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0798 - Der Hausmeister

0798 - Der Hausmeister

Titel: 0798 - Der Hausmeister
Autoren: Jason Dark
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Platanenblätter.
    Es war alles wunderbar. Nichts störte ihn. Don fragte sich, weshalb er trotzdem nicht einschlafen konnte, und seine Gedanken beschäftigten sich ununterbrochen mit diesem Thema.
    Er wollte und musste zu einem Ergebnis gelangen, und er fragte sich, ob es möglicherweise eine Vorahnung war, die den Schlaf von ihm wegtrieb. Würde sich in dieser noch jungen Nacht etwas Bestimmtes ereignen? Seltsamerweise schaukelten wieder die Bilder seines letzten Falles an den Augen vorbei.
    Er roch das Blut, er hörte sich selbst schreien, er sah seine Tochter, auch die verbissenen und kantigen Gesichter seiner Kollegen, er sah den toten Hausmeister, und er sah das Gespenst aus dem Zimmer dringen und lautlos über die Schwelle schweben.
    Ein grauer durchscheinender Riese. Ein mächtiges und furchtbares Etwas, las es normalerweise nicht geben durfte und das er doch so deutlich gesehen hatte.
    Es musste mit dem Toten in einer Verbindung gestanden haben.
    War es vielleicht seine Seele gewesen?
    Verdammt, Cavendish, hämmerte er sich ein, du bist ein Arschloch. Du bist ein Idiot. So etwas kann es doch nicht geben, das ist Schwachsinn und Kinderkram!
    Er ärgerte sich, dass ihn die Erinnerung so stark ins Schwitzen gebracht hatte, und er sagte sich, dass es Zeit wurde, endlich von hier wegzukommen. Deshalb nahm er sich vor, die Therapie zu intensivieren, er wollte an sich arbeiten, hart arbeiten, umso schnell wie möglich wieder gesund zu werden.
    Seine Hände lagen auf der Decke. Es war besser so, da konnte er auf dem dünnen Stoff den Schweiß abwischen. Immer wieder schaute er zum Fenster.
    Heute kam es ihm wie ein großes, beobachtendes Auge vor, das aus einer anderen Welt mitgebracht und kurzerhand in die Mauer eingesetzt worden war. Als sollten die Geister aus dem Totenreich einen Beobachtungsposten haben.
    Don kannte jede Einzelheit. Dieses Fenster war ihm vertrauter geworden als alles andere zuvor in seinem Leben. Eigentlich lächerlich, er hätte sich auch daran gewöhnen müssen, stattdessen beobachtete er es mit Skepsis und Sorge.
    Dort rührte sich nichts.
    Aber warum schwitzte er dann so stark, wenn nichts geschah. War es die Luft, die ihm anders vorkam als in den vergangenen Nächten? Sie war dichter geworden, wurde von etwas, das er sich nicht erklären konnte, beherrscht.
    Am Fenster bewegte sich etwas.
    War es der Geist?
    Don hielt den Atem an – und stieß ihn erleichtert wieder aus, denn es war nur die Gardine gewesen, die einen leichten Schwung bekommen hatte. Vom Wind bewegt, mehr nicht.
    Wenn Wind geweht hätte!
    Don fiel ein, dass es völlig windstill war. So ruhig, wie er es in den vorherigen Nächten nicht erlebt hatte. Da hätte sich die Gardine nicht bewegen können. Durchzug herrschte ebenfalls nicht. Davor hütete man sich im Krankenhaus.
    Nein, dachte Don. Ich habe mich nicht geirrt. Die Gardine hat sich bewegt, oder sie ist bewegt worden.
    Bewegt worden?
    Von wem?
    Cavendish fühlte sich plötzlich so wie kurz vor der Begegnung mit dem Hausmeister. Wieder raste ein Adrenalinstoß durch seinen Körper und machte ihn wacher als wach.
    Er ließ das Fenster nicht aus den Augen. Er sah den Schatten des Baumes dahinter. In diesem Augenblick tat sich dort etwas. Es blieb nicht so wie immer, da war etwas.
    Eine graue Füllung!
    Pfeifend stieß er die Luft aus. Er kannte diese schreckliche Graue aus der Schule. Die Gestalt war kurz nach dem Tod des Hausmeisters erschienen. Groß, wuchtig, gefährlich, und sie stand plötzlich vor seinem Fenster, ohne mit dem drei Stockwerke tiefer liegenden Boden auch nur den geringsten Kontakt zu haben.
    Das war Wahnsinn, unglaublich…
    Vor dem Fenster hing der Unheimliche in der Luft. Die Stille bedrückte den Kranken, sie flößte ihm gleichzeitig Angst ein und veränderte seinen klaren Blick, denn als er den Kopf drehte, hatte er den Eindruck, als würden sich auch die Wände bewegen.
    Durch die geisterhafte Gestalt ging ein Ruck. Ein kurzes Zucken, wie er feststellte.
    Dann bückte sie sich.
    Kein Laut war zu hören. Alles lief in einer bedrückenden Stille ab.
    Die Gestalt füllte die gesamte Breite und auch Höhe des Fensters aus. Sie glich einem starren Nebel, der sich trotzdem bewegte und sich nach vorn drängte.
    Hinein in das Krankenzimmer.
    Don Cavendish wunderte sich, wie ruhig er im Bett liegenblieb. Er kam sich in diesem Augenblick vor wie der Mann im Kino, der im Sitz hockte und nur schaute.
    Der Kranke schaute nur. Seine Augen kamen ihm glasig
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