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0879 - Henker-Dämmerung

0879 - Henker-Dämmerung

Titel: 0879 - Henker-Dämmerung
Autoren: Roger Clement
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mehr viel tun, fürchte ich. Weil…«
    Nicole unterbrach sich selbst. Plötzlich drangen Waffenklirren und Kampfgeschrei an ihr Ohr. Die Dämonenjägerin hatte nun keine Zeit mehr für langatmige Erklärungen. Sie musste handeln.
    Nicole stellte ihren Mondtalisman auf Unsichtbarkeit ein. Dann zog sie ihr Schwert und rannte in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren.
    Sie lief über einige Treppen und durch lange Gänge. Dann kam sie an zwei zusammengebrochenen Wachtposten vorbei in einen großen Saal, in dem ein erbarmungsloser Kampf tobte.
    Zamorra hielt sich eine Horde von angreifenden Soldaten vom Hals. Immer wieder trieb er sie mit mächtigen Schwerthieben zurück. Dabei stellte er sich schützend vor eine alte Frau, die wimmernd am Boden kauerte.
    Simoor war in einer schlechteren Lage als der Dämonenjäger. Er lag verletzt auf den Knien. Und vor ihm stand ein Mann in dunkel schimmernder Rüstung, der ihm offenbar gerade den Todesstoß versetzen wollte.
    Nicole musste eingreifen, um das Leben des jungen Mönches zu retten.
    Sie sprang auf den Mann zu. Wahrscheinlich war er der Henker, der Künder dieses verfluchten Dunklen Herrschers. Eine andere Erklärung gab es für Nicole zur Zeit nicht.
    Sie schlug mit ganzer Kraft zu!
    Da der Henker den Schwerthieb der Unsichtbaren nicht voraussehen konnte, wurde ihm sein Beidhänder weggeprellt. Für mehrere Augenblicke stand der Henker verblüfft und waffenlos da. Sein Schwert war zu Boden geklirrt.
    »Ich danke euch, ihr Geister der Natur!«
    Diesen Satz hatte Simoor hervorgestoßen. Er schöpfte durch Nicoles Eingreifen neuen Mut. Instinktiv spürte die Dämonenjägerin, dass nicht sie, sondern der junge Mönch diesen Kampf beenden musste. Daher hielt sie sich jetzt zurück. Obwohl es ihr ein Leichtes gewesen wäre, aus ihrer Unsichtbarkeit heraus den jetzt waffenlosen Henker zu töten.
    Aber auch Simoor wollte nicht zum feigen Mörder werden. Er schnellte von den Knien hoch und ging in Fechtstellung.
    »Nimm dein Schwert, Henker!«
    Der Dämonenknecht blinzelte verwirrt. Offenbar konnte er nicht fassen, was soeben geschehen war.
    Aber dann hob er wirklich seine Waffe auf. Erneut prallten die beiden Gegner aufeinander. Aber diesmal hatte sich das Blatt gewendet. Simoor war immer noch der schlechtere Fechter. Und die Waffe des Henkers war nach wie vor größer und länger als die von Simoor.
    Aber der junge Mönch zeigte nun eine Sicherheit, die er zuvor nicht gehabt hatte. Und das, obwohl er aus mehreren großen Wunden blutete. Simoor wuchs in diesem Kampf über sich selbst hinaus.
    Nun war er es, der den Henker mit mächtigen Schwerthieben zurücktrieb. Einmal schaffte der Dämonenknecht es noch, Simoors Deckung zu durchbrechen. Sein Richtschwert schoss vor. Die Spitze war auf das Herz des Mönchs gezielt.
    Doch dieser wich mit einer eleganten Bewegung aus. Und stieß seinerseits sein Schwert in die Kehle des Henkers!
    Der Dämonenknecht riss seinen Mund auf, als ob er Simoor verschlingen wollte. Doch die den Geistern der Natur geweihte Klinge hatte ihm den Todesstoß versetzt.
    Der Henker schwankte wie ein Betrunkener. Dann fiel er rückwärts zu Boden. Es war ein Sturz, bei dem man genau wusste, dass der Stürzende nicht mehr aufstehen würde. Nie mehr.
    Die dunklen Augen des Henkers brachen. Der Künder des Dunklen Herrschers war tot.
    Simoor stand wie in Trance da. Er konnte es selbst kaum fassen, dass er seinen Todfeind, den Mörder seines hochverehrten Meisters der Harmonie, bezwungen hatte.
    Doch dann wischte Simoor mit einer automatischen Bewegung seine Schwertklinge mit einem weichen Tuch ab. Er schob die Waffe zurück in die Schwertscheide und faltete die Hände vor der Brust.
    Nicole drehte die Kugeln ihres Talismans in Richtung Feinstofflichkeit. Gleich darauf war ihr Körper zu erkennen. Sie nahm den Helm ab.
    Die Gesichter der Soldaten verzerrten sich vor Angst und Hass, als sie bemerkten, dass eine Frau in der Uniform von Ankora steckte. Eine Frau, die zudem noch aus dem Nichts heraus erschienen war.
    Das schockierte die Krieger fast noch mehr als der soeben miterlebte Tod ihres Anführers.
    Einer der Männer schleuderte seinen Speer nach Nicole.
    Aber die Wurfwaffe sauste durch die feinstoffliche Dämonenjägerin hindurch und blieb dann zitternd in einem hölzernen Pfosten stecken.
    Bevor Zamorra sich auf den Speerwerfer stürzen konnte, waren dieser und die anderen Soldaten schreiend geflohen. Dieses Erlebnis war zu viel für sie.
    Nicole
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