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0822 - Nomaden der Hölle

0822 - Nomaden der Hölle

Titel: 0822 - Nomaden der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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den unwirklichen Himmel reichte. Er spürte die magische Illusion, die um den gesamten Komplex lag. Höhe, Breite, Tiefe… die kompletten Ausmaße waren mit dem logischen Verstand nicht zu erfassen.
    Morano grinste. Auf der Erde hätte die junge Generation das hier wohl als Monster-Fake bezeichnet, und exakt das war es ja schlussendlich auch. Selbst er konnte die wahrhaftigen Ausdehnungen des Refugiums nicht einmal erahnen. Sicher schien ihm nur, dass sie wesentlich geringer waren, als es ihm seine Augen vorgaukelten.
    Sarkana war ein alter Fuchs… gewesen. Morano musste sich eingestehen, dass selbst er beeindruckt war. Langsam näherte er sich der genialen Mogelpackung, der Mücke, die Sarkana solange aufgepumpt hatte, bis sie tatsächlich wie der Urgroßvater aller Elefanten wirkte.
    Einen Moment später bemerkte Morano die Veränderung, die dort vor sich gegangen war. Aus der Feme war es ihm bei dem diffusen Licht nicht weiter aufgefallen, doch nun wurde es überdeutlich: Das gesamte Massiv war über und über zugewuchert. Dichtester Dschungel hatte das Refugium des Vampirdämons in Besitz genommen. Und der schien nicht an der Oberfläche Halt zu machen. Morano konnte erkennen, wie er sich in den Gangöffnungen fortsetzte.
    Eines war klar - Sarkana hatte das nicht initiiert. Es passte ganz einfach nicht zu ihm.
    Ein leises Surren erklang hinter Tan Morano. Kaum wahrnehmbar, doch laut genug, um die geschärften Sinne des Vampirs zu reizen. Morano wirbelte herum. Was er sah, war eine Kreatur, die sich in seinem Rücken beinahe lautlos aus den Lüften niedergelassen hatte. So in etwa stellten sich die Menschen der Erde die prähistorischen Flugsaurier vor, die ihre Welt wohl vor Millionen von Jahren bevölkert hatten.
    Dieses Exemplar jedoch war nicht sonderlich groß. Es maß, wenn es auf den Hinterbeinen stand, kaum mehr als Morano selbst. Seine Flügel schienen wie Pergament und machten ihn nicht unbedingt zu einem genialen Flieger oder Gleiter; sein Schnabel jedoch war beeindruckend.
    Der zuckte nun blitzartig vor, wollte Tan Morano ganz einfach aufspießen…
    Ein wilder Sprung zur Seite brachte don Vampir aus der unmittelbaren Gefahrenzone. Noch in der Bewegung trat er mit dem rechten Fuß zu. Mit der Sohle seines Schuhes erwischte Morano den Schnabel voll. Ein Knirschen erklang, gefolgt von einem schmerzdurchdrungenen Krächzen. Das Vogelwesen knickte nach vorne ein - und Morano handelte blitzschnell.
    Mit einem Satz war er auf dem Rücken des Flugsauriers, der verzweifelt versuchte, sich mit wilden Flügelschlägen vom Boden zu lösen. Das Gewicht des Vampirs drückte ihn nieder.
    »Verdammt, sehe ich aus wie ein Wurm?«, fluchte Morano. »Was soll das?«
    Er erhielt keine Antwort. Dazu war das Wesen nicht fähig, denn sein Geisteshorizont begann und endete beim Fressen - das war alles, was zählte!
    Morano war sicher nicht zum Vogelfutter geschaffen. Mit beiden Händen umklammerte er den dürren Hals des Wesens. Mit all seiner Kraft riss er ihn nach hinten. Das Geräusch war hässlich - und absolut eindeutig zugleich. Leblos baumelte der Kopf zur Seite.
    Morano sprang hoch. Sein Blick ging nach oben, doch nirgendwo konnte er weitere Flugwesen entdecken. Noch nicht! Einer war kein Problem, zwei oder drei sicherlich auch nicht, doch wenn sie ihn im Schwarm angreifen sollten…
    Irgendwo in der Feme hörte er hohe Schreie. Schrill, wütend und aggressiv. Der Vampir spurtete los. Über ihm tauchten die ersten Wesen auf, stießen im Steilflug auf ihn herab.
    Auf die Idee, sich magisch zu schützen, kam Morano nicht einmal. Alles ging viel zu schnell, brach wie ein Gewitter über ihm los. Die letzten zwei Meter bis zur Gangöffnung überwand er mit einem Hechtsprung. Der weiche Moosboden dämpfte seinen Aufprall deutlich ab. Zwei, drei Sprünge brachten ihn endgültig aus der Reichweite der wütenden Schnabelhiebe, die ihn zu töten versuchten. Doch zum einen behinderten die hirnlosen Flugwesen sich gegenseitig, zum anderen war der Gang zu schmal, um mehr als einem von ihnen Zugang zu gewähren.
    Abrupt endete die Attacke.
    Morano war verblüfft - die Kreaturen wagten es offenbar nicht, das Refugium zu betreten. Sie zogen sich zurück, und warteten in sicherer Entfernung auf ihr potentielles Opfer. Anscheinend waren sie davon überzeugt, dass der Vampir den schützenden Gang wieder verlassen würde.
    Warum? Was machte die Vogelwesen so sicher?
    Plötzlich war da der Druck in Moranos Kopf. Und die Gewissheit,
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