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0849 - Schattengesicht

0849 - Schattengesicht

Titel: 0849 - Schattengesicht
Autoren: Jason Dark
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oder Felsen lebte. Einer, der die Materie beherrschte und diese dank seiner geistigen Kraft umbauen konnte, wie ich schon erlebt hatte, denn einmal in der Nacht war die Felswand für mich durchlässig geworden.
    »Ich habe dich verflucht, Sinclair!«
    Beinahe identisch waren seine beiden Sätze gewesen, und ich wollte ihm ins Gesicht schreien: »Verdammt, ich weiß es doch! Ich weiß es längst, zum Teufel noch mal!«
    Ich sagte nichts. Ich blieb stumm und richtete die Blicke meiner Augen auf den widerlichen Mund mit den strichdünnen Lippen, die so stark verzogen waren, daß sie einen auf dem Rücken liegenden Halbmond bildeten. Hinzu kam das Glitzern der kleinen Augen. Wenn ich dann noch an die Worte dachte, so mußte ich davon ausgehen, daß ich in der Klemme steckte und von einer anderen Kraft beherrscht wurde.
    Zacharias sprach wieder. »Du wirst dich an mich gewöhnen müssen. John Sinclair. Sehr sogar. Du hast versagt, du hast meine Tochter nicht retten können. Sie brachte sich um, obgleich ich dich gebeten hatte, sie vor dem Tod zu bewahren. Jetzt wirst du als Versager die Folgen zu tragen haben. Was immer du tust, ich werde dich beobachten. Ich bin immer bei dir, denn du stehst ab jetzt unter meiner Kontrolle. Du kannst mir nicht mehr entwischen.«
    Nicht allein dieses Gesicht machte mich fast wahnsinnig. Es war auch der Triumph in seiner Stimme. Aber ich schaffte es zum Glück, die Nerven zu bewahren und ganz ruhig zu bleiben.
    »Ich glaube nicht, Zacharias, daß du es schaffen wirst«, flüsterte ich ihm zu.
    »O doch.«
    »Nein, denn ich halte dagegen.«
    »Danke, John Sinclair. Ich danke dir, daß du so gedacht hast. Ich freue mich nämlich auf einen Kampf zwischen uns beiden. Alle anderen haben mir es immer leicht gemacht, aber du, das weiß ich jetzt, wirst kämpfen. Ich bin sicher, daß ich gewinnen werde. Ja, du kannst dich darauf verlassen.«
    Ich wollte mich nicht auf einen Streit einlassen. Es brachte nichts, wenn ich mich zu stark aufregte.
    Mein Blick glitt durch die Scheibe bis hinaus auf den Parkplatz, wo die Fahrzeuge abgestellt waren.
    Ein blauer Himmel, nicht weit entfernt die M4, eine Motorway, der die Städte Bristol und London miteinander verband.
    Es war also alles normal, eine Welt und ein Tag, der sich in nichts von dem Vortag unterschied.
    Bis auf meine Hand.
    Dabei hatte ich es gut gemeint. Ich war in die Gegend an der Grenze zwischen Wales und Cornwall gefahren, weil mich der Anruf dieses Zacharias erreicht hatte. Er hatte mich darum gebeten, seine Tochter Erica zu retten. Ich war zu spät gekommen. Erica hatte sich Sekunden zuvor vor meinen Augen vom Rand der Klippe in die Tiefe gestürzt und war in der Brandung zerschellt.
    Das hatte ich damals zumindest geglaubt. Noch in derselben Nacht hatte ich sie wiedergesehen. Da war ich von einem Zwerg, der zu Zacharias' Helfern gehörte, in den Felsen hineingeführt worden, der sich wie ein Sesam-öffne-dich vor uns aufgetan hatte.
    Ich hatte Zacharias, den Herrn der Legenden, erlebt. Ich hatte seine Tochter wie einst das schöne Schneewittchen in einem gläsernen Sarg liegen sehen, und ich hatte mir seine Vorwürfe anhören müssen und war letztendlich auch von ihm verflucht worden, bevor ich bewußtlos geworden und im Haus auf den Klippen erwacht war.
    Ich hatte noch in der Zwischenzeit den Schäfer Calvin Crichton kennengelernt, einen Aussteiger, der einiges über die Umgebung wußte, allerdings zuwenig, um mir helfen zu können. Die Zwerge hatten es auf seine Herde abgesehen gehabt und drei Tiere getötet sowie seinen Hund verletzt. Ich wollte ihn nicht in größere Schwierigkeiten bringen und hatte mich entschlossen, das Gebiet zu verlassen allerdings mit dem Vorsatz, wieder zurückzukehren, und zwar nicht allein. Ich würde Suko um Unterstützung bitten.
    Bis zu dieser Raststätte bei Swindon war ich gekommen. Und hier hatte mich das Schicksal ereilt.
    Noch immer lag meine linke Hand rücklings auf dem Tisch. Das Gesicht grinste mich an, aber ich ließ mich nicht mehr provozieren, sondern dachte nach.
    Wehrlos war ich nicht.
    Dabei dachte ich nicht an meine Beretta, nein, es gab da noch mein Kreuz. Bisher, da war ich ehrlich genug, hatte es mir nicht sehr geholfen. Ich war auch nicht dazu gekommen, es konzentriert einzusetzen, das aber sollte sich jetzt ändern.
    Wie würde es reagieren? Was würde geschehen? Vor allen Dingen - was passierte mit meiner Hand?
    Ich war plötzlich nicht mehr so optimistisch wie bei dem ersten Gedanken
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