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0878 - Die Schwertlady

0878 - Die Schwertlady

Titel: 0878 - Die Schwertlady
Autoren: W.K. Giesa
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wir werden noch kurz in der Kantine…«
    Zamorra verdrehte die Augen. Das hatte er geahnt…
    ***
    Château Montagne:
    Rhett Saris fläzte sich auf seinem Sofa. Gegenüber standen auf einem kleinen Tisch sein Computer und die Stereoanlage. Neben dem Regal mit Büchern und anderem Kleinkram waren noch ein paar Tintenflecke zu sehen, denen nichts Magisches mehr anhaftete. Vor einiger Zeit hatte Rhett ein Tintenfässchen an die Wand geworfen; daraus war ein Tintendämon entstanden, der das Château unsicher gemacht hattet. [3]
    Fooly machte es sich ihm gegenüber so gemütlich, wie es eben möglich war. Es gab nirgendwo Sitzmöbel, auf die er mit seinem unförmigen Körper samt Schwanz passte außer in seiner eigenen Unterkunft, wo man einen solchen Spezialsitz handgefertigt hatte; der Schreiner, der dazu eigens aus Roanne kommen musste, hatte sich daran fast die Ohren abgebrochen. Zumal er des Drachen selbst nicht ansichtig werden durfte - dann wäre er wahrscheinlich komplett ausgeflippt, und was er dann daheim seinen Stammtischkumpeln erzählt hätte - nicht auszudenken! Es reichte schon völlig, dass Rhett seinen Klassenkameraden von seinem Freund, dem Drachen, erzählt hatte, worauf seine Mutter ihn von der Schule genommen hatte und ihm Privatunterricht geben ließ. Noch mehr Ärger musste es nicht geben. Also musste der arme Teufel von Schreiner nach mündlichen Vorgaben und Skizzen arbeiten…
    »Dann erzähl mir mal dein Problem«, forderte der Jungdrache. Von seiner üblichen Clownhaftigkeit war nichts mehr zu spüren.
    Rhett räusperte sich und suchte nach Worten. Dann endlich erzählte er von der Schwertlady und davon, dass Nicole die Sache offenbar nicht ernst meinte.
    »Du willst dieser Erscheinung also auf den Grund gehen«, sagte Fooly versonnen. »Nun, dann musst du es auch tun. Wie weit ist dieses McRaw-Castle eigentlich von Llewellyn-Castle entfernt?«
    Der Erbfolger zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung«, gestand er. »Da muss ich mal im Atlas nachsehen.«
    Er erhob sich und wuchtete ein Mammutwerk von Atlas aus dem Regal, das erleichtert aufzuseufzen schien. Kein Vergleich mit dem guten alten Schulatlas, der hiergegen wie ein schmales Heft wirkte. Rhett klappte das Riesending mit gezieltem Griff auf und blätterte etwas weiter, bis er Llewellyn-Castle fand. Dann schwebte sein Zeigefinger kreisend über dem Hochglanzpapier, um dann niederzustoßen. »Da ist es«, sagte er. »Etwa fünfunddreißig Meilen von Llewellyn-Castle entfernt. Äh, etwa sechsundfünfzig Kilometer«, rechnete er rasch um.
    »Nette Distanz«, brummte der Drache. »Sag mal, wie machst du das?«
    »Dorthin kommen?«
    »Quatsch. Das Finden auf dem Atlas meine ich. Normalerweise schaut man im Ortsverzeichnis nach…«
    »Möglicherweise ist es Teil meiner Magie«, sann der Erbfolger. »Das Ortsverzeichnis würde übrigens nicht weiterhelfen. McRaw-Castle ist kein Ort, und wie die Eingeborenen ihr in der Nähe liegendes Dorf schimpfen, weiß ich leider nicht.« Er grinste. »Übrigens heißt es korrekt ›Finden im Atlas‹, nicht ›auf dem‹.«
    »Und wie kommen wir dorthin?«, fragte der Drache. »Bis Llewellyn-Castle ist es ja klar - per Regenbogenblumen. Aber dann? Gut, ich könnte ›Dragon Airlines‹ spielen und dich dorthin tragen…«
    Rhett winkte heftig ab. »Besser nicht! Da würde ich mir in der Luft was abfrieren! Was glaubst du wohl, wie saukalt es in den Highlands ist? So kalt, dass selbst die Schafe Wolle tragen!«
    »He, Lord, du willst die Strecke doch nicht ernsthaft zu Fuß…«
    Rhett schüttelte den Kopf. »Wir nehmen den Rolls-Royce.«
    Fooly hustete eine halbmeterlange Flamme. »Du bist ja verrückt!«
    »Wieso? Ich kann den fahren.«
    »Aber du hast keinen Führerschein.«
    »In der Gegend interessiert das keinen«, behauptete Rhett. »Da wundert man sich nicht mal, wenn ein Drache durch die Gegend schleicht.«
    »Ich schleiche nie!«, protestierte Fooly »Ich schreite einher!«
    »Sicher. Du schreitest, und alle schreien - vor Lachen. He, sei nicht beleidigt, mein Freund. Ich hab's doch nicht böse gemeint.«
    Fooly legte den Kopf schräg. »Sei froh, dass ich das weiß. Sonst würde ich dich jetzt fressen. Aber wahrscheinlich schmeckst du nicht mal.«
    »So ist es. Und jetzt sollten wir von hier verschwinden, bevor uns meine Mutter und Nicole auf die Schliche kommen.«
    Er verschwand kurz im Nebenzimmer und kam dann in Stiefeln, Lederhose und gefütterter, winterwarmer Lederjacke wieder heraus.
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