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0822 - Nomaden der Hölle

0822 - Nomaden der Hölle

Titel: 0822 - Nomaden der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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Links von ihm lag ein langgestrecktes Gebäude, das eher einem monströsen Schuhkarton, als einem Haus ähnlich sah; jegliche Individualität ging dieser Wohnmaschine ab. Der Parapsychologe erinnerte sich, ein solches Gebäude ganz in der Nähe der Stadtmauer gesehen zu haben, als sie Armakath von oben her betrachtet hatten. Doch es konnte natürlich sein, dass es unzählige dieser Bauten in der Stadt gab.
    Die Frage war nur, wie sie Morano und die Vampirin finden sollten. Zamorra hörte Laertes Stöhnen. Der hagere Mann stand wieder auf den eigenen Füßen, wenn auch schwankend wie Schilf im Wind.
    »Die Flammen hatten uns nicht gerufen.« Kurz schloss Dalius die Augen, die sich noch nicht an die Verhältnisse in Armakath angepasst hatten. »Also wollten sie uns auch nicht passieren lassen. Es war verdammt knapp, Zamorra. Das hätte böse enden können. Ohne dein Amulett wäre ich zurückgeschleudert worden.«
    Zamorra schwieg dazu, ließ sich seine Verwunderung nicht anmerken. Also hatte Merlins Stern eingegriffen? Der Meister des Übersinnlichen war sich dessen nicht bewusst. Er ließ Laertes weiterreden.
    »Das hätte uns beide das Leben kosten können.« Er blickte sich um. »Wir sind nahe hinter der Mauer gelandet. Wo exakt, weiß ich nicht. Aber ich kann die Magie der Krone spüren, wenn auch nur schwach. Das kann nur bedeuten, dass sie diesen Morano noch nicht völlig unter ihre Kontrolle gezwungen hat. Wir sollten uns beeilen. Wer weiß, wie lange er noch widerstehen kann.«
    Eine lange Rede für einen so schweigsamen Charakter, fand Zamorra. Momentan war er es, der den Part des Redefaulen inne hatte. Er hielt auch seine Antwort kurz und knapp.
    »Dann lass uns nach ihnen suchen. Geh voran.«
    »Ich muss mich kurz orientieren. Aus der Ferne ist das bei Armakath leichter, als wenn man sich in der Stadt befindet.« Laertes nahm die Fährte auf.. Zamorra hielt sich einige Meter hinter dem Vampir. Jetzt hätte er Saarg nur zu gerne hinter sich gehabt, denn das Hüteauge im Hinterkopf des Skoloten war für solche Fälle geradezu prädestiniert.
    Doch Saarg war nicht hier - ebenso wenig wie Nicole und Mirjad. Zamorra hoffte, dass die Korsin sich ruhig verhielt. Ärger hatten sie auch so schon mehr als genug.
    Am Ende der Straße bog Laertes zielsicher nach rechts ab.
    Der Parapsychologe konnte nun förmlich riechen, wie besagter Ärger Meter um Meter näher auf ihn zukam.
    Und dann stand er direkt vor ihnen -Tan Morano…
    Auf seinem Kopf trug er die Dunkle Krone der Asanbosam!
    ***
    Mirjad schlug einen weiten Bogen talabwärts.
    Im Grunde konnte es ihr gleichgültig sein, wenn Nicole oder die Skoloten entdeckten, wohin sie wollte. Ihr Vorsprung war sicherlich bereits groß genug. Die Gefahr, von der Französin noch eingeholt zu werden, erschien sehr gering. Andererseits war sich Mirjad auch nicht sicher, ob Nicole das überhaupt versuchen würde.
    Zu unterschiedlich waren die Denkweisen der beiden Frauen. Mirjad konnte die ihrer Ansicht nach viel zu weiche Handlungsweise von Zamorra und seinem Team nicht nachvollziehen. Einzig Gryf dachte und handelte auf eine Weise, die Mirjads Denken entsprach.
    Wer mich töten will - wer zu der dunklen Welt gehört -, der darf kein Pardon erwarten.
    Nicoles Gardinenpredigt, was die Notwendigkeit einer differenzierten Sicht betraf, war an Mirjad wirkungslos abgeprallt.
    Ganz sicher wollte sie nicht hier untätig warten, bis Zamorra und dieser Vampir Laertes in der Stadt etwas ausgerichtet hatten. Wenn sie denn etwas erreichen konnten! Diese Sabeth interessierte die Korsin nicht; auch sie ge- hörte zu den Blutsaugern, für die Mirjads Messer stets geschärft war. Mirjad wollte Tan Morano - den Maitre, den Mörder und Sklavenhalter ihrer Familie, ihres ganzen Heimatdorfes. Und der war in der weißen Stadt. Es war nur logisch, wohin Mirjads Weg führte.
    Die Stadtmauer war hoch, doch bei weitem nicht hoch genug, um einem in den korsischen Bergen geborenen Kind wirklich als großes Hindernis im Weg zu stehen. Mirjad kletterte wie eine Katze. Auf der anderen Seite sprang sie geschmeidig hinunter. Das geöffnete Vendetta-Messer lag in ihrer rechten Hand.
    Mirjads Augen gewöhnten sich rasch an die ungewöhnliche Umgebung. Die Korsin war anpassungsfähig. Ihr gesamtes bisheriges Leben hatte sie es sein müssen, und sie war damit schließlich erfolgreich gewesen - denn sie lebte noch! Im Gegensatz zu denen, die Moranos Vampiren in dem kleinen Bergdorf zum Opfer gefallen waren. Auch
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