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0843 - Tunnel der hungrigen Leichen

0843 - Tunnel der hungrigen Leichen

Titel: 0843 - Tunnel der hungrigen Leichen
Autoren: Jason Dark
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genommen.
    An diesem Abend trug Shao einen quittegelben Pulli mit leicht vorstehendem Rollkragen und eine schwarze Steghose. Der Tisch war bereits gedeckt, auf den vier im Quadrat aufgestellten Warmhalteplatten standen die Teller und Schüsseln mit den verschiedenen Beilagen. Fleisch, Eier, Reis, Nudeln, Gemüse, immer nur wenig, aber alles war marktfrisch.
    »Was möchtest du trinken, John?«
    »Bier, bitte.«
    »Okay.«
    Natürlich hatte sich Shao Mühe gegeben, und natürlich hatte ich Hunger, aber irgendwie schmeckte es mir nicht. Das lag nicht am Essen, sondern an mir, denn ich war mit meinen Gedanken nicht bei der Sache. Immer wieder kam mir die geheimnisvolle Begegnung in den Sinn, und natürlich dachte ich auch an den seltsamen Toten.
    Suko merkte, was mit mir los war. Hin und wieder traf mich ein gespannter und auch fragender Blick, doch ich hielt mein Versprechen und redete nicht davon.
    Dafür erzählte Shao, daß sie sich nach dem Hongkong-Urlaub wieder gut zurechtgefunden hatte, im Gegensatz zu anderen Hausbewohnern, denen ihr Auftauchen nach so langer Zeit doch ziemlich suspekt gewesen war. Sie hatten es nicht gewagt, irgendwelche Fragen zu stellen. »Du glaubst gar nicht, John, wie ich mich darüber amüsiert habe.« Mit zwei Stäbchen pickte Shao frisch gedünsteten Fisch auf und schob ihn sich in den Mund. Sie kaute und lachte dann. »Aber ich habe ihnen wirklich keine Antwort gegeben und auch keine Erklärung.«
    »Dann läßt du sie dumm sterben.«
    »Ja, so ist es.«
    Suko legte seine Stäbchen neben den Teller. »Wo wir gerade beim Thema sind, John, dann rück doch mal raus damit, wie das nun mit der Leiche in deiner Wohnung gewesen ist.«
    Ich sagte nichts. Shaos Blick erstarrte und sie fragte flüsternd: »Eine Leiche?«
    Ich nickte.
    »Wie… wie kommt sie denn…?«
    »Wir wollten doch erst nach dem Essen darüber reden«, beschwerte ich mich.
    »Die Hälfte haben wir ja schon hinter uns.«
    »Genau.« Shao nickte. »Denn jetzt bin ich auch richtig gespannt. Ihr habt mich auf ein Thema gebracht.«
    »Das nicht gerade angenehm ist. Außerdem geht es nicht nur um den Toten.«
    »Sondern?«
    Ich legte mir Reisnudeln und scharf gewürztes Schweinefleisch auf den Teller. »Sei nicht so neugierig, ich werde dir alles der Reihe nach erzählen.« Trotzdem machte ich es spannend, denn zuerst aß ich einige Bissen und begann erst dann. »Eigentlich fing alles auf der Fahrt vom Airport nach London an.«
    »Begegnete dir da ein Toter?«
    »Das nicht, Shao, aber zwei seltsame Wesen, halb Mensch, halb Geist oder nur Geist, die ich noch nie zuvor in meinem bisherigen Leben gesehen habe.«
    »Wer kam?«
    »Langsam, Suko, du bist doch sonst die Ruhe selbst.« Ich ließ mir Zeit bei meinem Bericht, sparte allerdings nicht mit Details und weihte meine beiden Freunde sehr intensiv ein.
    Sie hörten zu. Zuerst gespannt, dann ungläubig, und sie schüttelten anschließend die Köpfe.
    »Das ist alles wahr?« fragte Shao.
    »So wahr wie dein Essen, das mir übrigens vorzüglich schmeckt, liebe Shao.«
    »Danke, aber ich kann es nicht fassen.« Sie schaute Suko an, der ebenfalls aussah, als begreife er nichts. »Willst du nicht etwas sagen?«
    Suko hob die Schultern. »Was soll ich da erwidern? Ich komme nicht zurecht. Diese Frau mit den Zöpfen und dieser seltsame Krieger mit der Augenklappe, das sind Gestalten wie aus einem Fantasy-Film.«
    Ich gab Suko durch mein Nicken recht. »Das stimmt. Nur mit dem einen Unterschied. Ich habe sie tatsächlich gesehen, und zwar nicht auf der Leinwand.«
    »Das glaube ich dir sogar.«
    »Warum sind sie dir erschienen, John?«
    »Shao, darüber habe ich sogar während des Essens nachgedacht, aber ich weiß es nicht.«
    »Und trotzdem gibt es einen Grund.«
    »Sicher.«
    Suko trank einen Schluck von seinem Tee. Im Gegensatz zu mir hatten er und Shao auf Bier verzichtet. »Könnte es sein, daß man dich oder daß man uns auf etwas vorbereiten will, mit dem wir möglicherweise in naher Zukunft zu tun bekommen?«
    »Es wäre die einzige Erklärung.«
    »Gestalten aus anderen Welten, John. Kreaturen der Finsternis?«
    Ich hatte meinen Teller leer gegessen und lehnte mich zurück. Ich war satt, voll bis obenhin, aber ich fühlte mich nicht so aufgepumpt, das lag an dem leicht verdaulichen Essen. »Nein, keine Kreaturen der Finsternis. Die sehen anders aus, normaler, wenn ich mal so sagen darf. Sie zeigen sich freiwillig ja nicht in ihrer eigentlichen Gestalt. Ich glaube daran, daß
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