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084 - Im Schatten der Guillotine

084 - Im Schatten der Guillotine

Titel: 084 - Im Schatten der Guillotine
Autoren: Dämonenkiller
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Tempo.
    Dorian sprach wieder, und allmählich dehnte sich der auf dem Globus schimmernde Lichtkreis aus. Bald glühte die Kugel wie eine Miniatur sonne.
    Gebannt schaute der Dämonenkiller auf den Globus. Er spürte plötzlich nicht mehr den Händedruck seiner Nebenmänner und hatte den Eindruck, zu schweben.
    Aus dem Licht schälten sich die Umrisse einer eigentümlichen Gestalt heraus. Dorian spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Die Gestalt bekam ein Gesicht, verließ den Lichtkreis und nahm vor der Kommode mit dem Kerzenhalter Aufstellung. Die Kerzenflamme beschien eine etwas verzerrte säuerliche Miene.
    Der Faust-Geist war erschienen. Er trug den üblichen weiten Umhang, den hohen Spitzhut, Schuhe mit Gürtelschnallen und einen Wams; und wie bei früheren Beschwörungen bediente er sich auch diesmal wieder des Namens, den Dorian Hunter in einem seiner früheren Leben getragen hatte. „Fürwahr keine gute Idee, mich in dieser Verfassung zu Euch zu rufen, Georg!"
    Der Geist verzog das Gesicht noch etwas mehr und krümmte sich ein wenig. Seine Stimme klang dumpf und unheilvoll. „Ihr glaubt ja gar nicht, was ich durchstehen muß."
    „Es tut mir leid", erwiderte der Dämonenkiller. „Ich konnte nicht ahnen, daß Euch nicht wohl ist." „Schon gut. Tragt mir Euer Anliegen vor! Ich spüre, daß Ihr mir eine Frage zu unterbreiten habt." Der Dämonenkiller fixierte den Astralleib des Dr. Faust und sagte: „Ich möchte Erkundigungen über einen gewissen Hermes Trismegistos einziehen. Jeder Hinweis wäre mir nützlich."
    Der Geist krümmte sich wieder und keuchte eigentümlich. „Mein lieber Georg - mir ist, als ginge ein großes Mühlrad in meinem Kopf herum. Eine Wesenheit macht mir schwer zu schaffen. Ein Geist. Glaubt mir, ich fühle mich kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen."
    Er hatte die letzten Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da lösten sich die Konturen seiner Gestalt auf, und die gesamte Erscheinung verflüchtigte sich.
    Dorian versuchte ihn mit allen Mitteln zurückzuhalten, aber nach zwei glücklosen Versuchen gab der Dämonenkiller auf.
    Licht flammte auf.
    George Mansfield zeigte eine enttäuschte Miene. „Was sollen wir mit der Aussage anfangen, Dorian? Faust hat sich wieder einmal höchst orakelhaft ausgedrückt."
    „Mit dem Geist, der ihm zusetzt, hat er Hermes Trismegistos gemeint." Dorian erhob sich. „Ich habe kaum Zweifel. Es bleibt mir überlassen, zu einer Schlußfolgerung zu kommen."
    Nachdem er sich bei den Mitgliedern der Bruderschaft bedankt hatte, verließ er den Tempel und kehrte in die Jugendstilvilla zurück. In seine Überlegungen verstrickt, öffnete er das schmiedeeiserne Tor und wanderte über das Grundstück auf den Gebäudeeingang zu. Auf dem Korridor, der zur Küche führte, bog er ab und stieg die Treppenstufen in den Keller hinunter. Er durchquerte den Raum mit der Reliquien- und Dokumentensammlung und wandte sich dem Zimmer der „Mystery Press" zu, aus dem zwei Stimmen hallten - die eine tief, die andere hell und doch ein bißchen rauchig.
    Trevor Sullivan und Coco Zamis erwarteten den Dämonenkiller.
    Er trat ein und begrüßte sie zerstreut.
    Trevor Sullivan stand hinter dem Vielzwecktisch, ein kleiner, hagerer, asketisch wirkender Mann mit Geiergesicht. Im Vergleich zu Coco schnitt er tatsächlich nicht besser ab als jener Großvogel neben einem exotischen Pfau.
    Coco saß auf der Tischplatte und drehte sich um, als Dorian eintrat. Sie trug einen dunklen Hosenanzug, der sehr eng saß. Ihre grünen Augen und das lang herabfallende, schwarze Haar machten sie zu einer faszinierenden Erscheinung.
    „Neuigkeiten?" erkundigte sie sich.
    Der Dämonenkiller musterte sie ein wenig irritiert. „Keine. Wir haben den Faust-Geist angerufen, und er schien auch. Etwas macht ihm arg zu schaffen. Konkretes ist bei der Unterredung mit ihm nicht herausgekommen."
    „Deshalb bist du so abwesend."
    Sullivan stützte sich mit gespreizten Fingern auf. „Ich habe mich wegen dieses Magnus Gunnarsson umgehört, Dorian. Leider hat auch das herzlich wenig eingebracht. Um mich kurz zu fassen: über seinen Aufenthaltsort ist nichts bekannt. Ich habe etliche Informationsquellen angezapft. Erfahren habe ich nur, daß Gunnarsson in den letzten Tagen über irgend etwas in großer Sorge gewesen zu sein scheint."
    „Danke, Trevor. Leider kann ich mir immer noch keinen Reim auf all das machen."
    Dorian schaute wieder Coco an, und in seinem Blick lag etwas Drängendes,
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