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0854 - Jäger der verlorenen Seelen

0854 - Jäger der verlorenen Seelen

Titel: 0854 - Jäger der verlorenen Seelen
Autoren: Jason Dark
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auch waren.
    »Geh weg, Daddy!« Wieder schrillte die Stimme in seinem Kopf, als hätte dort jemand eine dünne Stahlsaite zum Schwingen gebracht. Zum erstenmal in seinem Leben hatte er eine Geisterstimme gehört. Daran hatte er früher nicht einmal gedacht, aber jetzt war der Kontakt plötzlich vorhanden, und er kam damit nicht zurecht.
    Seine Mundwinkel zuckten. Er wollte etwas sagen, aber er wollte auch nicht mehr auf der Leiter bleiben.
    »Flieh, Daddy!«
    Travers schrak zusammen. Selbst bei diesem ungewöhnlichen Klang hatte er die Panik aus der Stimme hervorgeholt. Sie zeigte ihm an, daß seine Kinder Angst um ihn hatten.
    Gordon Traver stöhnte auf. Es fiel ihm wahnsinnig schwer, den Blick von seinen Kindern zu lösen, aber er hatte irgendwo in der Halle ein Geräusch gehört, das ihm überhaupt nicht gefiel. Einen etwas hell klingenden Laut, als wäre ein harter Gegenstand vor Metall geprallt.
    Auf der Leiter stehend drehte Travers den Kopf.
    Da stand jemand!
    Eine Gestalt, ein Mann. Er konnte ihn nicht genau erkennen, weil er sich im Halbdunkel aufhielt und das Licht gemieden hatte. Dennoch ging Travers davon aus, daß ihm dieser Mann fremd und er in das Lager eingedrungen war.
    Der Mann stand im Schatten, und er war anders als seine beiden Kinder. Das war kein feinstoffliches Wesen. Von ihm strahlte auch keine Kälte ab. Er stand einfach nur da, und Travers spürte die Drohung, die ihm entgegenwehte.
    Er mußte weg!
    Plötzlich sah er die Warnung seiner Kinder in einem anderen Licht. Er wüßte, daß sie recht gehabt hatten. Es war keine Täuschung. Sie sorgten sich um ihn und wollten, daß er flüchtete.
    Der Eindringling bewegte sich. Eine typische Bewegung. Er hob dabei den Arm und sah aus wie jemand, der etwas werfen wollte.
    Einen harten Gegenstand oder ähnliches.
    Er wirbelte heran.
    Travers hörte sich selbst schreien. Zugleich duckte er sich und hatte Glück im Unglück. Der Gegenstand, ein Kantholz, erwischte nicht seinen Kopf. Er prallte dafür gegen die Leiter, tickte von dort ab und rutschte in das schon fertige Regal hinein.
    Passiert war Travers nichts. Er hatte sich nur wahnsinnig erschreckt, und seine schweißfeuchten Hände waren am Metall der Leiter abgerutscht.
    Dann fiel auch er.
    Travers hörte sich selbst schreien. Er dachte in dem Moment daran, daß er auch fallen wollte. Einfach weg aus dieser Lage. Nach unten durchfallen, irgendwohin, in einen anderen Traum…
    Als er aufprallte, spürte er, daß es kein Traum war. Das rechte Bein wollte nicht mehr mitmachen. Es knickte ihm weg. Er war einfach zu unglücklich aufgekommen, und er spürte den Schmerz wie einen mächtigen Stich bis in den Oberschenkel hinein.
    Die Leiter war im Prinzip nicht hoch. Er war auch nicht von der letzten Stufe gesprungen. Dennoch war er unglücklich aufgekommen, und er mußte mit Entsetzen feststellen, daß er am Boden lag.
    Ein Bein brannte wie Feuer. Er war nicht mehr in der Lage, sich normal zu erheben. Er würde bei einem Rückzug kriechen müssen, aber auch das war kaum zu schaffen, weil sein rechtes Bein nicht mitmachte.
    Und der Unbekannte kam näher.
    Travers schaute ihn trotzdem nicht an, weil auch seine »Kinder« in der Nähe standen. Die Kälte bekam er stärker zu spüren. Ihm war, als hätte man ihn in einen Kühlschrank gesteckt.
    Er drehte den Kopf und schaute in die Höhe.
    In den Gesichtern der Kinder las er trotz dieser anderen Wesensart eine starke Angst und zugleich ein großes Bedauern. Beides bezog sich wahrscheinlich auf ihn, denn sie machten ihm klar, daß sie ihm nicht helfen konnten.
    »Du hättest fliehen sollen, Daddy!« sirrte die Stimme. »Einfach verschwinden, nur weg…«
    »Ich konnte nicht…«
    »Er ist da!«
    Helen hatte nicht gelogen. Travers hörte die schleifenden Geräusche in seiner unmittelbaren Nähe. Die Angst war groß, er drehte den Kopf trotzdem, und was er dann sah, das ließ ihn an seinem Verstand zweifeln.
    Vor ihm stand ein Mensch, der zwar so aussah, es aber nicht war oder sein konnte, denn so wie diese Person sah einfach kein Mensch aus. Das war ein Monster, ein künstliches Geschöpf, denn der Mann bestand aus zwei verschiedenen Körperhälften.
    Zum einen war er normal. Da wuchs die Haut wie bei jedem anderen über das Gesicht hinweg. Er sah auch die normal wachsenden Haare auf der Kopfhälfte.
    Die andere bestand aus Knochen.
    Bleiches und leicht gräulich schimmerndes Gebein, als wäre nicht nur die Haut dort abgelöst worden, ihm kam es auch vor, als
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