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0870 - Die rote Hexe

0870 - Die rote Hexe

Titel: 0870 - Die rote Hexe
Autoren: W.K. Giesa
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Erfreut stellte der Dämonenjäger fest, dass sein amico von vorhin immer noch Dienst hatte. »Aber nur noch eine Viertelstunde«, sagte der Italiener. »Dann kommt meine Ablösung. Ich mache ohnehin schon Überstunden. Aber mein Kollege war nicht in der Lage, aus dem Bett seiner Freundin zu fallen. Er rief an und bat mich, ihn zu vertreten. Das nächste Mal wird er mich entsprechend früher ablösen müssen.«
    »Glück für uns beide«, lächelte Zamorra und ließ einen zusammengerollten, ziemlich großen Euroschein möglichst unauffällig hinter den Tresen fallen. »Herr Karl Ranseier logiert doch ebenfalls in diesem Haus?«
    Der Euroschein war bereits spurlos verschwunden. Der Italiener nickte stumm.
    »Hat er eine Nachricht für mich hinterlassen?«
    Kopf schütteln.
    Zamorra beugte sich vor. Die Frage jetzt musste nicht jeder mitbekommen.
    »Können Sie mir sagen, in welcher Suite er logiert - und vielleicht auch, wie ich da hineinkomme?«
    Der Italiener seufzte unbehaglich. Dieser charmante Gast hier war großzügig, aber diese indiskreten Fragen… »Es ist die Suite rechts neben Ihrer«, antwortete er zögernd. »Aber der Gast hat sie seit 24 Stunden nicht verlassen.«
    »Das habe ich mir fast gedacht«, murmelte Zamorra.
    In seinen Gesprächspartner kam Bewegung. Er griff in ein Fach unter dem Tresen. Dann versicherte er sich, dass niemand außer Zamorra und seiner Sekretärin in der Nähe war, und schob seine flache Hand über die Tresenplatte. Als der Italiener seine Hand zurückzog, fühlte Zamorra eine Chipkarte unter seinen Fingern.
    »Zweitkarte«, flüsterte der Mann verschwörerisch.
    Zamorra nickte. Er »verlor« noch einmal einen größeren Euroschein. Der andere nahm es stumm zur Kenntnis und lächelte. Wenigstens hatte sich der Verstoß gegen den Datenschutz für ihn gelohnt.
    Zamorra wünschte ihm noch eine gute Nacht und wandte sich ab. An seiner Stelle trat jetzt Nicole heran und fragte, ebenfalls auf Italienisch, nach den Boutiquen, in denen man exquisite Mode fand, aber nicht unbedingt nach den Preisen fragte. Sie erfuhr, dass die Edelboutiquen der Stadt sich in der Mittelstraße befanden, die zwischen Neumarkt und Rudolfsplatz lag. Sie bedankte sich höflich für die Auskunft und folgte Zamorra, der schon am Lift auf sie wartete.
    Während sie wieder nach oben fuhren, schmunzelte er.
    »Es ist doch immer hilfreich, wenn man mit jemandem in dessen Heimatspräche plaudert, über die Familie palavert - dann kann man später auch mal etwas Bestechungsgeld 'rüberschieben und bekommt die geheimsten Wünsche erfüllt. Gut übrigens, dass du auch Italienisch mit ihm gesprochen hast, das hat den positiven Eindruck sicher verstärkt.«
    »Nur dass ich kein Bestechungsgeld verteilt habe. Wie viel hast du ihm eigentlich gegeben?«
    Zamorra nannte die Summe, ohne rot zu werden. Dafür wurde Nicole um die Nase blass.
    »Dafür haben wir ein Sesam-öffne-dich für Ranseiers Suite - übrigens direkt neben unserer.« Er wedelte mit der Chipkarte.
    »Faszinierend…«
    Und dann standen sie vor Ranseiers Tür.
    ***
    Zamorra sah sich um, ob jemand in der Nähe war, der sie beim Betreten der Ranseier-Suite beobachten konnte, zog die Chipkarte durch das Lesegerät und schob Nicole durch die Tür, folgte ihr und ließ diese schnell wieder zugleiten.
    »Ranseier? Sind Sie hier?«
    Es kam keine Antwort. Und Augenblicke später wurde ihnen klar, warum.
    Im Hauptraum, auf dem Tisch mit dem Laptop, sahen sie den Grund. Es war nicht der Laptop selbst, der noch eingeschaltet war und dessen Bildschirmschoner, bei TFT-Geräten eigentlich überflüssig, bunte Muster zeigte, sondern der Mann, der davor auf dem Boden lag.
    Zamorra beugte sich über ihn und fühlte nach seinem Puls.
    Da war nichts.
    Karl Ranseier war tot.
    ***
    Zamorras Amulett reagierte plötzlich wieder. Es signalisierte eine sehr schwache dämonische Präsenz. Die befand sich nicht überall in der Suite, sondern ging von Ranseier selbst aus.
    Er war also von einem dämonischen Wesen ermordet worden!
    Zamorra überlegte, wie er an die Sache herangehen konnte, um den Tod Ranseiers zu lösen, kam aber zu keinem Ergebnis. Die Zeitschau schied aus, wenn es stimmte, was der Italiener am Empfang gesagt hatte - dass Ranseier das Zimmer seit 24 Stunden nicht verlassen hatte.
    Zamorra versuchte den Toten zu bewegen. Aber die Leichenstarre war längst eingetreten.
    Der Dämonenjäger erhob sich wieder. »Wir sollten verschwinden«, sagte er. »Und zwar, ohne Spuren
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