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0843 - Jagdgebiet Hölle

0843 - Jagdgebiet Hölle

Titel: 0843 - Jagdgebiet Hölle
Autoren: Christian Schwarz
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vorhin so emotional und damit unüberlegt gehandelt hatte.
    Gut, der Morano dieser Welt war ein anderer als der seiner eigenen. Das wurde dem Professor in diesem Moment wieder klar. Dass sich ein Vampir allerdings Zugang zu einem hohen Regierungsgremium der Menschen erschlichen hatte, legitimierte sein Handeln ausreichend, wie er fand.
    Ob das ein Fehler gewesen war, würde sich noch zeigen. Nicht in der Frage, ob Morano auch in dieser Welt tatsächlich als Vampir sein Dasein fristete. Davon war Zamorra absolut überzeugt. Doch dem Professor war klar, dass er sich mit derartigem Wissen und Aussagen noch verdächtiger machte, als er ohnehin schon erscheinen musste.
    Zamorra schloss Nicole in die Arme und drückte sie fest an sich. »Ist ja gut, Nici. Ich verstehe dich voll und ganz«, flüsterte er ihr ins Ohr. Zufrieden bemerkte er, wie sie sich entspannte. »Das ist kein Problem für mich. Ich muss dir auch nicht verzeihen, weil es nichts zu verzeihen gibt. Das ist… ganz natürlich. Sag mir nur eines: Nennst du Morano auch ›Chéri‹?«
    Nicole wand sich aus seinen Armen. Empört sah sie ihn an. »Spinnst du? Wie kannst du so was auch nur andeutungsweise glauben? Nie im Leben hätte ich einen anderen Menschen wieder Chéri genannt, und wenn ich Hunderttausend Jahre alt werde.« Jetzt gelang ihr das Lächeln wieder. »Aber es ist schön, dass ich es wieder tun kann -Chéri.«
    Der Premier kam zurück. Er bat nun seinerseits Nicole, ihn mit Zamorra alleine zu lassen.
    Sie nickte. »Ich gehe mit Paul zurück ins Château. Dort findest du mich, wenn ihr hier fertig seid, Chéri.«
    Die beiden Männer gingen zum Aufzug, begleitet von einer der Wachen. Der Premier führte Zamorra in einen kleinen Nebenraum des riesigen Dachrestaurants auf dem ehemaligen UN-Gebäude, das jetzt als Sitz der Weltregierung diente, wie Zamorra beiläufig erfuhr.
    Bei einem guten Essen und einem noch besseren Wein kamen die beiden alten Freunde ins Gespräch. Dass der Bodyguard mithörte, schien den Premier nicht zu stören. »Der Mann ist absolut vertrauenswürdig«, stellte er auf einen fragenden Blick Zamorras hin fest.
    »Ich habe einen Meegh-Spider über New York aufsteigen sehen«, sagte Zamorra nach kurzem Smalltalk unvermittelt. »Was hat es damit auf sich, Bill?«
    Der Premier nickte. »Gerade aus deinem Mund hört sich diese Frage mehr als seltsam an«, lächelte er. »Kannst du dich wirklich an gar nichts mehr erinnern?«
    »An absolut gar nichts.«
    »Gut. Oder auch nicht gut.« Bill Fleming dachte einen Moment lang konzentriert nach. »Es ist jetzt dreiundsiebzig Jahre her, dass die Menschheit Erstkontakt mit der DYNASTIE DER EWIGEN bekam. Die ERHABENE Ansu Tanaar erschien mit drei riesigen Schlachtschiffen über den Vereinigten Staaten und erklärte unsere Welt zum Sklavenplaneten der Ewigen.«
    »Ansu Tanaar? Die ERHABENE hieß tatsächlich Ansu Tanaar?« Zamorra beugte sich unwillkürlich vor. Seine rechte Hand krampfte sich um das Messer.
    »Ja. Klingelt was bei dir?«
    »Hm, nicht wirklich, Bill. Da ist nur so eine seltsame Unruhe in mir. Keine Ahnung.«
    Gleichzeitig zogen die Bilder wie ein Film an seinem inneren Auge vorbei: Ansu Tanaar; die Goldene von Lemuria, Todfeindin der Meeghs, die Ansus Volk komplett ausgerottet hatten. Zamorra selbst hatte Ansu einst durch den Lebenskuss aus einem Jahrhunderte langen Schlaf erweckt. Daraufhin war die Goldene gegen die Meeghs in den Kampf gezogen, von den Schattendämonen aber in der Straße der Götter getötet worden. Ansus Bewusstsein überlebte jedoch dank ihres gigantischen magischen Potenzials in ihrem goldenen Schädel, den Zamorra viele Jahre später in die Heimatdimension der Meeghs verbrachte. Dort war der Schädel als eine Art magische Bombe explodiert und hatte in der Folge alle Meeghs im Multiversum vernichtet -fast alle. Denn in jüngster Zeit waren wieder Meeghs auf der Erde aufgetaucht, und eine kampfstarke Flotte ihrer Schattenraumschiffe bewegte sich irgendwo im Weltraum!
    Aber auch sie schienen einer Spiegelwelt zu entstammen… [1]
    Ansu Tanaar war eine gute Freundin gewesen, aber ganz sicher keine Ewige. Es raubte Zamorra fast den Atem, so unverhofft wieder von ihr zu hören. Welche Überraschungen hielt diese Spiegelwelt noch parat?
    »Ansu Tanaar war eine grausame Herrscherin«, fuhr Bill Fleming derweil fort. Scheinbar war ihm nicht aufgefallen, dass Zamorra für einen Moment geistesabwesend gewesen war. »Sie begann, die Ressourcen der Erde gnadenlos
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