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0861 - Manege der Hölle

0861 - Manege der Hölle

Titel: 0861 - Manege der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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entfernt, also musste Zeichensprache ausreichen. Laertes machte mit wenigen Bewegungen seiner Arme dem Professor klar, was er von ihm wollte.
    Zamorra sollte noch einmal einige Schritte rückwärtsgehen, dann langsam seinen Weg fortsetzen. Der Franzose zögerte nicht und befolgte Laertes' Anweisungen. Das ganze Spiel lief dann dreimal ab, immer exakt der gleiche Ablauf. Dann kam der Vampir zu Zamorra.
    »Geh du jetzt auf meine Position und pass gut auf.« Zamorra fragte nicht nach, denn offenbar hatte Laertes etwas entdeckt, das den Aufwand wert war.
    Dann sah er es mit eigenen Augen. Als der Vampir sich in Bewegung setzte, flimmerte die Luft für einen ganz kurzen Moment um ihn herum - und er war verschwunden. Einen Schritt weiter jedoch endete dieses Phänomen. Der Uskuge führte Zamorra die optische Illusion erneut vor.
    Erstaunt betrachteten die Freunde die Stelle, doch dort war nichts Ungewöhnliches zu finden.
    »Ein Eingang, von mir aus auch Ausgang. Aber von was? Wo führt er hin?« Zamorra war ratlos.
    Laertes schwieg lange, erst dann theoretisierte er.
    »Ein geschlossenes System - mit einem Ein- oder Ausgang. Es ist hier, wie groß es sein mag, wissen wir nicht. Es ist hier… warum nehmen wir es dann nicht wahr?« Sein wissenschaftliches Interesse war geweckt. Auf seiner Heimatwelt Uskugen waren Magie und Wissenschaft untrennbar miteinander verknüpft gewesen. Laertes war durchaus fähig, in abstrakten Formen zu denken. Die Bestätigung dafür gab er nur Sekunden später.
    »Wie sollen wir es wahrnehmen, wenn es noch nicht existiert?« Sein Blick suchte Zamorras Augen.
    Der Parapsychologe bekam langsam eine Vorstellung von der Theorie, die Laertes da entwickelt hatte. »Du meinst, was hier auch immer sein mag - es existiert erst in der Zukunft?« Das war eine ungeheuerliche Vorstellung.
    Laertes nickte. »Vielleicht nur eine Sekunde. Möglicherweise sogar noch kürzer. Ein besseres, uneinnehmbareres Versteck kann man sich doch nicht wünschen. Es ist großer Zufall, dass wir gerade die Verbindungsstelle zu unserer Realzeit entdeckt haben. So eine Art… Zeitschleuse.«
    Zamorra schossen die wildesten Überlegungen durch den Kopf. »Wie sollen wir denn dorthin gelangen?« Das war die entscheidende Frage. Doch auf die hatte der hagere Vampir eine Antwort.
    »Warten… eine andere Chance haben wir nicht. Wir müssen warten, bis irgendjemand hinein, irgendjemand hinaus will. Ohne den Schlüssel in diese Zukunftsebene werden wir es nie schaffen.«
    Und wenn nun niemand kam…? Zamorra ließ die Frage unausgesprochen, denn er ahnte, dass Laertes schon ganz ähnlich gedacht hatte. Sie würden viel Geduld aufbringen müssen.
    Doch da war noch etwas anderes, das den Professor umtrieb.
    Sollten all ihre Theorien der Realität entsprechen, dann war das hier wahrhaftig etwas, das man sicher als großes Ding bezeichnen konnte. Das wiederum ließ nur einen Schluss zu, und der gefiel Zamorra ganz und gar nicht.
    Wer hinter dieser Geschichte steckte, der war kein kleines Licht in der Schwarzen Familie. So etwas konnte nur von einem der großen, der uralten Dämonen erschaffen worden sein.
    Einem, der sich auch vom Meister des Übersinnlichen nicht so einfach überrumpeln ließ.
    ***
    P.T. Barnum bereitete die Arena für das nächste Training vor.
    Natürlich hatte Nybbas für ausreichend Hilfskräfte gesorgt, als er diese Aktion in Angriff nahm. Die niedrigen Geister unterstanden alle P.T., doch er nahm ihre Dienste nur für bestimmte Tätigkeiten an. Es gab Dinge, die musste er alleine erledigen. Das hatte er immer getan.
    Damals, in den Staaten - da war er mit seiner Kuriositätenshow von Staat zu Staat gezogen.
    Ein wilder Haufen waren sie, und wahrhaftig nicht selten hatten ihre Auftritte darin geendet, dass sie Hals über Kopf die Flucht ergreifen mussten. Wenn diese Hinterwäldler sich erst einmal mit ihrem selbst gebrannten Fusel mutig getrunken hatten, fielen bei ihnen alle Hemmungen. Dann gab es für sie nicht Großartigeres, als ihren Schindluder mit dem fahrenden Volk zu treiben.
    Wenn der verdammte Alkohol ihre wenigen Hirnwindungen in Besitz nahm, schreckten sie auch vor Lynchjustiz nicht zurück… was sie Frauen antaten, war für Barnum immer unaussprechlich geblieben. Es waren Zeiten voller Angst, Zeiten des Hungers.
    Dennoch hatten sie alle weitergemacht. Was wäre ihnen auch sonst anderes geblieben?
    Der Schlangenfrau, dem stärksten Mann der Welt, der dicksten aller Frauen, dem lebenden Skelett… und
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