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0849 - Sprung über den Abgrund

Titel: 0849 - Sprung über den Abgrund
Autoren: Unbekannt
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Erdbeben war", antwortete er.
    Walik Kauk musterte den Mann verblüfft. Payne Hamiller war ziemlich jung, um die dreißig Jahre. Er war von mittlerer Größe und hatte dunkles Haar, das er sehr kurz geschnitten trug. Die braunen Augen waren mit merkwürdig starrem Blick auf den jeweiligen Gegenstand ihres Interesses gerichtet: Payne Hamiller war kurzsichtig.
    „Na schön - dann erklären Sie uns, was es war", sagte Walik Kauk schließlich.
    „Ein G-Wirbel", antwortete Hamiller so beiläufig, als erwarte er von jedem, daß er wisse, was ein G-Wirbel war.
    Walik Kauk schüttelte den Kopf.
    „Nie davon gehört", brummte er.
    Payne Hamiller taute auf.
    „Sie können auch noch nicht davon gehört haben", erklärte er eifrig. „Es ist nämlich, wenn ich mich recht erinnere, noch nie einer beobachtet worden."
    „Woher wissen Sie dann, daß es einer ist?" fragte Kauk verblüfft.
    Der junge Wissenschaftler strahlte übers ganze Gesicht.
    „Weil ich ihn vorhergesagt habe!" rief er. „Ich habe den Zerfall der Sonne Medaillon sorgfältig studiert und geprüft, ob er im Einklang mit meiner Theorie steht. Nachdem ich das festgestellt hatte, entwickelte ich die Theorie weiter und fand, daß sich aus der Entwicklung von Medaillon gewisse Randerscheinungen ergeben müßten, unter anderem der G-Wirbel."
    Walik Kauk starrte zuerst Hamiller an, dann wanderte sein Blick hilfesuchend zu Jentho Kanthall.
    „Er hat geprüft, ob der Zerfall der Sonne mit seiner Theorie in Einklang steht", murmelte er. „Wen haben wir da? Einen neuen Einstein?"
    Wider Erwarten blieb Jentho Kanthall völlig ernst.
    „Ich möchte diese Möglichkeit nicht ausschließen, Walik", antwortete er. „Am besten, du hörst dir an, was Hamiller zu sagen hat."
    Walik Kauk nickte.
    „Gut. Ich höre."
    „Gravitation", begann der junge Wissenschaftler zu dozieren, „ist die vierdimensionale Erscheinungsform eines Phänomens, das wir als Hyperbarie bezeichnen und das in einem übergeordneten Kontinuum, meist Hyperraum genannt, angesiedelt ist.
    Wenn Hyperbarie sich im Einstein-Kontinuum bemerkbar macht, dann gewöhnlich in zweifacher Gestalt, nämlich als Masse verbunden mit Schwerkraft. Diese Kombination ist derart vorwiegend - ich meine gegenüber dem Auftreten von Masse ohne Schwerkraft oder von Schwerkraft ohne Masse -, daß man bis in die jüngste Vergangenheit postuliert hat, Masse und Schwerkraft seien unzertrennbar miteinander verbunden."
    Er blickte in die Runde, um sich zu vergewissern, daß seine Zuhörer ihm folgten. Als er Walik Kauk ansah, bemerkte dieser: „Ihre Augen ruhen auf einem Mann, der noch immer daran glaubt."
    Payne Hamiller nahm von Kauks Bemerkung keine Notiz. Mit dem Eifer des wissenschaftlichen Verkünders fuhr er fort: „Unter gewissen Umständen, die allerdings höchst selten auftreten, muß sich jedoch Hyperbarie auch so bemerkbar machen können, daß - zum Beispiel - Gravitation losgelöst von Masse auftritt. Eine solche Gelegenheit ergibt sich in der Nähe von alternden Sternen, die zu Schwarzen Löchern degenerieren.
    Genau das ist bei Medaillon der Fall, wie Sie alle wissen."
    Walik Kauk nickte. Die Hypothese, daß Medaillon sich binnen kurzer Frist in ein „black hole" verwandeln werde, war mittlerweile allgemein akzeptiert.
    „Was Bluff erlebte, war also kein Erdbeben, sondern eine Schwerkrafteruption?" fragte Kauk, um sich zu vergewissern, daß er richtig verstanden hatte.
    „Der Begriff Eruption beschwört ein falsches Bild herauf", korrigierte ihn Payne Hamiller. G-Wirbel, so habe ich das Phänomen benannt, entstehen mehr wie Stürme, wie Zyklone, verstehen Sie? Sie sind ihrer Natur nach statistisch.
    Man kann feststellen, unter welchen Umständen die Entstehung eines G-Wirbels wahrscheinlich und unter welchen sie unwahrscheinlich ist. Aber man hat niemals eine Garantie, daß unter gegebenen Bedingungen ein Wirbel wirklich entsteht beziehungsweise nicht entsteht."
    Ohne daß er es wollte, war Walik Kauk beeindruckt.
    „Und das haben Sie alles ausgerechnet?" fragte er.
    Payne Hamiller wurde von neuem unsicher.
    „Nun ja ...", druckste er, „... es ist wirklich recht einfach, wenn man sich erst einmal die fundamentalen Grundsätze zurechtgelegt hat."
    Bluff Pollard schilderte sein Erlebnis. Payne Hamiller machte eifrig Notizen. Als der Junge mit seinem Bericht zu Ende war, wirkte der Wissenschaftler äußerst befriedigt.
    „Ich muß auf dem schnellsten Weg nach Luna zurück", erklärte er. „Solcherart Vorfälle
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