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0840 - Das Drachenmädchen

0840 - Das Drachenmädchen

Titel: 0840 - Das Drachenmädchen
Autoren: Jason Dark
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Rammstoß traf die Doppelfaust Kinn und Hals des Drachenmädchens. Selbst bei dieser kurzen Berührung spürte Shao sehr deutlich, daß sich die Haut verändert hatte und härter geworden war.
    Die Knöchel schrammten daran entlang, und aus dem Mund des Drachenmädchens drang ein uriger Laut.
    Shao schnellte hoch. Diese zackige Bewegung schleuderte Li Warren endgültig zur Seite, und Shao war ebenfalls wie ein Blitz auf den Füßen. Vergessen waren die Nachwirkungen des Treffers, vergessen war auch ihre Angst. Mit gewaltigen Schritten lief sie auf eine bestimmte Stelle zu, an der etwas lag, das sie beinahe schon vergessen hatte.
    Es war aus der anderen Welt nach unten gefallen. Es war das Geschenk der Sonnengöttin, und Shao hörte noch bei ihrem Sprint die ferne und doch so herrlich klare Stimme.
    »Nimm es hin. Es gehört dir!«
    Shao konnte sich nicht einmal bedanken, denn jetzt kam es auf jede Sekunde an.
    Sie stoppte nicht und warf sich auf die Gegenstände zu, die verteilt auf dem Boden lagen.
    Ihr enges Ledertrikot, ihre Halbmaske - und die Armbrust nebst Köcher mit Pfeilen.
    Die Waffe riß Shao mit der linken Hand an sich. Drai Pfeile zugleich zerrte sie aus dem Köcher, und sie wunderte sich, wie sehr ihr die Handhabung der Waffe in Fleisch und Blut übergegangen war.
    Nein, sie hatte nichts vergessen.
    Während der Drehung legte Shao bereits den ersten Pfeil auf und spannte die Waffe.
    Dann sah sie Li Warren plötzlich vor sich und auch in einer günstigen Schußweite. Sie hätte schon jetzt abdrücken können, aber sie zögerte. Es lag am Anblick der Person, denn sie war kein Mensch mehr. Vor ihr stand eine Mutation. Li Warren hatte die Drachengötter geliebt, sie hatte ihnen ihr Leben geweiht, und diese Götter, mochten sie auch noch so fern sein, bewiesen ihr, daß sie zu ihnen gehört, allerdings auf ihre Art und Weise, denn Lis Verwandlung war noch nicht vollzogen.
    Da stand ein Mittelding zwischen Mensch und Drache vor der jungen Chinesin.
    Ein Kopf, der sich regelrecht aufgebläht hatte und auf dessen Mitte der Beginn eines gezackten Kammes zu sehen war. Wie eine lange Welle zog sich dieser Kamm über den Nacken in Richtung Rücken.
    Auch das Gesicht hatte nur entfernt etwas Menschliches an sich. Haut war nicht zu sehen, die Nase andeutungsweise, und der Mund war zu einem breiten Maul degeneriert. Zackenzähne schimmerten zwischen den Lippen. Am Körper war die Kleidung gerissen, so daß Shao die schuppige Haut sah.
    Die Augen sahen ebenfalls nicht mehr menschlich aus. Es gab keine Höhlen, in denen sie lagen. Die Pupillen waren wie kalte Eiskugeln nach vorn gedrückt worden, zwei fremde Glotzer, mehr nicht.
    Breite Füße hielten den Körper, und auch die linke Hand war längst zu einer Kralle deformiert.
    Shao hatte diesen Anblick rasch überwunden und wunderte sich selbst, wie ruhig sie plötzlich war.
    Ruhig und eiskalt…
    Sie hielt die schwere Armbrust fest und zitterte nicht mal. Der Pfeil lag gut in der Führung, die schwere Waffe war gespannt, Shao zielte dorthin, wo sich der Dampf nach unten hin verteilte. Li ging den ersten Schritt.
    Ein sirrendes Geräusch erklang, als der Pfeil die Sehne verließ. Traumhaft sicher raste er auf sein Ziel zu und hieb mit einem dumpfen Geräusch in die Brust des Wesens. Selbst die stärkere Drachenhaut hatte diesem Aufprall nicht standhalten können. Tief steckte der Pfeil im Körper des ehemaligen Drachenmädchens.
    Li war stehengeblieben. Wenn es auf ihrem deformierten Gesicht noch so etwas wie einen überraschten Ausdruck gab, dann präsentierte sie ihn jetzt. Der Blick der kalten Glotzer war in die Tiefe gerichtet. Vielleicht wunderte sich die Kreatur über den langen Schaft, der da aus ihrer Brust ragte.
    Längst hatte Shao einen zweiten Pfeil aufgelegt.
    Sie schoß ihn ab, als das Wesen wieder vorging. Erneut lauschte sie dem sirrenden Echo, und diesmal bohrte sich der Pfeil in die rechte Brustseite der Horrorgestalt.
    Ein Zucken durchlief den Körper. Zugleich drang ein röhrendes Geräusch aus dem Maul. Dichtere Qualmwolken verließen den breiten Spalt zwischen den Zähnen, und auch eine klebrige Flüssigkeit fand den Weg nach draußen.
    Die Gestalt schwankte, aber sie war noch nicht tot.
    Shao legte den dritten Pfeil auf.
    Sie ging noch näher an ihr Ziel heran. In ihrem Gesicht regte sich nichts. Sie war und mußte voll konzentriert sein, im Gegensatz zu dem Wesen, das einmal das bildschöne Drachenmädchen gewesen war. Es hatte mit den finsteren
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