen, schwarzroten Landschaft, über der das ständige Jammern und Klagen von zahllosen Stimmen lag, etwas Silbernes existieren konnte, schien sie zu erfrischen.
    Carrie Ann Boulder warf den Kopf in den Nacken, vergaß Hunger und Durst und machte sich auf den Weg zu dieser Silberscheibe.
    Sie wusste nicht, wie lange sie gegangen war, als sie wieder stehen blieb. Ratlosigkeit überfiel sie. Wieso nahm sie überhaupt an, dass ihr hier in der Hölle irgendetwas helfen könnte? Und dann auch noch eine Silberscheibe, von der sie keine Ahnung hatte, wie sie aussah. Wie sollte sie dieses Ding überhaupt finden? In welcher Richtung suchen?
    Sie sah sich um und stellte fest, dass sich die Landschaft nicht verändert hatte. Sie hatte geglaubt, die Silberscheibe so klar zu sehen, dass sie einfach drauflos gegangen war. Doch auf einmal war der silberne Glanz, der das Höllische in der Landschaft vor ihrem inneren Auge verdrängt zu haben schien, restlos verschwunden.
    Jedes Zeitgefühl scheint mir verloren gegangen zu sein , dachte sie erschöpft. Ich bin doch grade erst aufgebrochen. Oder bin ich vielleicht doch schon Ewigkeiten unterwegs? Ich weiß es einfach nicht mehr.
    Sie lehnte sich gegen die Felswand, neben der sie zuletzt gegangen war und sank daran langsam zu Boden.
    Es hatte keinen Zweck. Wenn das hier die Hölle war, dann lief sie wahrscheinlich im Kreis und hatte keine Chance, diesen Fleck, diesen Ort jemals zu verlassen.
    Es machte keinen Unterschied mehr. Sollte der Diener des Tümpelwächters - er würde wohl der neue Wächter sein - sie finden. Sollte doch Vassago sie finden.
    Sie barg den Kopf in ihren Knien und versuchte, sich ein wenig auszuruhen. Vielleicht war das ja die Lösung - ein wenig Ruhe, die sie wieder soweit aufbauen konnte, dass sie weiter gehen konnte.
    »Menschin Carrie?«
    Beinahe hätte Carrie die zirpende Stimme überhört, so sehr versuchte sie sich darauf zu konzentrieren, alle Geräusche und damit auch das Wehklagen und Schreien der Seelen im Teich aus ihrem Bewusstsein zu verbannen.
    So tat sie, als ignorierte sie die Ansprache.
    »Menschin Carrie! Warum sitzt du hier herum? Du musst fliehen!«
    Carrie hob jetzt doch den Kopf und sah vor sich einen irisierenden Lichtfleck.
    Der Irrwisch! Dann war er nicht mit den anderen seiner Art von der schrecklichen Flammenpeitsche getötet worden?
    »Du lebst… lebst ja noch.«
    Der Irrwisch war fast beleidigt. »Du scheinst dich ja nicht gerade darüber zu freuen.«
    Carrie versuchte, abzuwinken, doch sie war so erschöpft, dass sie es kaum fertig brachte, die Hand zu heben. »Ich kann nicht mehr weiter, Irrwisch, oder was auch immer du bist. Ich werde hier sitzen bleiben und darauf warten, dass Vassago mich hier wieder findet.«
    »Vassago? Der große Dämon?« Carrie sah beim Klang der Worte des Irrwischs wieder auf. War da Ehrfurcht aus der Stimme herauszuhören?
    »Ja«, sagte sie nach einer Pause. »Er hatte mich wieder gefunden und wollte mich wieder mitnehmen, aber er verschwand fast sofort wieder. Er meinte, er hätte eine Silberscheibe gespürt.«
    Der Irrwisch dachte kurz und angestrengt nach, doch er konnte sich das alles nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher