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0788 - Herr der Insekten

0788 - Herr der Insekten

Titel: 0788 - Herr der Insekten
Autoren: W.K. Giesa
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ihn auf. »Sind Sie bereit?«
    Van Yol nickte stumm.
    Renoir zog das Tuch zurück und legte den Kopf des Toten frei.
    Wie ich es ahnte, durchzuckte es Van. Dass ich Daro nur noch ein einziges Mal sehen würde…
    »Er ist es«, sagte er rau. »Mein Vater Daro. Wie ist er gestorben?«
    »Allem Anschein zufolge ist er aus seinem Flugzeug gestürzt. Das zerschellte etwa einen Kilometer vom Stadtrand entfernt auf einem Acker. Hat man Sie vom Flughafen aus noch nicht darüber informiert?«
    Van schüttelte stumm den Kopf und wandte sich ab. Sein Traum vom Fliegen. Er hat sich erfüllt. Wie haben sie ihn dazu gezwungen?
    Ein paar Meter weiter saß eine Fliege und rieb die Vorderbeine gegeneinander. Es war ganz einfach, nahm Yol das Gedankenbild des Insekts auf. Er verlor sich in seinem Traum, und wir trugen den Traum fort zu seinem Ziel.
    »Was für ein Ziel?«, kam es fast lautlos über-Vans Lippen, der nicht merkte, dass er eben laut gedacht hatte.
    Leben gegen Leben.
    Das hieß, dass Claudine wieder lebte?
    Es erschütterte Van. Sein Vater war tatsächlich gestorben, damit das Mädchen weiter lebte. Und er, Van Yol, hatte das mit seinem Wunsch verursacht.
    Er war tatsächlich Herrscher über Leben und Tod!
    Wo war Claudine?
    Mit seinen Gedanken suchte er nach ihr, um sie jäh nebenan zu finden.
    Hastig schob er Wisslaire und Vendell, die hinter ihm standen, beiseite und stürmte hinaus, ehe die anderen begriffen, was er da tat.
    ***
    Ruckartig flog die Tür auf, und jemand stürmte herein. »Claudine!«
    Sie starrte ihn entsetzt an. »Du?«, keuchte sie auf, und ihre Augen weiteten sich. Sie glaubte wieder das Insektenhafte in ihm zu sehen, aber er hielt sich wenigstens in dieser Beziehung unter Kontrolle.
    Trotzdem war die Erinnerung plötzlich wieder da.
    Die Erinnerung an den vergangenen Nachmittag. An ihr furchtbares Sterben. Sie schrie auf, schrie immer lauter und entsetzter, während sie aus dem Sessel aufsprang und nach einer Fluchtmöglichkeit suchte. Aber diese Möglichkeit gab es nicht.
    Die Decke war ihr entglitten. Sie krümmte sich in einem Winkel des Zimmers zusammen und konnte sich trotzdem nicht schützen.
    Aber dann war da noch ein Mann, den sie nie zuvor gesehen hatte. Der Mann im weißen Anzug und mit dem auffälligen roten Hemd griff zu. Seine Hand bekam Vans Nacken zu fassen, drückte gegen einen bestimmten Punkt.
    Erschlaffend sank Van zusammen.
    Der Fremde, in dessen grauen Augen es funkelte, fing ihn auf, ehe er zu Boden stürzte, und schleifte ihn mit sich aus dem Zimmer. An seiner Stelle erschien eine junge Frau.
    »Es ist alles vorbei, Mademoiselle Mesmer«, sagte sie. »Er wird Ihnen nichts mehr antun. Nie mehr. Dafür werden wir sorgen.«
    Sie reichte Claudine die Decke, half ihr, sie umzuhängen und ihre Blöße damit zu bedecken. Sie lächelte, und etwas Sympathisches strömte von ihr zu Claudine hinüber.
    »Nie mehr…«
    ***
    Van Yol erwachte erheblich schneller wieder, als Zamorra angenommen hatte. Wütend starrte der Insektensprecher den Parapsychologen an. »Was fällt Ihnen ein?«, zischte er. »Ich hätte heute Nacht noch ganz anders mit Ihnen umspringen sollen, als Sie versucht haben, bei uns einzubrechen!«
    »Ach ja? Etwa mich von Ihren Insektenschwärmen töten lassen, so wie Sie Claudine und Ihren Vater umgebracht haben?«
    Sekundenlang zeigte Vans Gesicht blankes Entsetzen. Dann bekam er sich wieder unter Kontrolle.
    »Sie machen sich lächerlich«, entfuhr es ihm. »Ich soll Claudine umgebracht haben? Sieht so etwa eine Tote aus?«
    »Und Ihr Vater?« Es war ein Schuss ins Blaue. Aber Zamorra hatte gesehen, wie Nicole sich vorhin bei der Identifizierung auf Van konzentriert hatte - sie las seine Gedanken, ohne dass er es bemerkt hatte! Er war noch nicht clever genug, um zu wissen, wie man sich abschirmte. In Nicoles Gesicht jedoch hatte Zamorra größer werdenden Zorn gesehen. Und er glaubte herauszulesen, weshalb sie wütend war: Weil sie es hier mit einem Vatermörder zu tun hatten, der ihnen etwas vorspielte!
    »Vielleicht steht Ihr Vater ja auch wieder von den Toten auf, so wie es mit Claudine passiert ist?«, fuhr Zamorra fort.
    »Sie sind ja wahnsinnig«, fauchte Van. Er wandte sich dem Chefinspektor zu. »Schaffen Sie mir diesen Irren vom Hals, Polizist!«
    »Arroganz steht Ihnen nicht, mein Junge«, sagte Zamorra. »Eher sperrt er Sie ein als mich. Was glauben Sie, wer oder was Sie sind? Der Herr der Welt?«
    »Jedenfalls bin ich nicht Ihr ›Junge‹«, konterte
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