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0875 - Medusas Tochter

0875 - Medusas Tochter

Titel: 0875 - Medusas Tochter
Autoren: Jason Dark
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war genau die Medusa, die ich auch vor der Geisterbahn gesehen hatte.
    Eine übergroße Person, eingehüllt in dunkle Gewänder. Ein sehr großer Kopf, ein bleiches Gesicht, das an einigen Stellen Blutflecken zeigte. Hinzu kamen das häßliche Grinsen und die zuckenden Bewegungen des rechten Arms, den sie angehoben hatte. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger wies sie auf ihren Kopf, damit auch jeder die Schlangen sah, die sich zuckend auf dem Schädel der Medusa bewegten. Auch sie waren mit Wunden bedeckt, in die Blut hineingemalt worden war, aber den echten Schrecken oder die Angst vor einer Versteinerung konnte die Figur bei mir wirklich nicht erwecken.
    So plötzlich, wie sie erschienen war, verschwand sie auch wieder. Sie zuckte vor mir hoch und war weg.
    Mein Wagen rollte weiter. Nicht mehr lange durch die Dunkelheit, denn ich sah bereits den Umriß der Klapptür, durch deren Mittelspalt Licht schimmerte.
    Wieder das Rammen gegen die Türen. Sie flogen auf, und ich fuhr auf der ersten Etage ins Freie.
    Nach der dumpfen Luft innerhalb der Geisterbahn tat die Frische gut. Der Wind wehte in mein Gesicht. Ich atmete tief durch, und der Wagen rollte auch langsamer, als sollte dem Besucher bewußt eine Erholungspause gegönnt werden.
    An der linken Seite war die Wand mit bunten Schreckensgestalten bemalt worden. Ich hatte kein Interesse, mir die lächerlich wirkenden Gemälde anzuschauen, die schon ziemlich verblaßt waren.
    Statt dessen drehte ich meinen Kopf nach rechts. Der Blick fiel hinab in die Gasse zwischen den Buden. Es herrschte normaler Betrieb. Vielleicht waren einige Besucher hinzugekommen. Das Wetter zeigte sich zwar weiterhin grau und trüb, doch der Regen hielt sich zurück.
    Ich konnte auch einen Blick auf Valendys Kabinett erhaschen. Kein Zuschauer zeigte Interesse daran, bei ihm eine Karte zu lösen und sich die Living Dolls anzuschauen. Bei ihm würde der Betrieb sicherlich erst am Abend beginnen, wenn die Erwachsenen kamen.
    Jane Collins konnte ich auch nicht entdecken, was mich wiederum ärgerte. Wir hatten zwar keinen exakten Treffpunkt ausgemacht, aber Jane war davon überzeugt gewesen, daß wir uns auf dem kleinen Gelände einfach nicht verfehlen konnten.
    Pech gehabt - bisher.
    Ich machte mir leichte Sorgen. Nach dieser Fahrt würde ich mich genauer umschauen und auch mit einem gewissen Victor Valendy reden, das stand fest.
    Ich war so damit beschäftigt gewesen, die Gasse zu beobachten, daß ich regelrecht zusammenschrak, als mein kleiner Wagen die nächste Schwingtür aufstieß.
    Der Ruck schüttelte mich durch. Vor mir lag die Dunkelheit, in die ich hineinschaute.
    Kaum hatten sich die Türen hinter mir geschlossen, da ging es los. Plötzlich tanzten die Skelette vor mir auf der Schiene. Grüne Gestalten, die von innen her leuchteten. Mit wilden Bewegungen sollten sie die Besucher in Angst und Schrecken versetzen.
    Die Knochenmänner verschwanden wieder, der Wagen bekam Fahrt und raste auf einer geraden Strecke direkt auf einen schrecklich zugerichteten Schädel zu, der blutüberströmt war, dessen Maul offenstand, damit aus ihm in gewissen Intervallen eine lange schlangengleiche Zunge zucken konnte.
    Bevor der Wagen mit dem Maul kollidierte, riß ihn die Führung nach links.
    Weg - Dunkelheit. Man konnte aufatmen, bis zum nächsten Schock, aber der war völlig normal. Der Wagen holperte über einen Buckel hinweg. Tief war die Finsternis, die dann von einer dunkelblauen Farbe abgelöst wurde.
    Rechts und links breitete sie sich aus. Innerhalb der Farbe zeichneten sich schlimme Gesichter ab.
    Sie bewegten sich dort, als würden sie von Wasser umspült werden, was wahrscheinlich auch der Fall sein sollte. Die Bilder zeigten Menschen, die man in das Wasser hineingesteckt hatte, und die dabei waren, allmählich zu ertrinken.
    Auch diese Szene verschwand.
    Ich wurde wieder durch zahlreiche Kurven gelenkt, zwangsläufig durchgeschüttelt, sah weitere Dämonen, aber alles wirkte etwas hausbacken im Vergleich zu den topmodernen Geisterbahnen, in denen das dreidimensionale Auftauchen eines Monsters schon verdammt echt wirkte.
    Meine Gedanken drehten sich auch um die Medusa. Noch hatte ich von ihr nichts gesehen, und allmählich stellte ich mir die Frage, ob sie überhaupt erscheinen würde. Möglicherweise befand ich mich auf dem falschen Weg, das alles war möglich.
    Ich beschäftigte mich bereits mit den Gedanken, daß es irgendwann mal wieder abwärts gehen mußte, als dies schon eintrat.
    Der
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