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0791 - Diondra - einfach mörderisch

0791 - Diondra - einfach mörderisch

Titel: 0791 - Diondra - einfach mörderisch
Autoren: Jason Dark
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Maske. Erkannte sie mich überhaupt? Wusste sie, wer hier auf sie wartete?
    Jedenfalls war in ihren Augen davon nichts zu sehen. Diese Frau war noch immer mit sich selbst beschäftigt. Ein Zittern lief über ihren Körper, sie bewegte die Handflächen auf ihren Schenkeln, schaute sich dabei nach links und rechts um, als wollte sie dabei nach bestimmten Dingen suchen. Aber die Stimmen waren nicht mehr zu hören, und es zeigte sich auch niemand, der gesprochen haben könnte.
    Ich hob die Hand.
    Es war eine für beide günstige Bewegung, denn sie riss Diondra aus ihrer Lethargie. Sie hob den Kopf, wir sahen uns an, und ich quälte mir ein Lächeln ab, von dem ich hoffte, dass es nicht zu aufgesetzt wirkte.
    »Sie sind hier?«
    »Ja, ich…«
    Diondra schüttelte den Kopf, als könnte sie es nicht fassen. Sie breitete die Arme aus, sie hob die Schultern an und atmete tief ein und aus. »Es ist nicht gut…«
    »Warum nicht?«
    »Nein, es ist nicht gut«, wiederholte sie. Dabei war mir ihre Stimme fremd. Zudem hatte sie die Worte nur mühsam formen können.
    Sie klangen auch wie nachgesprochen.
    »Ich warte noch auf eine Antwort.«
    »Gefahr«, sagte sie.
    »Durch Sie?«
    »Nein«, erwiderte sie nach einer Weile. »Nicht durch mich. Durch die Bedrohung. Ich habe sie gespürt, sie ist da, sie hat mich eingeholt. Sie erinnerte mich an etwas.« Ihr Mund zuckte. »Die Vergangenheit, die Wolke, das andere Wissen…«
    Ihre Worte waren erstickt. Ich hatte sie allerdings gut verstanden und grübelte darüber nach, was sie mit dem Begriff anderes Wissen gemeint hatte. War es nur eine Formulierung für ihre außergewöhnlichen Kenntnisse, oder steckte da etwas anderes dahinter?
    Ich tippte auf das zweite. Mit einer entschlossenen Bewegung streckte ich ihr meine Rechte entgegen. Sie musste das Zeichen verstehen, ich wollte sie von ihrem unbequemen Sitzplatz wegziehen, aber Diondra gehorchte mir nicht. Sie übersah die Hand einfach.
    »Nein«, sagte sie, »nein, nicht mit Ihnen. Sie sollen gehen, alle sollen gehen.«
    »Wir sind zu Ihrem Schutz da!«
    Es war der richtige Satz gewesen. Plötzlich klang ihre Stimme beinahe wieder normal. »Schutz? Wer kann mich denn schützen? Kein Mensch schafft dies. Nein, so etwas geht nicht. Man muss mich nicht vor anderen Dingen schützen oder vielleicht auch. Wichtig ist der Schutz vor der Bedrohung, vor den alten Kräften, vor dem anderen Wissen, aber das kann niemand. Deshalb gehen Sie.«
    »Nein, ich bleibe bei Ihnen.«
    Sie atmete tief ein. »In der folgenden Nacht wird er kommen«, flüsterte sie.
    »Wer? Wer wird kommen?«
    »Der Tod…«
    Es hatte unheimlich geklungen, und selbst ich konnte den Schauder nicht unterdrücken. Sie hatte sehr ernst gesprochen, und ich glaubte es ihr sogar.
    »Der Tod?«, wiederholte sie. »Das ist mir zu allgemein und auch zu abstrakt. Wie soll der Tod denn kommen? Hat er eine Gestalt? Werden wir überfallen? Ist es eine Bedrohung, Diondra? Ist es das wirklich? Können Sie das so ohne weiteres sagen?«
    Sie gab mir keine Antwort. Aber ihre Bewegungen ließen schon einige Rückschlüsse zu, denn sie rutschte auf ihrem harten Sitzplatz unruhig hin und her, und ich hatte auch den Eindruck, als würde sie wieder nach den Stimmen lauschen.
    Das wollte ich genauer wissen. So fragte ich sie: »Was waren das für Stimmen? Wer hat mit Ihnen geredet, Diondra? Ich habe sie gehört, denn ich stand an der Rückseite und konnte lauschen.«
    »Das war nicht gut.«
    »Ich will es nicht beurteilen, ich hatte nur die flüsternden Stimmen gehört,«
    »Die Geister…«
    »Welche?«
    »Totengeister.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Sie winkte ab. »Die Bedrohung kann niemand aufhalten. Sie ist nicht nur auf dem Weg, sie ist schon da. Sie wird den Kessel des Schreckens zulöten, sodass sich niemand mehr aus ihm befreien kann.« Mit einem Ruck stand sie auf, so heftig, dass ich erschrak. Sie hatte sich von einer Sekunde zur anderen gewandelt.
    »Ich werde gehen«, sagte sie.
    »Darf ich Sie zum Haus begleiten?«
    Diondra Mayne hob die Schultern, bevor sie mir eine Antwort gab, die ich nicht begriff. »Sehen Sie gern an der Seite Ihrer Mörderin ins Grab…?«
    ***
    Der Mann mit der roten Narbe am Kinn und der etwas schief sitzenden Nase – die Folge einer Auseinandersetzung – hieß Rutger. Er war als Letzter zu Cusors Truppe gestoßen und hatte zusammen mit seinem Partner Lennox den Auftrag bekommen, die vier Monitore zu überwachen. Ein Job, der ihm stank, denn im feuchten
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