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0770 - Die andere Seite der Hölle

0770 - Die andere Seite der Hölle

Titel: 0770 - Die andere Seite der Hölle
Autoren: Jason Dark
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Ort. Sie suchten nach Parkplätzen.
    Hatten sie diese einmal gefunden, wurden die Kranken ausgeladen. Manche waren so elend dran, daß sie nicht einmal in Rollstühlen sitzen konnten und zusammensanken. Angehörige und Freunde schoben sie auf das Ziel zu und sprachen ihnen immer wieder Mut zu.
    Jane kümmerte sich nicht darum. Sie beschleunigte ihre Schritte und überholte zahlreiche Hoffnungssuchende. Einige beteten laut, andere sangen fromme Lieder, und wieder andere ließen die Perlen von Rosenkränzen durch die Finger gleiten.
    Andenkenbuden flankierten den Weg zum Ziel. Nicht wenige Besucher blieben stehen, um schon jetzt Bilder oder Figuren zu kaufen. Mit glänzenden Augen wurde der zu überhöhten Preisen angebotene Ramsch betrachtet, beinahe schon wie die Reliquien von Heiligen.
    Jane bog in die Straße ein, wo das Haus stand.
    Sie blieb stehen, schüttelte den Kopf, weil ihr das Bild einfach unglaublich erschien. Sie wollte nicht von einer Massenhysterie sprechen, aber die Menschenmenge, die sich vor dem Haus versammelt hatte, war nicht weit davon entfernt. Egal, wo sich die Leute aufhielten, sie alle hatten die Köpfe in eine bestimmte Richtung gedreht, hin zum Haus, wo sie lebte.
    Kein fremder Fuß betrat das Grundstück, denn die provisorische Absperrung hielt die Leute zurück.
    Auch Jane ging jetzt langsamer, als sie die Straße überquerte. Dabei suchte sie schon nach einer Lücke, um den Kordon durchbrechen zu können. Da mußte sie sich erst durch die Reihen der Wartenden schieben und dann an den Polizisten vorbei.
    Sie entdeckte eine kleine Fußbank, die jemand vergessen hatte. Darauf stellte sie sich und konnte so über die Köpfe der meisten hinwegschauen. Jane hoffte, Kontakt mit Elenor aufnehmen zu können, deshalb beobachtete sie das Haus. Es war durchaus möglich, daß Elenor ihr Kommen gespürt hatte und sich plötzlich am Fenster zeigte, um gerade ihr zuzuwinken.
    Das geschah noch nicht. Zudem waren die Gardinen zugezogen worden. Nicht einmal Schatten konnte Jane ausmachen.
    Alle warteten, alle hofften. Im Haus rührte sich nichts. Das Wetter hatte sich gehalten, der Wind war kalt, aber er brachte glücklicherweise keinen Regen mit.
    Da nicht alle Wartenden der Witterung entsprechend angezogen waren, mußten sie frieren, was ihnen aber nichts ausmachte, denn die Hoffnung war wie eine Flamme.
    Die Absperrung war um das gesamte Grundstück gezogen worden. Kein Fuß betrat den Garten, aber die Spannung stieg, und aus der Menge hörte Jane vereinzelte Rufe. Oft mit klagender Stimme ausgestoßen. Man wollte endlich die Wunderheilerin sehen, die jedoch zeigte sich nicht.
    Auch Jane Collins wurde von dieser Unruhe erfaßt, wenn auch aus anderen Gründen. Sie dachte an John Sinclair und Suko. Wenn die beiden sie nicht fanden, würden sie sich entsprechende Gedanken machen. Und natürlich darauf kommen, wo sie zu suchen war. So okay die beiden auch waren, im Moment jedoch konnte Jane nichts mit ihnen anfangen. Sie wollte nur zu Elenor, die Sehnsucht drängte sich immer tiefer in sie hinein, und Jane sprach bereits von einer Seelenverwandtschaft zwischen ihr und dem sechszehnjährigen Mädchen.
    Alles kippte, alles wurde anders, als Jane plötzlich den Hauch und dann die Berührung spürte. Sie war an ihrem rechten Ellbogen angestoßen worden, zuckte herum - und sah sie.
    »Hi, Jane.«
    »Du bist da?«
    »Ja.«
    »Aber…«
    Elenor hob eine Hand und legte einen Finger auf ihre Lippen. »Kein Aber, Jane - komm mit.«
    Die Detektivin ging wie in Trance mit. Sie fragte sich, ob die echte Elenor Hopkins an ihrer Seite ging, oder ob sie nur von ihrem Astralkörper begleitet wurde.
    Die junge Wunderheilerin ging voraus: Das war der Moment, wo sie entdeckt wurde. Die ersten Rufe schrillten über die Köpfe der anderen hinweg.
    »Da ist sie! Sie ist da!«
    Bevor die Masse der Wartenden begriffen hatte, hatten sie bereits die Absperrung erreicht und standen vor einem Polizisten, der sich nicht von der Stelle rührte, weil er ebenfalls überrascht war.
    Arme und Hände streckten sich dem Mädchen entgegen. Finger kratzten wie krumme Totenklauen über ihre Kleidung. Ein jeder, der in ihrer Nähe stand, wollte sie zumindest berühren, einen Kontakt haben, um die Hoffnung auf Heilung zu stärken.
    Elenor kümmerte sich nicht darum. Mit der Stimme einer erwachsenen Person sprach sie den Polizisten an. »Treten Sie zur Seite, wir müssen durch.«
    Der Mann nickte. Er bückte sich sogar und hob das Band der
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