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0879 - Henker-Dämmerung

0879 - Henker-Dämmerung

Titel: 0879 - Henker-Dämmerung
Autoren: Roger Clement
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an ein Dia, das an eine Wand projiziert wird.
    Und dann war da plötzlich diese Stimme ohne Körper. Sie kam von überall und nirgends gleichzeitig.
    »In diesem Palast regiert das Böse. Aber noch sind unsere Kräfte stark genug, um ein Gleichgewicht zu schaffen. Ihr habt nun eine schwere Aufgabe vor euch. Seid dafür gewappnet.«
    »Meister!« Simoor fiel auf die Knie und faltete die Hände vor der Brust. »Ich habe mich so danach gesehnt, wieder Eure Stimme zu hören!«
    »Du hättest sie schon viel früher hören können, Bruder Simoor. Aber deine Gedanken waren vernebelt vom Wein und von den Gefühlen, die Frauen den Männern schenken können! Du hast Schande über die Schwert-Mönche gebracht!«
    Simoor senkte zerknirscht seinen Blick zu Boden.
    »Aber du hast ein gutes Herz, und das ist die Hauptsache.« Die Stimme aus dem sich drehenden illusionären Rad klang nun versöhnlicher. »Die Hauptaufgabe wird ohnehin deinem Kampfgefährten Zamorra zufallen!«
    Der Dämonenjäger und der Mönch waren gespannt darauf, was nun verkündet würde.
    »Es gibt eine alte Prophezeiung, die jeder Abt unseres Klosters seinem Nachfolger weitergegeben hat. Nach dieser Weissagung wird Go'nam eines Tages von den Heerscharen eines bösen Dämons erobert. Doch dieser Dämon kann sich nicht lange an seinem Sieg erfreuen. Denn er wird im Kampf vernichtet. Und zwar von einem fremden Mann, dessen Waffe ein vom Himmel genommener Stern ist!«
    Zamorra nickte. Diese Prophezeiung traf zweifellos auf ihn zu. Erstens war er so fremd in Go'nam, wie man nur fremd sein konnte. Und zweitens besaß er das Amulett. Es war vor ungefähr tausend Jahren von Merlin aus der Kraft einer entarteten Sonne erschaffen worden [1] . Also dadurch, dass der mächtige Magier einen Stern vom Himmel geholt hatte!
    Nun war es wirklich klar, dass Zamorra und kein anderer gegen den Dunklen Herrscher kämpfen würde. Sein Amulett konnte er jederzeit per Gedankenbefehl rufen.
    »Du aber, Bruder Simoor«, fuhr die Stimme des toten Meisters fort, »wirst dein persönliches Schwert zurückerobern und damit gegen den Henker antreten.«
    »A… aber Meister! Ich war immer der schlechteste Fechter des ganzen Klosters!«
    »Hast du kein Vertrauen in die Geister der Natur, Bruder Simoor?«
    »Doch, selbstverständlich.«
    »Dann vertraue auf die Harmonie des Universums, auf die Kräfte, die es gut mit dir meinen. Sie werden deine Klinge für dich führen, wenn du zu schwach oder zu unsicher bist. Du darfst dich nur niemals in deinem Vertrauen beirren lassen!«
    Das eiserne Rad drehte sich nun langsamer. Das Gedankenbild im Raum verblasste. Gleich darauf verschwand es endgültig. Doch Simoor und Zamorra wurden immer noch von der Kraft durchpulst, die sie durch den Aufenthalt in dem ehemaligen Meditationsgewölbe erlangt hatten.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür der Folterkammer. Ein brutal aussehender Mann mit breiter Brust und kräftigen Armen starrte die befreiten Gefangenen ungläubig an. Hinter ihm waren die Helme und Brustpanzer von Soldaten zu sehen. Offenbar stand der Foltermeister vor ihnen!
    Der Marter-Scherge kam nicht mehr dazu, einen Schrei auszustoßen. Zamorra sprang ihn augenblicklich an!
    Der Foltermeister verfügte über eine unglaubliche rohe Kraft. Aber Zamorra war ohnehin kein Schwächling. Er hatte jetzt noch zusätzliche Energie in sich, die aus ihm unbekannten Quellen gespeist wurde. Außerdem beherrschte er einige waffenlose Kämpftechniken, von denen sein Gegner keinen blassen Schimmer hatte.
    Der Foltermeister schlug nur mit seinen Fäusten um sich, die an Schmiedehämmer erinnerten. Zamorra stieß ihm einfach nur den gestreckten Zeige- und Mittelfinger gegen einige Vitalpunkte am Oberkörper. Mit dieser uralten chinesischen Kung-Fu-Technik wurde der Gegner vorübergehend gelähmt.
    Der Marter-Scherge schrie entsetzt auf, als er seine Fäuste nicht mehr hochbekam. Zamorra schickte ihn mit einem gezielten Fauststoß ins Reich der Träume.
    Simoor war inzwischen nicht untätig geblieben. Was ihm an Größe und Kraft fehlte, machte er durch seinen gesteigerten Mut wieder wett. Das kurze Gespräch mit dem Meister der Harmonie hatte ihm unglaublichen Auftrieb gegeben. Auch wenn sein alter Lehrer tot war, so hatte der junge Mönch doch das Gefühl, von ihm niemals verlassen zu werden. Hinzu kam die Kraft, die Zamorra und er in dem Meditationsraum getankt hatten. Aber offenbar wirkte sie nur bei Anhängern des Guten. Denn sonst hätten die
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