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0881 - Das Kind der Mumie

0881 - Das Kind der Mumie

Titel: 0881 - Das Kind der Mumie
Autoren: Jason Dark
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hatte nicht vergessen, welch schaurige Finsternis sich dahinter verbarg.
    Bisher hatte ich mich zurückgehalten, obwohl ich einige Male sehr nahe daran gewesen war, mein Kreuz hervorzuholen, um ihn mit dem dort eingravierten Allsehenden Auge zu konfrontieren, doch das wäre vielleicht falsch gewesen. Wir wollten ihm genügend Zeit lassen, um nachzudenken. Dabei half ihm der Tee. Er leerte seine Tasse, danach schüttelte er den Kopf und kam wieder auf die Sonne zu sprechen.
    »Sie ist nicht nur hell. Hinter ihr lauert die Dunkelheit, ich weiß es, und die anderen wissen es auch.«
    »Welche anderen?«
    »Meine Freunde…«
    Das hatte nicht sehr ehrlich geklungen. Shao wollte auch wissen, wer mit diesen Freunden gemeint war, aber der Junge schaute zur Decke hoch und schwieg. Aus ihm war nichts mehr herauszukriegen. Aber er wollte sprechen, das sahen wir, als er nickte und plötzlich aufstand.
    Vor dem Sessel blieb er mit ausgebreiteten Armen stehen. Wie ein Junge wirkte er, der zum Hohenpriester ausgebildet werden sollte. Seine Nasenflügel bebten, als er tief Luft holte, und er verdrehte dabei die Augen.
    »Ihr wolltet wissen, wer ich bin«, sprach er, setzte sich in Bewegung und durchwanderte mit kleinen Schritten das Zimmer. »Ich bin derjenige, der auferstanden ist aus dem Gewirr der Zeiten, der erweckt wurde, den man großzog, um den Sonnenkult zu führen. Ja, ich bin es!« rief er und streckte seine kleinen Arme gegen die Decke. »Ich bin es«, wiederholte er mit einer völlig fremden und düster klingenden Stimme.
    Gleichzeitig verdunkelte sich auch seine Gestalt. Wir hatten den Eindruck, als würde sie von den finsteren Stellen im Zimmer aufgesaugt, und nur die beiden Augen standen noch in der Luft wie zwei böse leuchtende Laternen.
    »Ich bin die Vergangenheit und die Zukunft, ich bin der große Anführer des Sonnenkultes, ich werde herrschen, und ich werde meine Feinde töten…«
    Ein schrilles Gelächter brach aus seinem Mund hervor, der kaum noch zu sehen war.
    Dafür sahen und erlebten wir etwas anderes. Es war nur schwer zu erklären, vielleicht auch gar nicht, denn etwas anderes, aus den Zeiten kommend, schob sich in unsere Gegenwart hinein und stand plötzlich als dreidimensionales magisches Hologramm im Raum.
    Ich spürte die Kälte, die sich wie ein Reif auf meinen Körper gelegt hatte und auch das Gesicht erreichte. Wie erstarrt saß ich auf meinem Platz. Wenn ich Suko anschauen wollte, dann mußte ich die Augen bewegen, der Körper wollte mir nicht gehorchen.
    Kinok hatte die Regie übernommen.
    War er das wirklich?
    Wir sahen ihn nicht mehr, auch die glänzenden Augen waren verschwunden, dafür spürten wir etwas anderes, das wir nicht erklären konnten, und wir hörten ferne Stimmen, die sehr bald schon immer näher an uns herangetragen wurden, so daß wir sie auch verstehen konnte.
    Männerstimmen.
    Und dann tauchten wir ein in die Bilder, die uns das magische Hologramm aus der Vergangenheit geschickt hatte. Wir erlebten mit, wie Kinok entstanden war…
    ***
    Vergangenheit
    Der Tag war sehr heiß gewesen. Guy Laroche und Francis Clayton hatten geschwitzt wie selten und die Dunkelheit herbeigesehnt, damit endlich die Kühle kam.
    Aber nicht nur deshalb warteten sie auf die Nacht, es gab noch andere Gründe, denn für sie sollten die nächsten Stunden die wichtigsten in ihrem Leben werden.
    Sie hatten es geschafft. Sie waren in diesen unbekannten Teil der Pyramide vorgedrungen, und es hatte sie nicht nur Geld und Nerven gekostet, sondern manchen Liter Schweiß.
    In ihrer Heimat waren sie von den Kollegen angefeindet worden, doch darauf hatten sie nichts gegeben. Sie wußten, daß die anderen die reinen Ignoranten waren und sie nur die eigentliche Wahrheit gepachtet hatten. Dafür wollten sie in der Nacht den Beweis antreten. So hockten sie zusammen in ihrem kleinen Zelt, das von außen her kaum zu sehen war, weil es sich in einer Mulde versteckte.
    Sie hatten die batteriebetriebene Lampe eingeschaltet, deren gelbes Licht auf den kleinen Tisch zwischen den beiden Männern fiel, der mit Karten und Zeichnungen übersät war.
    Guy Laroche und Francis Clayton waren vom Alter her gleich - beide vierzig - und die Zeit in der Wüste hatte ihr Aussehen geprägt. Beiden waren Bärte gewachsen, bei beiden wirkte die Haut wie altes Leder, und in den ausgemergelten Gesichtern zeichneten sich die Strapazen der vergangenen Tage ab. Nur das Feuer in ihren Augen war nicht erloschen. Im Gegenteil, es leuchtete
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