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0788 - Herr der Insekten

0788 - Herr der Insekten

Titel: 0788 - Herr der Insekten
Autoren: W.K. Giesa
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Dingen auf uns warten. Dabei haben wir nicht mal was von der Fußball-Europameisterschaft mitbekommen. Grrrrr!«
    »Die war ja wohl auch nicht der Rede wert! Eine Schande, ausgerechnet von den Griechen ‘rausgekickt zu werden…«
    »Was verstehst du als Frau denn schon von Fußball?«, knurrte Zamorra.
    »Hör auf zu unken, alte Cassandra!«, seufzte Nicole. »Eigentlich wartest du doch nur darauf, dass irgendwo irgendwas passiert, um deine eigene Bedeutung herauszuspielen!«
    »Grrrr!«, machte er etwas lauter.
    »Hilfe, Chef, ein Werwolf muss in der Nähe sein. Irgendwas knurrt da, und das ist ganz bestimmt nicht mein Magen.«
    In ihren Augen sah er es fröhlich blitzen.
    Kurz entschlossen griff er zu, lud sie sich wie eine Last auf die Schulter und schritt mit ihr die Treppe hinauf, direkt ins Schlafzimmer. Dort warf er sie aufs Bett, pflückte ihr die Kleidung vom Leib und knurrte wieder werwölfisch. »Ich habe dich zum Fressen gern, und jetzt wirst du vernascht, meine Süße…«
    Genau das war es, was Nicole erhofft hatte. Sie schaffte es immer wieder, ihren geliebten Chef auf andere Gedanken zu bringen!
    Welchen Gedanken jemand im etwa vierzig Kilometer entfernten Lyon nachhing, ahnte keiner von ihnen…
    ***
    Daro Yol wunderte sich. Seit Jahren, die er nicht mehr zählen konnte, wurde er zum ersten Mal wieder von Insekten verfolgt. Da waren drei oder vier Fliegen, die einfach nicht von ihm ablassen wollten.
    »Lasst mich gefälligst in Ruhe!«, fauchte er, sie an, aber welche Fliege hat jemals einem Menschen gehorcht? Schließlich schlug er wütend nach ihnen, erwischte sie alle vier nacheinander und machte sie platt.
    ***
    Van Yol zuckte mehrmals hintereinander heftig zusammen. Er spürte, wie etwas die Welt verließ. Aber worum handelte es sich dabei? Draußen fuhr ein Taxi vor. Ein Brillenträger im hellen Sommeranzug stieg aus. Staatsanwalt Jean Gaudian. Van hatte ihn im vorigen Jahr kennen gelernt, als sein Vater mit ihm plauderte, und Gaudian hatte in Van das Interesse und den Wunsch geweckt, Jura zu studieren. Seither trafen sie sich öfters im Golfclub, wenn Daro seinen Sohn mitnahm, und nutzten die Gelegenheit zu ausgiebigen Plaudereien. So war es fast schon natürlich, dass Van den Staatsanwalt auch zu seinem sechzehnten Geburtstag eingeladen hatte.
    Nun denn… jetzt musste er sich wohl wieder unten sehen lassen.
    Er war vor einer Viertelstunde auf den Balkon geflüchtet, weil die Mädchen sich mehr für den Porsche und den ein paar Meter weiter zurück stehenden Rolls-Royce seines Vaters interessierten als für ihn selbst. Van nahm sich vor, die beiden Wagen in die Garage fahren zu lassen, ob das nun seinem Vater gefiel oder nicht, der, seinen Reichtum gern zur Schau stellte. Als Daro Yol so jung war wie Van jetzt, sei er bettelarm gewesen, hieß es.
    Im Eingangsbereich trat ihm Claudine Mesmer entgegen. »Sag mal, Van - ist das nicht der Staatsanwalt, der da gerade eingetroffen ist? Haben wir etwa einen Mordfall im Haus?«
    »Hättest du denn gern einen?«, fragte Van spöttisch. ›Wir‹ hat sie gesagt , dachte Van. Als gehörte sie zur Familie! Claudine war ein Jahr älter als er und in seiner Jahrgangsstufe, weil sie eine Ehrenrunde drehte, und diesmal war sie nur mit knapper Not mit den anderen weiter versetzt worden.
    Sie war hübsch, sie strahlte etwas aus, das in Van besitzergreifende Gefühle auslöste, aber sie zu heiraten, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Eine feste Bindung, das war etwas, woran er jetzt ganz bestimmt nicht interessiert war. So viele Mütter hatten so viele hübsche Töchter, die er nach und nach anzutesten gedachte. Sein Vater, der ihn in dieser Hinsicht scheinbar immer noch für ein Kind hielt, musste davon ja nichts wissen. Sonst kam garantiert wieder eine Moralpredigt.
    Vans Problem mit seinem alten Herrn war, dass der tatsächlich nach den Moralvorstellungen lebte, die er predigte. Auch im Geschäftswesen war er eine ehrliche Haut.
    Vielleicht war das nicht die schlechteste Methode, sich einen Namen zu machen und ein Vermögen anzusammeln.
    »Das wäre ja gruselig«, sagte Claudine. »Du, ich, ein Mörder und ein Opfer… brrrrr.« Sie schüttelte sich. »Lieber nicht. Aber was will der Gesetzesmensch dann hier?«
    »Wir sind befreundet«, sagte Van und schob sich an Claudine vorbei, um Jean Gaudian zu begrüßen.
    Kurz sah er sich dabei um und zur Sonne, wandte sich dann endgültig dem heranschreitenden Staatsanwalt zu.
    Wozu, dachte
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