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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes
Autoren: Elizabeth George
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bin bereit dazu. Ich täte es lieber nicht, weil es mir natürlich Unannehmlichkeiten bescheren wird, aber ich bin dazu bereit. Eve ist diejenige, die nichts davon hören will.«
    »Sie haben sie gesehen?«
    »Mit ihr gesprochen. Danach habe ich David angerufen. Ich erinnerte mich, daß er einen Bruder hat ... Ich wußte, daß Sie irgendwie mit gerichtlicher Ermittlungsarbeit zu tun haben oder hatten. Ich dachte, Sie könnten vielleicht helfen.«
    St. James schüttelte den Kopf und reichte Luxford Brief und Umschlag zurück. »Nein, darauf kann ich mich nicht einlassen. Die Sache kann in aller Diskretion von der -«
    »Hören Sie mir zu.« Luxford hatte weder seinen Kaffee noch seinen Kuchen angerührt, doch jetzt griff er nach seiner Tasse. Er nahm einen Schluck Kaffee und stellte die Tasse wieder hin. Ein wenig Kaffee schwappte über und rann über seine Finger. Er versuchte nicht, sie zu trocknen. »Sie wissen nicht, wie Zeitungen wirklich arbeiten. Die Polizei wird als erstes Eve aufsuchen, und niemand wird davon erfahren. So weit, so gut. Aber die Ermittlungsbeamten werden mehr als einmal mit ihr sprechen wollen, und sie werden nicht bereit sein, auf einen Moment zu warten, wo sie unbeachtet zu Hause sitzt. Sie werden sie in ihrem Büro im Innenministerium aufsuchen, weil das von Scotland Yard aus bequemer ist - und daß diese Entführung zu einer Angelegenheit von Scotland Yard wird, wenn wir nicht jetzt etwas tun, um das abzubiegen, ist wohl klar.«
    »Scotland Yard und das Innenministerium halten enge Verbindung«, erklärte St. James. »Das wissen Sie doch. Und selbst wenn dem nicht so wäre, würden sie die Beamten kaum in Uniform aufsuchen.«
    »Glauben Sie im Ernst, sie müßten in Uniform kommen?« fragte Luxford scharf. »Es gibt nicht einen einzigen Journalisten, der es nicht merkt, wenn er einen Polizeibeamten vor sich hat. Da kreuzt also ein Polizeibeamter im Innenministerium auf und fragt nach der Staatssekretärin. Ein Korrespondent einer der Zeitungen sieht ihn. Jemand im Innenministerium ist bereit zu quatschen - ein Sekretär, eine Sachbearbeiterin, ein Hausmeister, ein fünftrangiger Beamter, der Schulden und ein ausgeprägtes Interesse an Geld hat. Ganz gleich, wie es passiert, es passiert. Jemand quasselt also mit dem Korrespondenten. Und sofort richtet sich die Aufmerksamkeit seiner Zeitung auf Eve Bowen. Wer ist diese Frau, fragt die Zeitung. Was will die Polizei von ihr? Wer ist übrigens der Vater ihres Kindes? Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis sie über Charlotte zu mir finden.«
    »Wenn Sie niemandem etwas gesagt haben, ist das unwahrscheinlich«, meinte St. James.
    »Es spielt keine Rolle, was ich gesagt oder nicht gesagt habe«, entgegnete Luxford. »Der springende Punkt ist doch, daß Eve geredet hat. Sie behauptet, es nicht getan zu haben, aber sie muß geredet haben. Jemand weiß Bescheid. Jemand wartet. Wenn wir die Polizei hinzuziehen - also genau das tun, was der Entführer von uns erwartet -, kommt die Geschichte unweigerlich in die Presse. Und wenn das geschieht, ist Eve erledigt. Sie wird von ihrem Posten als Staatssekretärin zurücktreten müssen, und ich vermute, sie wird auch ihr Mandat verlieren. Wenn nicht sofort, dann bei der nächsten Wahl.«
    »Es sei denn, sie wird zum Mittelpunkt öffentlicher Anteilnahme. Dann wäre diese Angelegenheit ihren Interessen äußerst dienlich.«
    »Das«, sagte Luxford, »ist eine ganz besonders bösartige Bemerkung. Was wollen Sie unterstellen? Sie ist Charlottes Mutter, Herrgott noch mal!«
    Deborah wandte sich ihrem Mann zu. Sie hatte auf dem Sitzkissen vor seinem Sessel gesessen. Mit leichter Hand berührte sie sein gesundes Bein und stand auf. »Kann ich mal mit dir sprechen, Simon?« fragte sie.
    St. James sah, wie erhitzt sie wirkte, und bedauerte sofort, daß er nichts unternommen hatte, um ihr dieses Gespräch zu ersparen. Sobald er gehört hatte, daß es sich um ein Kind handelte, hätte er sie unter irgendeinem Vorwand hinausschicken sollen. Kinder - und ihre eigene Kinderlosigkeit - waren ein wunder Punkt.
    Er folgte ihr ins Speisezimmer auf der anderen Seite des Korridors. Die Hände hinter sich auf das glänzende Holz des Tisches gestützt, blieb sie stehen. »Ich weiß, was du denkst«, sagte sie, »aber das ist es nicht. Du brauchst mich nicht zu schützen.«
    »Ich möchte mit dieser Sache nichts zu tun haben, Deborah. Das Risiko ist zu groß. Ich möchte es nicht auf dem Gewissen haben, wenn dem Kind etwas
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